Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.Die Fragmente aus dem Tagebuche des verstorbenen R... S. 33. welche auch im 5ten Bande fortgesezt worden, enthalten manche wichtige Winke für junge Leute und für Eltern -- wie gefährlich eine in die Seele gelegte Empfindsamkeit sonderlich durch den unnatürlichen Mißbrauch gewisser Triebe werden könne, und wie das Laster der Selbstbefleckung von so vielen aus Unwissenheit und Mangel einer genauen Kenntniß des menschlichen Körpers getrieben wird. Schilderungen über die Entstehung und Entwickelung unsrer Empfindungen, wie im gegenwärtigen Beitrage vorkommen, können manchen unbedeutend scheinen, weil sie zu individuell sind, indeß glaube ich, stiften sie für aufmerksame Leser doch gewiß den Nutzen, auf sich bei ähnlichen Gelegenheiten, sonderlich bei Anlagen zur Empfindsamkeit sehr Acht zu haben. Zeigen dergleichen Aufsätze zugleich die traurigen Folgen anfangs unbedeutend scheinender Triebe; so können sie bei der Erziehung der Kinder sehr lehrreiche und warnende Beispiele werden. Verrückung aus Liebe. S. 43. Man wird bei dergleichen schreklichen Beispielen von der Heftigkeit dieser Leidenschaft immer bemerken, daß schon in früherer Jugend, in einer fehlerhaften Erziehung, der erste Grund ihrer nachherigen Ausbrüche liegt. Das Mädchen, dessen Geschichte hier erzählt wird, Die Fragmente aus dem Tagebuche des verstorbenen R... S. 33. welche auch im 5ten Bande fortgesezt worden, enthalten manche wichtige Winke fuͤr junge Leute und fuͤr Eltern — wie gefaͤhrlich eine in die Seele gelegte Empfindsamkeit sonderlich durch den unnatuͤrlichen Mißbrauch gewisser Triebe werden koͤnne, und wie das Laster der Selbstbefleckung von so vielen aus Unwissenheit und Mangel einer genauen Kenntniß des menschlichen Koͤrpers getrieben wird. Schilderungen uͤber die Entstehung und Entwickelung unsrer Empfindungen, wie im gegenwaͤrtigen Beitrage vorkommen, koͤnnen manchen unbedeutend scheinen, weil sie zu individuell sind, indeß glaube ich, stiften sie fuͤr aufmerksame Leser doch gewiß den Nutzen, auf sich bei aͤhnlichen Gelegenheiten, sonderlich bei Anlagen zur Empfindsamkeit sehr Acht zu haben. Zeigen dergleichen Aufsaͤtze zugleich die traurigen Folgen anfangs unbedeutend scheinender Triebe; so koͤnnen sie bei der Erziehung der Kinder sehr lehrreiche und warnende Beispiele werden. Verruͤckung aus Liebe. S. 43. Man wird bei dergleichen schreklichen Beispielen von der Heftigkeit dieser Leidenschaft immer bemerken, daß schon in fruͤherer Jugend, in einer fehlerhaften Erziehung, der erste Grund ihrer nachherigen Ausbruͤche liegt. Das Maͤdchen, dessen Geschichte hier erzaͤhlt wird, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0019" n="19"/><lb/> <p>Die Fragmente aus dem Tagebuche des verstorbenen R... S. 33. welche auch im 5ten Bande fortgesezt worden, enthalten manche wichtige Winke fuͤr junge Leute und fuͤr Eltern — wie gefaͤhrlich eine in die Seele gelegte Empfindsamkeit sonderlich durch den unnatuͤrlichen Mißbrauch gewisser Triebe werden koͤnne, und wie das Laster der Selbstbefleckung von so vielen aus Unwissenheit und Mangel einer genauen Kenntniß des menschlichen Koͤrpers getrieben wird. Schilderungen uͤber die Entstehung und Entwickelung unsrer Empfindungen, wie im gegenwaͤrtigen Beitrage vorkommen, koͤnnen manchen unbedeutend scheinen, weil sie zu individuell sind, indeß glaube ich, stiften sie fuͤr aufmerksame Leser doch gewiß den Nutzen, auf sich bei aͤhnlichen Gelegenheiten, sonderlich bei Anlagen zur Empfindsamkeit sehr Acht zu haben. Zeigen dergleichen Aufsaͤtze zugleich die traurigen Folgen anfangs unbedeutend scheinender Triebe; so koͤnnen sie bei der Erziehung der Kinder sehr lehrreiche und warnende Beispiele werden.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#b">Verruͤckung aus Liebe.</hi> S. 43. Man wird bei dergleichen schreklichen Beispielen von der Heftigkeit dieser Leidenschaft immer bemerken, daß schon in fruͤherer Jugend, in einer fehlerhaften Erziehung, der erste Grund ihrer nachherigen Ausbruͤche liegt. Das Maͤdchen, dessen Geschichte hier erzaͤhlt wird,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0019]
Die Fragmente aus dem Tagebuche des verstorbenen R... S. 33. welche auch im 5ten Bande fortgesezt worden, enthalten manche wichtige Winke fuͤr junge Leute und fuͤr Eltern — wie gefaͤhrlich eine in die Seele gelegte Empfindsamkeit sonderlich durch den unnatuͤrlichen Mißbrauch gewisser Triebe werden koͤnne, und wie das Laster der Selbstbefleckung von so vielen aus Unwissenheit und Mangel einer genauen Kenntniß des menschlichen Koͤrpers getrieben wird. Schilderungen uͤber die Entstehung und Entwickelung unsrer Empfindungen, wie im gegenwaͤrtigen Beitrage vorkommen, koͤnnen manchen unbedeutend scheinen, weil sie zu individuell sind, indeß glaube ich, stiften sie fuͤr aufmerksame Leser doch gewiß den Nutzen, auf sich bei aͤhnlichen Gelegenheiten, sonderlich bei Anlagen zur Empfindsamkeit sehr Acht zu haben. Zeigen dergleichen Aufsaͤtze zugleich die traurigen Folgen anfangs unbedeutend scheinender Triebe; so koͤnnen sie bei der Erziehung der Kinder sehr lehrreiche und warnende Beispiele werden.
Verruͤckung aus Liebe. S. 43. Man wird bei dergleichen schreklichen Beispielen von der Heftigkeit dieser Leidenschaft immer bemerken, daß schon in fruͤherer Jugend, in einer fehlerhaften Erziehung, der erste Grund ihrer nachherigen Ausbruͤche liegt. Das Maͤdchen, dessen Geschichte hier erzaͤhlt wird,
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/19>, abgerufen am 16.02.2025. |