Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789."Auch diejenigen, mit denen er in Streit gewesen war, kamen von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesöhnt und ihn in der guten Gemüthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stücken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Abschied von dem Seinigen, sein Herz zu voll von Empfindung, dennoch aber nicht voll Grolls, auch seine Worte nicht so gemeint seyen, als sie hätten erklärt werden können." "Bei der ersten Bekanntmachung seines schärfsten Urtheils veränderte er sich wenig, bei dessen Bestätigung aber gerieth er etwas mehr in Bewegung, und bat mit einigen Thränen, doch bescheiden und gefast, um die ihm auch verstattete Erlaubniß, um Milderung seiner Todesart nochmals nachzusuchen. Nach der Rückkunft in seine Haft fiel er, wehmüthiger als sonst, auf seine Knie, und sagte, als ihm zugesprochen ward: Es sey doch ganz etwas anders So zu sterben; ein So, das sein Gefühl von allem entdeckte, was die Ursach und die Art seines Todes beugendes für ihn haben »Auch diejenigen, mit denen er in Streit gewesen war, kamen von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Abschied von dem Seinigen, sein Herz zu voll von Empfindung, dennoch aber nicht voll Grolls, auch seine Worte nicht so gemeint seyen, als sie haͤtten erklaͤrt werden koͤnnen.« »Bei der ersten Bekanntmachung seines schaͤrfsten Urtheils veraͤnderte er sich wenig, bei dessen Bestaͤtigung aber gerieth er etwas mehr in Bewegung, und bat mit einigen Thraͤnen, doch bescheiden und gefast, um die ihm auch verstattete Erlaubniß, um Milderung seiner Todesart nochmals nachzusuchen. Nach der Ruͤckkunft in seine Haft fiel er, wehmuͤthiger als sonst, auf seine Knie, und sagte, als ihm zugesprochen ward: Es sey doch ganz etwas anders So zu sterben; ein So, das sein Gefuͤhl von allem entdeckte, was die Ursach und die Art seines Todes beugendes fuͤr ihn haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0066" n="64"/><lb/> <p>»Auch diejenigen, mit denen er in Streit gewesen war, kamen von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von <hi rendition="#b">Simmen</hi> zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Abschied von dem Seinigen, sein Herz zu voll von Empfindung, dennoch aber nicht voll Grolls, auch seine Worte nicht so gemeint seyen, als sie haͤtten erklaͤrt werden koͤnnen.«</p> <p>»Bei der ersten Bekanntmachung seines schaͤrfsten Urtheils veraͤnderte er sich wenig, bei dessen Bestaͤtigung aber gerieth er etwas mehr in Bewegung, und bat mit einigen Thraͤnen, doch bescheiden und gefast, um die ihm auch verstattete Erlaubniß, um Milderung seiner Todesart nochmals nachzusuchen. Nach der Ruͤckkunft in seine Haft fiel er, wehmuͤthiger als sonst, auf seine Knie, und sagte, als ihm zugesprochen ward: Es sey doch ganz etwas anders <hi rendition="#b">So</hi> zu sterben; ein <hi rendition="#b">So,</hi> das sein Gefuͤhl von allem entdeckte, was die Ursach und die Art seines Todes beugendes fuͤr ihn haben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0066]
»Auch diejenigen, mit denen er in Streit gewesen war, kamen von ihm Abschied zu nehmen, und freuten sich nachher innigst, sich mit ihm ausgesoͤhnt und ihn in der guten Gemuͤthsfassung gefunden zu haben, bewiesen auch, daß es ihnen anliege, in den Stuͤcken, die sie selbst angingen, den nachtheiligen Vermuthungen und Urtheilen von Simmen zu steuren. Bei einem solchen Besuch entfuhren ihm ein paar Worte, die ein Vorwurf zu seyn und einen noch festsitzenden Groll zu entdecken schienen. Er bat aber selbst den andern Morgen um Verzeihung dieses Ausdrucks, und bezeugte, daß damals noch eben, denn es war gleich nach dem Abschied von dem Seinigen, sein Herz zu voll von Empfindung, dennoch aber nicht voll Grolls, auch seine Worte nicht so gemeint seyen, als sie haͤtten erklaͤrt werden koͤnnen.«
»Bei der ersten Bekanntmachung seines schaͤrfsten Urtheils veraͤnderte er sich wenig, bei dessen Bestaͤtigung aber gerieth er etwas mehr in Bewegung, und bat mit einigen Thraͤnen, doch bescheiden und gefast, um die ihm auch verstattete Erlaubniß, um Milderung seiner Todesart nochmals nachzusuchen. Nach der Ruͤckkunft in seine Haft fiel er, wehmuͤthiger als sonst, auf seine Knie, und sagte, als ihm zugesprochen ward: Es sey doch ganz etwas anders So zu sterben; ein So, das sein Gefuͤhl von allem entdeckte, was die Ursach und die Art seines Todes beugendes fuͤr ihn haben
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