Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="107"/><lb/> Momente, ehe eine andre an ihre Stelle treten kann, je mehr vorzuͤglich lebhafte Jdeen nur der Seele vorgeschwebt haben, je tiefer sie sich in dieselben eingelassen hat, je mehr Zeit und Kraft wird erfordert, um entweder die alten vielfachen Jdeen auf die Seite zu schieben, um andern Raum zu geben; oder auch in einem bloß passiven Zustande andre aufzunehmen, die von außen herbeieilen. Da die Nachtwandrer uͤberdem wohl sogleich die Eindruͤcke, die man bei ihnen, um sie aufzureiben, gebraucht, in <hi rendition="#b">ihren Traum selbst verweben, indem sie was außer ihnen vorgeht zu traͤumen glauben,</hi> so pflegt das Rufen bei Nahmen und andre Mittel nicht leicht auf sie zu wirken, bis eine koͤrperliche Ursache eine neue <hi rendition="#b">Spannung</hi> der Nerven, oder auch eine entstandene Leere von Vorstellungen die Seele wieder zu sich selbst kommen laͤßt. Daß sie in jenem Zustande Ausdruͤcke von außen mit in die Reihe ihrer Traumideen aufnimmt, und dadurch nicht aufgeweckt wird, siehet man daraus, daß unsre Nachtwanderin, wenn man zu schreien und zu lachen anfing, mitschrie und mitlachte. Es scheint, daß oft eine staͤrkere Erschuͤtterung des Koͤrpers beim Nachtwandler noͤthig sey, als die bloße Stimme eines andern, um ihn aus seinem Traume zu erwecken, wie auch aus nachfolgendem Beispiel erhellet, welches ich wegen seiner Sonderbarkeit und Unlaͤugbarkeit nicht uͤbergehen kann, zumal da es mir Gelegenheit giebt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0109]
Momente, ehe eine andre an ihre Stelle treten kann, je mehr vorzuͤglich lebhafte Jdeen nur der Seele vorgeschwebt haben, je tiefer sie sich in dieselben eingelassen hat, je mehr Zeit und Kraft wird erfordert, um entweder die alten vielfachen Jdeen auf die Seite zu schieben, um andern Raum zu geben; oder auch in einem bloß passiven Zustande andre aufzunehmen, die von außen herbeieilen. Da die Nachtwandrer uͤberdem wohl sogleich die Eindruͤcke, die man bei ihnen, um sie aufzureiben, gebraucht, in ihren Traum selbst verweben, indem sie was außer ihnen vorgeht zu traͤumen glauben, so pflegt das Rufen bei Nahmen und andre Mittel nicht leicht auf sie zu wirken, bis eine koͤrperliche Ursache eine neue Spannung der Nerven, oder auch eine entstandene Leere von Vorstellungen die Seele wieder zu sich selbst kommen laͤßt. Daß sie in jenem Zustande Ausdruͤcke von außen mit in die Reihe ihrer Traumideen aufnimmt, und dadurch nicht aufgeweckt wird, siehet man daraus, daß unsre Nachtwanderin, wenn man zu schreien und zu lachen anfing, mitschrie und mitlachte. Es scheint, daß oft eine staͤrkere Erschuͤtterung des Koͤrpers beim Nachtwandler noͤthig sey, als die bloße Stimme eines andern, um ihn aus seinem Traume zu erwecken, wie auch aus nachfolgendem Beispiel erhellet, welches ich wegen seiner Sonderbarkeit und Unlaͤugbarkeit nicht uͤbergehen kann, zumal da es mir Gelegenheit giebt,
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