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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.

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still stehen und seinen Blik unverwandt auf einen Stein richten. Er prophezeihet theure Kornpreise und andere Uebel daraus.

Auf seinem Zimmer hat er eine große Menge Kieselsteine groß und klein. Diese zu berichtigen ist er unermüdet. Haben sie ihre Kraft verlohren, dann wirft er sie weg, und sucht andere. Er hat eine große Menge in Gestalt eines Menschenskelets gelegt, wovon ein jeder einen der innern oder äußern Theile des Menschen bedeutet. Mit Hülfe dieser, wenn er sie nämlich alle komplet hat, welches inzwischen selten ist, kann er alle Krankheiten seiner Meinung nach kuriren. Kommt einer zu ihm und klagt: er habe die Schwindsucht; so steht er ruhig auf. Da kann man sagt er bald zu kommen, ich brauche nur diesen Stein hier umzudrehen, der bedeutet die Lunge, nun können sie getrost nach Hause gehn, ihre Krankheit wird sich gewiß geben. Hat er aber zum Unglük den Stein nicht, welcher den Theil, in dem die Krankheit sizt, bezeichnet; so sagt er es freymüthig und entschuldigt sich, daß er nicht des andern Wunsch befriedigen könne.

Noch einige andere sonderbare diesen seltsamen Mann betreffende Umstände kann man in der Erzählung des Herrn Voß selbst nachlesen. Es läßt sich, da man die Geschichte dieses Mannes nicht genauer kennt, nicht leicht entscheiden, wie die Jdee, daß von den Steinen die Begebenheiten der Welt abhingen, zur Hauptanlage seines Wahnwitzes geworden


still stehen und seinen Blik unverwandt auf einen Stein richten. Er prophezeihet theure Kornpreise und andere Uebel daraus.

Auf seinem Zimmer hat er eine große Menge Kieselsteine groß und klein. Diese zu berichtigen ist er unermuͤdet. Haben sie ihre Kraft verlohren, dann wirft er sie weg, und sucht andere. Er hat eine große Menge in Gestalt eines Menschenskelets gelegt, wovon ein jeder einen der innern oder aͤußern Theile des Menschen bedeutet. Mit Huͤlfe dieser, wenn er sie naͤmlich alle komplet hat, welches inzwischen selten ist, kann er alle Krankheiten seiner Meinung nach kuriren. Kommt einer zu ihm und klagt: er habe die Schwindsucht; so steht er ruhig auf. Da kann man sagt er bald zu kommen, ich brauche nur diesen Stein hier umzudrehen, der bedeutet die Lunge, nun koͤnnen sie getrost nach Hause gehn, ihre Krankheit wird sich gewiß geben. Hat er aber zum Ungluͤk den Stein nicht, welcher den Theil, in dem die Krankheit sizt, bezeichnet; so sagt er es freymuͤthig und entschuldigt sich, daß er nicht des andern Wunsch befriedigen koͤnne.

Noch einige andere sonderbare diesen seltsamen Mann betreffende Umstaͤnde kann man in der Erzaͤhlung des Herrn Voß selbst nachlesen. Es laͤßt sich, da man die Geschichte dieses Mannes nicht genauer kennt, nicht leicht entscheiden, wie die Jdee, daß von den Steinen die Begebenheiten der Welt abhingen, zur Hauptanlage seines Wahnwitzes geworden

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[14/0014] still stehen und seinen Blik unverwandt auf einen Stein richten. Er prophezeihet theure Kornpreise und andere Uebel daraus. Auf seinem Zimmer hat er eine große Menge Kieselsteine groß und klein. Diese zu berichtigen ist er unermuͤdet. Haben sie ihre Kraft verlohren, dann wirft er sie weg, und sucht andere. Er hat eine große Menge in Gestalt eines Menschenskelets gelegt, wovon ein jeder einen der innern oder aͤußern Theile des Menschen bedeutet. Mit Huͤlfe dieser, wenn er sie naͤmlich alle komplet hat, welches inzwischen selten ist, kann er alle Krankheiten seiner Meinung nach kuriren. Kommt einer zu ihm und klagt: er habe die Schwindsucht; so steht er ruhig auf. Da kann man sagt er bald zu kommen, ich brauche nur diesen Stein hier umzudrehen, der bedeutet die Lunge, nun koͤnnen sie getrost nach Hause gehn, ihre Krankheit wird sich gewiß geben. Hat er aber zum Ungluͤk den Stein nicht, welcher den Theil, in dem die Krankheit sizt, bezeichnet; so sagt er es freymuͤthig und entschuldigt sich, daß er nicht des andern Wunsch befriedigen koͤnne. Noch einige andere sonderbare diesen seltsamen Mann betreffende Umstaͤnde kann man in der Erzaͤhlung des Herrn Voß selbst nachlesen. Es laͤßt sich, da man die Geschichte dieses Mannes nicht genauer kennt, nicht leicht entscheiden, wie die Jdee, daß von den Steinen die Begebenheiten der Welt abhingen, zur Hauptanlage seines Wahnwitzes geworden

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/14>, abgerufen am 24.11.2024.