Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
Jch betrachtete still dieses unermesliche himmlische Geschöpfe, als ich fühlte, daß ich schnell in die Höhe gehoben wurde. Jch durchstrich einen ungeheuren Raum, und fand mich endlich neben dem unsterblichen Sedra sitzen. Dieser schöne, zur Rechten des Gottheitsthrons, gepflanzte Baum dient den Engeln selbst zu einer Scheidewand. Unter seinen Zweigen, welche den Raum zwischen dem Sonnenteller und der Erdkugel an Ausdehnung übertreffen, befindet sich eine erstaunliche Menge Engel, welche grösser, als die Menge Sand aller Meere, aller Ströme und Flüsse ist. Diese für ein sterbliches Auge unendliche Anzahl himmlischer Geister, ruht unter den Blättern des Sedra, welcher sie mit seinem Schatten bedeckt. Auf seinen Aesten sitzen Vögel, welche die erhabnen Stellen des göttlichen Korans betrachten. Die Früchte dieses herrlichen Baums gleichen den Handbecken
Jch betrachtete still dieses unermesliche himmlische Geschoͤpfe, als ich fuͤhlte, daß ich schnell in die Hoͤhe gehoben wurde. Jch durchstrich einen ungeheuren Raum, und fand mich endlich neben dem unsterblichen Sedra sitzen. Dieser schoͤne, zur Rechten des Gottheitsthrons, gepflanzte Baum dient den Engeln selbst zu einer Scheidewand. Unter seinen Zweigen, welche den Raum zwischen dem Sonnenteller und der Erdkugel an Ausdehnung uͤbertreffen, befindet sich eine erstaunliche Menge Engel, welche groͤsser, als die Menge Sand aller Meere, aller Stroͤme und Fluͤsse ist. Diese fuͤr ein sterbliches Auge unendliche Anzahl himmlischer Geister, ruht unter den Blaͤttern des Sedra, welcher sie mit seinem Schatten bedeckt. Auf seinen Aesten sitzen Voͤgel, welche die erhabnen Stellen des goͤttlichen Korans betrachten. Die Fruͤchte dieses herrlichen Baums gleichen den Handbecken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" n="64"/><lb/> der Materie zu geben, woraus dieser Himmel gebildet ist. Es mag zureichend <choice><corr>seyn</corr><sic>sind</sic></choice>, euch zu sagen, daß er von goͤttlichem Lichte gemacht ist. Das erste der dortigen Wesen, das mir auffiel, uͤbertrifft an Groͤsse die Erde. Es hat 70000 Koͤpfe, jeder Kopf hat 70000 Gesichte, jedes Gesicht 70000 Maͤuler, jedes Maul 70000 Zungen, welche unaufhoͤrlich und zu gleicher Zeit 70000 verschiedene Sprachen reden, welcher sich dieses ungeheure Wesen ununterbrochen zum Lobe der Gottheit bedient.</p> <p>Jch betrachtete still dieses unermesliche himmlische Geschoͤpfe, als ich fuͤhlte, daß ich schnell in die Hoͤhe gehoben wurde. Jch durchstrich einen ungeheuren Raum, und fand mich endlich neben dem unsterblichen <hi rendition="#b">Sedra</hi> sitzen. Dieser schoͤne, zur Rechten des <choice><corr>Gottheitsthrons</corr><sic>Gottheisthrons</sic></choice>, gepflanzte Baum dient den Engeln selbst zu einer Scheidewand. Unter seinen Zweigen, welche den Raum zwischen dem Sonnenteller und der Erdkugel an Ausdehnung uͤbertreffen, befindet sich eine erstaunliche Menge Engel, welche groͤsser, als die Menge Sand aller <choice><corr>Meere</corr><sic>Meeere</sic></choice>, aller Stroͤme und Fluͤsse ist. Diese fuͤr ein sterbliches Auge unendliche Anzahl himmlischer Geister, ruht unter den Blaͤttern des <hi rendition="#b">Sedra,</hi> welcher sie mit seinem Schatten bedeckt. Auf seinen Aesten sitzen Voͤgel, welche die erhabnen Stellen des goͤttlichen Korans betrachten. Die Fruͤchte dieses herrlichen Baums gleichen den Handbecken<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0066]
der Materie zu geben, woraus dieser Himmel gebildet ist. Es mag zureichend seyn, euch zu sagen, daß er von goͤttlichem Lichte gemacht ist. Das erste der dortigen Wesen, das mir auffiel, uͤbertrifft an Groͤsse die Erde. Es hat 70000 Koͤpfe, jeder Kopf hat 70000 Gesichte, jedes Gesicht 70000 Maͤuler, jedes Maul 70000 Zungen, welche unaufhoͤrlich und zu gleicher Zeit 70000 verschiedene Sprachen reden, welcher sich dieses ungeheure Wesen ununterbrochen zum Lobe der Gottheit bedient.
Jch betrachtete still dieses unermesliche himmlische Geschoͤpfe, als ich fuͤhlte, daß ich schnell in die Hoͤhe gehoben wurde. Jch durchstrich einen ungeheuren Raum, und fand mich endlich neben dem unsterblichen Sedra sitzen. Dieser schoͤne, zur Rechten des Gottheitsthrons, gepflanzte Baum dient den Engeln selbst zu einer Scheidewand. Unter seinen Zweigen, welche den Raum zwischen dem Sonnenteller und der Erdkugel an Ausdehnung uͤbertreffen, befindet sich eine erstaunliche Menge Engel, welche groͤsser, als die Menge Sand aller Meere, aller Stroͤme und Fluͤsse ist. Diese fuͤr ein sterbliches Auge unendliche Anzahl himmlischer Geister, ruht unter den Blaͤttern des Sedra, welcher sie mit seinem Schatten bedeckt. Auf seinen Aesten sitzen Voͤgel, welche die erhabnen Stellen des goͤttlichen Korans betrachten. Die Fruͤchte dieses herrlichen Baums gleichen den Handbecken
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/66>, abgerufen am 27.07.2024. |