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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

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Belag zur Geschichte der Ahndungen.

Die Ahndungsgeschichte, welche Herr Bartels in seinen Briefen über Calabrien und Sicilien*) S. 408 ff. erzählt, verdient sehr, in Jhrem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde aufbewahrt und psychologisch beleuchtet zu werden; ob das Phänomen gleich selbst nicht so unerklärbar seyn mag, als Herr Bartels glaubt. Hier ist die ganze Stelle:

"Es scheint, es liegen noch Kräfte in den Menschen, bis zu deren Entstehungsquelle bis jetzt das Auge des scharfsinnigsten Psychologen nicht hat dringen können, und unter diese gehört das Vermögen der Vorahndung oder der Vorempfindung zufälliger künftiger Dinge, bei nicht erhitzter Einbildungskraft. Alle die Hokus Pokus der Somnambuleurs und ihrer Lehrer lassen sich bis jetzt noch wohl, so viel ich glaube, durch Erhitzung der Einbildungskraft, Anstrengung der geschwächten Nerven, und Reiz des Zeugungstriebes, hervorgebracht gedenken; -- aber

*) Göttingen. 1787. 8. 1ster Theil.

Belag zur Geschichte der Ahndungen.

Die Ahndungsgeschichte, welche Herr Bartels in seinen Briefen uͤber Calabrien und Sicilien*) S. 408 ff. erzaͤhlt, verdient sehr, in Jhrem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde aufbewahrt und psychologisch beleuchtet zu werden; ob das Phaͤnomen gleich selbst nicht so unerklaͤrbar seyn mag, als Herr Bartels glaubt. Hier ist die ganze Stelle:

»Es scheint, es liegen noch Kraͤfte in den Menschen, bis zu deren Entstehungsquelle bis jetzt das Auge des scharfsinnigsten Psychologen nicht hat dringen koͤnnen, und unter diese gehoͤrt das Vermoͤgen der Vorahndung oder der Vorempfindung zufaͤlliger kuͤnftiger Dinge, bei nicht erhitzter Einbildungskraft. Alle die Hokus Pokus der Somnambuleurs und ihrer Lehrer lassen sich bis jetzt noch wohl, so viel ich glaube, durch Erhitzung der Einbildungskraft, Anstrengung der geschwaͤchten Nerven, und Reiz des Zeugungstriebes, hervorgebracht gedenken; — aber

*) Goͤttingen. 1787. 8. 1ster Theil.
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[62/0062] Belag zur Geschichte der Ahndungen. Die Ahndungsgeschichte, welche Herr Bartels in seinen Briefen uͤber Calabrien und Sicilien*) S. 408 ff. erzaͤhlt, verdient sehr, in Jhrem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde aufbewahrt und psychologisch beleuchtet zu werden; ob das Phaͤnomen gleich selbst nicht so unerklaͤrbar seyn mag, als Herr Bartels glaubt. Hier ist die ganze Stelle: »Es scheint, es liegen noch Kraͤfte in den Menschen, bis zu deren Entstehungsquelle bis jetzt das Auge des scharfsinnigsten Psychologen nicht hat dringen koͤnnen, und unter diese gehoͤrt das Vermoͤgen der Vorahndung oder der Vorempfindung zufaͤlliger kuͤnftiger Dinge, bei nicht erhitzter Einbildungskraft. Alle die Hokus Pokus der Somnambuleurs und ihrer Lehrer lassen sich bis jetzt noch wohl, so viel ich glaube, durch Erhitzung der Einbildungskraft, Anstrengung der geschwaͤchten Nerven, und Reiz des Zeugungstriebes, hervorgebracht gedenken; — aber *) Goͤttingen. 1787. 8. 1ster Theil.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/62>, abgerufen am 28.04.2024.