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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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dem verschmähenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwärts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausübt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersüchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdrückung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verständnisse mit besserer und künstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmöglich, das Bild des Eifersüchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl übersehen kann; denn in ihm lößt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner äußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich über dieses noch nach den besondern Lagen, Verhältnissen, Alter, Temperament, Sitten und persönlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen übrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Hülfe nehme, wovon ich außer den bereits erwähnten nur noch im Vorbeigehn, Verläumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-


dem verschmaͤhenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwaͤrts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausuͤbt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersuͤchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdruͤckung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verstaͤndnisse mit besserer und kuͤnstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmoͤglich, das Bild des Eifersuͤchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl uͤbersehen kann; denn in ihm loͤßt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner aͤußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich uͤber dieses noch nach den besondern Lagen, Verhaͤltnissen, Alter, Temperament, Sitten und persoͤnlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen uͤbrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Huͤlfe nehme, wovon ich außer den bereits erwaͤhnten nur noch im Vorbeigehn, Verlaͤumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-

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[68/0068] dem verschmaͤhenden Gegenstande ab, und mit halb verwendetem Gesicht blickt er seitwaͤrts mit einem verachtenden Blicke nach ihm. Gegen seinen vermeinten Nebenbuhler ist er zornig, und droht ihm seine ganze volle Rache, und wenn er sie ausuͤbt, ist er grausam und ohne Schonung. Jst der Eifersuͤchtige ein Mann von Lebensart und Sitten, versteht er sich auf die Unterdruͤckung der Leidenschaften; so wird er sich seines Nebenbuhlers auf feinere Weise versichern, und seinem heimlichen Verstaͤndnisse mit besserer und kuͤnstlicher Art Hindernisse in den Weg zu stellen suchen. Es ist ohnmoͤglich, das Bild des Eifersuͤchtigen unter eine einzige Ansicht und in einen solchen Gesichtspunckt zu stellen, wo man ihn mit einemmahl uͤbersehen kann; denn in ihm loͤßt immer eine Leidenschaft und Empfindung die andere ab, und sein innerer Zustand wechselt mit seiner aͤußern Gestalt fast alle Augenblicke; alle diese Leidenschaften und Empfindungen modificiren sich uͤber dieses noch nach den besondern Lagen, Verhaͤltnissen, Alter, Temperament, Sitten und persoͤnlichen Character, so daß diese Leidenschaft fast in allen Subjekten eine andre Richtung gewinnt. Man kann sagen, daß sie aus fast allen uͤbrigen zusammen gesezt sey, oder doch wenigstens dieselben erzeuge und zu Huͤlfe nehme, wovon ich außer den bereits erwaͤhnten nur noch im Vorbeigehn, Verlaͤumdung, Haß, Mißgunst, Neid, Mistrauen und Verdacht nennen will. Ein gerin-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/68>, abgerufen am 25.11.2024.