Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


wurde von ihnen aufgehoben, durch List aber kam er zur Preußischen Esquadron zurück. Von Feldschlachten hatte er der bei Frankfurt an der Oder und bei Zorndorf, und außerdem sehr vielen Scharmützeln beigewohnt, bei welchen Gelegenheiten er denn unterschiedene Säbelhiebe bekommen. Er versicherte, daß ihm einigemal sein eigner Säbel vor der Faust weggehauen sey; Kugeln aber hätten ihm nichts gethan. Er bildete sich ein, fest dagegen gewesen zu seyn, und sagte mit Entdeckung eines wunderlichen Aberglaubens, der 91. Psalm habe ihn fest gemacht, den er allezeit ein- oder mehreremale vor dem Handgemenge gebetet habe. Dieses Geheimniß verdankte er einem Prediger zu Hirschberg, der vorher Feldprediger gewesen sey."

"Nach seinen sechsjährigen Preußischen Kriegsdiensten bekam er von seinem Chef Erlaubniß, in sein Vaterland zu reisen. Der Kriegsdienst war die Schule, sagt der Herr Verfasser, in welcher dieser Mensch das sanfte, und den guten Anstrich seiner Sitten, auch die Geschicklichkeit, wohlzureden, gewann, und den ehrlichen, ehrbaren, feinen Mann so meisterhaft spielen lernte; daß er aber darin ein Mensch von guten, festen moralischen und Religionsgrundsätzen, ein Mensch von einem eigenthümlich guten moralischen Character geworden sey, das läßt sich nicht sagen. Genug, er lernte aus Bewegungsgründen von Anstand oder Uebelstand, von Ehre oder Schande, von Belohnung


wurde von ihnen aufgehoben, durch List aber kam er zur Preußischen Esquadron zuruͤck. Von Feldschlachten hatte er der bei Frankfurt an der Oder und bei Zorndorf, und außerdem sehr vielen Scharmuͤtzeln beigewohnt, bei welchen Gelegenheiten er denn unterschiedene Saͤbelhiebe bekommen. Er versicherte, daß ihm einigemal sein eigner Saͤbel vor der Faust weggehauen sey; Kugeln aber haͤtten ihm nichts gethan. Er bildete sich ein, fest dagegen gewesen zu seyn, und sagte mit Entdeckung eines wunderlichen Aberglaubens, der 91. Psalm habe ihn fest gemacht, den er allezeit ein- oder mehreremale vor dem Handgemenge gebetet habe. Dieses Geheimniß verdankte er einem Prediger zu Hirschberg, der vorher Feldprediger gewesen sey.«

»Nach seinen sechsjaͤhrigen Preußischen Kriegsdiensten bekam er von seinem Chef Erlaubniß, in sein Vaterland zu reisen. Der Kriegsdienst war die Schule, sagt der Herr Verfasser, in welcher dieser Mensch das sanfte, und den guten Anstrich seiner Sitten, auch die Geschicklichkeit, wohlzureden, gewann, und den ehrlichen, ehrbaren, feinen Mann so meisterhaft spielen lernte; daß er aber darin ein Mensch von guten, festen moralischen und Religionsgrundsaͤtzen, ein Mensch von einem eigenthuͤmlich guten moralischen Character geworden sey, das laͤßt sich nicht sagen. Genug, er lernte aus Bewegungsgruͤnden von Anstand oder Uebelstand, von Ehre oder Schande, von Belohnung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0034" n="32"/><lb/>
wurde von ihnen                         aufgehoben, durch List aber kam er zur Preußischen Esquadron zuru&#x0364;ck. Von                         Feldschlachten hatte er der bei Frankfurt an der Oder und bei Zorndorf, und                         außerdem sehr vielen Scharmu&#x0364;tzeln beigewohnt, bei welchen Gelegenheiten er                         denn unterschiedene Sa&#x0364;belhiebe bekommen. Er versicherte, daß ihm einigemal                         sein eigner Sa&#x0364;bel vor der Faust weggehauen sey; Kugeln aber ha&#x0364;tten ihm                         nichts gethan. Er bildete sich ein, fest dagegen gewesen zu seyn, und sagte                         mit Entdeckung eines wunderlichen Aberglaubens, der 91. Psalm habe ihn fest                         gemacht, den er allezeit ein- oder mehreremale vor dem Handgemenge gebetet                         habe. Dieses Geheimniß verdankte er einem Prediger zu Hirschberg, der vorher                         Feldprediger gewesen sey.«</p>
            <p>»Nach seinen sechsja&#x0364;hrigen Preußischen Kriegsdiensten bekam er von seinem                         Chef Erlaubniß, in sein Vaterland zu reisen. Der Kriegsdienst war die                         Schule, sagt der Herr Verfasser, in welcher dieser Mensch das sanfte, und                         den guten Anstrich seiner Sitten, auch die Geschicklichkeit, wohlzureden,                         gewann, und den ehrlichen, ehrbaren, feinen Mann so meisterhaft spielen                         lernte; daß er aber darin ein Mensch von guten, festen <hi rendition="#b">moralischen</hi> und Religionsgrundsa&#x0364;tzen, ein Mensch von einem                         eigenthu&#x0364;mlich guten moralischen Character geworden sey, das la&#x0364;ßt sich nicht                         sagen. Genug, er lernte aus Bewegungsgru&#x0364;nden von Anstand oder Uebelstand,                         von Ehre oder Schande, von Belohnung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0034] wurde von ihnen aufgehoben, durch List aber kam er zur Preußischen Esquadron zuruͤck. Von Feldschlachten hatte er der bei Frankfurt an der Oder und bei Zorndorf, und außerdem sehr vielen Scharmuͤtzeln beigewohnt, bei welchen Gelegenheiten er denn unterschiedene Saͤbelhiebe bekommen. Er versicherte, daß ihm einigemal sein eigner Saͤbel vor der Faust weggehauen sey; Kugeln aber haͤtten ihm nichts gethan. Er bildete sich ein, fest dagegen gewesen zu seyn, und sagte mit Entdeckung eines wunderlichen Aberglaubens, der 91. Psalm habe ihn fest gemacht, den er allezeit ein- oder mehreremale vor dem Handgemenge gebetet habe. Dieses Geheimniß verdankte er einem Prediger zu Hirschberg, der vorher Feldprediger gewesen sey.« »Nach seinen sechsjaͤhrigen Preußischen Kriegsdiensten bekam er von seinem Chef Erlaubniß, in sein Vaterland zu reisen. Der Kriegsdienst war die Schule, sagt der Herr Verfasser, in welcher dieser Mensch das sanfte, und den guten Anstrich seiner Sitten, auch die Geschicklichkeit, wohlzureden, gewann, und den ehrlichen, ehrbaren, feinen Mann so meisterhaft spielen lernte; daß er aber darin ein Mensch von guten, festen moralischen und Religionsgrundsaͤtzen, ein Mensch von einem eigenthuͤmlich guten moralischen Character geworden sey, das laͤßt sich nicht sagen. Genug, er lernte aus Bewegungsgruͤnden von Anstand oder Uebelstand, von Ehre oder Schande, von Belohnung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/34
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/34>, abgerufen am 25.11.2024.