Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
Man hat sich oft gewundert, daß in neuern Zeiten dergleichen Leute, Schatzgräber, Geisterbanner, Geisterbesprecher, Geisterseher, und wie diese Narren alle heissen mögen, wieder so vielen Unfug zu treiben anfangen; allein sie haben ihn immer getrieben, und werden ihn treiben, so lange die Menschen sonderlich in niedern Ständen die Köpfe von unterirdischen Geistern und von verborgenen Erdschätzen noch so voll haben. Wer mit gemeinen Leuten wenig umgegangen ist, kann es kaum glauben, wie sehr der Pöbel, der Vornehme nicht ausgenommen, an jenen Possen hängt, und wie schwer er sich davon durch Vernunftgründe abbringen läßt. Jch habe oft Gelegenheit gehabt, dem Jdeengange des gemeinen Mannes hierin nachzugehen, und habe fast immer gefunden, daß seine abergläubischen Grillen mit seinen schiefen Religionsbegriffen von einem Teufel in der genauesten Verbindung stehen. Außerdem
Man hat sich oft gewundert, daß in neuern Zeiten dergleichen Leute, Schatzgraͤber, Geisterbanner, Geisterbesprecher, Geisterseher, und wie diese Narren alle heissen moͤgen, wieder so vielen Unfug zu treiben anfangen; allein sie haben ihn immer getrieben, und werden ihn treiben, so lange die Menschen sonderlich in niedern Staͤnden die Koͤpfe von unterirdischen Geistern und von verborgenen Erdschaͤtzen noch so voll haben. Wer mit gemeinen Leuten wenig umgegangen ist, kann es kaum glauben, wie sehr der Poͤbel, der Vornehme nicht ausgenommen, an jenen Possen haͤngt, und wie schwer er sich davon durch Vernunftgruͤnde abbringen laͤßt. Jch habe oft Gelegenheit gehabt, dem Jdeengange des gemeinen Mannes hierin nachzugehen, und habe fast immer gefunden, daß seine aberglaͤubischen Grillen mit seinen schiefen Religionsbegriffen von einem Teufel in der genauesten Verbindung stehen. Außerdem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><lb/> graͤbergrillen gekommen ist; er war ein unwissender Mensch, der von natuͤrlichen Dingen und ihren Ursachen wenig Kenntniß hatte, ob er sich gleich mit Chirurgie und Baderkunst abgab. Jn seinen Diensten bei einem herumreisenden Charletan, welcher sich fuͤr einen Kaiserl. Koͤnigl. Leibarzt ausgab, mag er seinen Kopf mit einer Menge aberglaͤubiger Jdeen vollgepfropft haben, bis er endlich durch Lesung unsinniger Buͤcher so weit gebracht wurde, daß er sich mit der Verbannung der Geister und mit Schatzgraben abgab.</p> <p>Man hat sich oft gewundert, daß in neuern Zeiten dergleichen Leute, Schatzgraͤber, Geisterbanner, Geisterbesprecher, Geisterseher, und wie diese Narren alle heissen moͤgen, wieder so vielen Unfug zu treiben anfangen; allein sie haben ihn immer getrieben, und werden ihn treiben, so lange die Menschen sonderlich in niedern Staͤnden die Koͤpfe von unterirdischen Geistern und von verborgenen Erdschaͤtzen noch so voll haben. Wer mit gemeinen Leuten wenig umgegangen ist, kann es kaum glauben, wie sehr der Poͤbel, der Vornehme nicht ausgenommen, an jenen Possen haͤngt, und wie schwer er sich davon durch Vernunftgruͤnde abbringen laͤßt. Jch habe oft Gelegenheit gehabt, dem Jdeengange des gemeinen Mannes hierin nachzugehen, und habe fast immer gefunden, daß seine aberglaͤubischen Grillen mit seinen schiefen Religionsbegriffen von einem Teufel in der genauesten Verbindung stehen. Außerdem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
graͤbergrillen gekommen ist; er war ein unwissender Mensch, der von natuͤrlichen Dingen und ihren Ursachen wenig Kenntniß hatte, ob er sich gleich mit Chirurgie und Baderkunst abgab. Jn seinen Diensten bei einem herumreisenden Charletan, welcher sich fuͤr einen Kaiserl. Koͤnigl. Leibarzt ausgab, mag er seinen Kopf mit einer Menge aberglaͤubiger Jdeen vollgepfropft haben, bis er endlich durch Lesung unsinniger Buͤcher so weit gebracht wurde, daß er sich mit der Verbannung der Geister und mit Schatzgraben abgab.
Man hat sich oft gewundert, daß in neuern Zeiten dergleichen Leute, Schatzgraͤber, Geisterbanner, Geisterbesprecher, Geisterseher, und wie diese Narren alle heissen moͤgen, wieder so vielen Unfug zu treiben anfangen; allein sie haben ihn immer getrieben, und werden ihn treiben, so lange die Menschen sonderlich in niedern Staͤnden die Koͤpfe von unterirdischen Geistern und von verborgenen Erdschaͤtzen noch so voll haben. Wer mit gemeinen Leuten wenig umgegangen ist, kann es kaum glauben, wie sehr der Poͤbel, der Vornehme nicht ausgenommen, an jenen Possen haͤngt, und wie schwer er sich davon durch Vernunftgruͤnde abbringen laͤßt. Jch habe oft Gelegenheit gehabt, dem Jdeengange des gemeinen Mannes hierin nachzugehen, und habe fast immer gefunden, daß seine aberglaͤubischen Grillen mit seinen schiefen Religionsbegriffen von einem Teufel in der genauesten Verbindung stehen. Außerdem
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/2>, abgerufen am 16.02.2025. |