Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.
Mein Gewährsmann ist unser würdiger Arzt Herr Doktor Brandis. Hildesheim, Köppen. 2. Aus den Papieren eines Hypochondristen. ![]() Den 14ten November überfiel mich schnell die Jdee, daß man mich ermorden wolle; ob ich gleich nicht den mindesten hinreichenden Grund zu diesem Glauben hatte, und ich überzeugt war, daß kein Mensch so feindselige Gesinnungen gegen mich hege. Leute, die mir heute mit Stricken in der Hand begegneten, hielt ich für abgeschickte Mörder. Ein Bauer kam hinter mir her ausser der Stadt. Jch blieb ängstlich stehen, und redete ihn, um ihn zu
Mein Gewaͤhrsmann ist unser wuͤrdiger Arzt Herr Doktor Brandis. Hildesheim, Koͤppen. 2. Aus den Papieren eines Hypochondristen. ![]() Den 14ten November uͤberfiel mich schnell die Jdee, daß man mich ermorden wolle; ob ich gleich nicht den mindesten hinreichenden Grund zu diesem Glauben hatte, und ich uͤberzeugt war, daß kein Mensch so feindselige Gesinnungen gegen mich hege. Leute, die mir heute mit Stricken in der Hand begegneten, hielt ich fuͤr abgeschickte Moͤrder. Ein Bauer kam hinter mir her ausser der Stadt. Jch blieb aͤngstlich stehen, und redete ihn, um ihn zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <hi rendition="#b"><pb facs="#f0020" n="20"/><lb/> sprochen worden, hatte sie genau gehoͤrt. Aber durch alle Anstrengung hatte sie es nicht dahin bringen koͤnnen, durch Sprache, oder Mienen oder Bewegungen ihre Empfindungen auszudruͤcken.</hi> </p> <p>Mein Gewaͤhrsmann ist unser wuͤrdiger Arzt Herr Doktor <hi rendition="#b">Brandis.</hi></p> <p>Hildesheim,<lb/> den 6ten Nov. 1787.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">Koͤppen.</hi> </p><lb/> </div> <div n="3"> <head>2. Aus den Papieren eines Hypochondristen.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref175"><note type="editorial"/>Anonym (Hypochondrist)</persName> </bibl> </note> <p>Den 14ten November uͤberfiel mich schnell die Jdee, daß man mich ermorden wolle; ob ich gleich nicht den mindesten hinreichenden Grund zu diesem Glauben hatte, und ich uͤberzeugt war, daß kein Mensch so feindselige Gesinnungen gegen mich hege. Leute, die mir heute mit Stricken in der Hand begegneten, hielt ich fuͤr abgeschickte Moͤrder. Ein Bauer kam hinter mir her ausser der Stadt. Jch blieb aͤngstlich stehen, und redete ihn, um ihn zu<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0020]
sprochen worden, hatte sie genau gehoͤrt. Aber durch alle Anstrengung hatte sie es nicht dahin bringen koͤnnen, durch Sprache, oder Mienen oder Bewegungen ihre Empfindungen auszudruͤcken.
Mein Gewaͤhrsmann ist unser wuͤrdiger Arzt Herr Doktor Brandis.
Hildesheim,
den 6ten Nov. 1787.
Koͤppen.
2. Aus den Papieren eines Hypochondristen.
Den 14ten November uͤberfiel mich schnell die Jdee, daß man mich ermorden wolle; ob ich gleich nicht den mindesten hinreichenden Grund zu diesem Glauben hatte, und ich uͤberzeugt war, daß kein Mensch so feindselige Gesinnungen gegen mich hege. Leute, die mir heute mit Stricken in der Hand begegneten, hielt ich fuͤr abgeschickte Moͤrder. Ein Bauer kam hinter mir her ausser der Stadt. Jch blieb aͤngstlich stehen, und redete ihn, um ihn zu
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/20>, abgerufen am 27.07.2024. |