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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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bei Gott die Fürbitter für alle ähnlich gebildete Geschöpfe der Erde wären; daß der grosse Hahn der Engel der Hähne sei, und daß sein Hauptgeschäft darin bestehe, alle Morgen durch sein Krähen und seine Lobgesänge Gott zu belustigen.

Wir verliessen darauf den Hahn, Adam und die Engel in Thiergestalt, kamen zur Lichtleiter zurück, und begaben uns in den zweiten Himmel, welcher von dem erstern so weit entfernt ist, daß man von einem zum andern fünfhundert Jahre reisen müßte. Dieser Himmel ist von einer harten und polirten Eisenart. Jch fand den Noah daselbst, welcher mich umarmte, auch den Johannes und Jesus, welche mich den größten und vortreflichsten Menschen nannten. Wir hielten uns hier gar nicht auf, sondern gelangten von einer Stufe zur andern in den dritten Himmel, welcher von dem zweiten weiter, als dieser von dem ersten entfernt ist.

Man muß wenigstens Prophet seyn, um den blendenden Glanz dieses Himmels, welcher aus lauter köstlichen Steinen besteht, zu ertragen. Unter den unsterblichen Wesen, welche ihn bewohnen, bemerkte ich einen Engel, dessen Gestalt über alle Vergleichung ging. Er hatte 10000 Ordnungen von Engeln unter seiner Aufsicht, und jeder besaß mehr Kraft, als 10000 Bataillone zum Schlagen fertiger Männer. Dieser grosse Engel nennt sich den Getreuen Gottes. Seine Gestalt ist so unge-


bei Gott die Fuͤrbitter fuͤr alle aͤhnlich gebildete Geschoͤpfe der Erde waͤren; daß der grosse Hahn der Engel der Haͤhne sei, und daß sein Hauptgeschaͤft darin bestehe, alle Morgen durch sein Kraͤhen und seine Lobgesaͤnge Gott zu belustigen.

Wir verliessen darauf den Hahn, Adam und die Engel in Thiergestalt, kamen zur Lichtleiter zuruͤck, und begaben uns in den zweiten Himmel, welcher von dem erstern so weit entfernt ist, daß man von einem zum andern fuͤnfhundert Jahre reisen muͤßte. Dieser Himmel ist von einer harten und polirten Eisenart. Jch fand den Noah daselbst, welcher mich umarmte, auch den Johannes und Jesus, welche mich den groͤßten und vortreflichsten Menschen nannten. Wir hielten uns hier gar nicht auf, sondern gelangten von einer Stufe zur andern in den dritten Himmel, welcher von dem zweiten weiter, als dieser von dem ersten entfernt ist.

Man muß wenigstens Prophet seyn, um den blendenden Glanz dieses Himmels, welcher aus lauter koͤstlichen Steinen besteht, zu ertragen. Unter den unsterblichen Wesen, welche ihn bewohnen, bemerkte ich einen Engel, dessen Gestalt uͤber alle Vergleichung ging. Er hatte 10000 Ordnungen von Engeln unter seiner Aufsicht, und jeder besaß mehr Kraft, als 10000 Bataillone zum Schlagen fertiger Maͤnner. Dieser grosse Engel nennt sich den Getreuen Gottes. Seine Gestalt ist so unge-

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[61/0063] bei Gott die Fuͤrbitter fuͤr alle aͤhnlich gebildete Geschoͤpfe der Erde waͤren; daß der grosse Hahn der Engel der Haͤhne sei, und daß sein Hauptgeschaͤft darin bestehe, alle Morgen durch sein Kraͤhen und seine Lobgesaͤnge Gott zu belustigen. Wir verliessen darauf den Hahn, Adam und die Engel in Thiergestalt, kamen zur Lichtleiter zuruͤck, und begaben uns in den zweiten Himmel, welcher von dem erstern so weit entfernt ist, daß man von einem zum andern fuͤnfhundert Jahre reisen muͤßte. Dieser Himmel ist von einer harten und polirten Eisenart. Jch fand den Noah daselbst, welcher mich umarmte, auch den Johannes und Jesus, welche mich den groͤßten und vortreflichsten Menschen nannten. Wir hielten uns hier gar nicht auf, sondern gelangten von einer Stufe zur andern in den dritten Himmel, welcher von dem zweiten weiter, als dieser von dem ersten entfernt ist. Man muß wenigstens Prophet seyn, um den blendenden Glanz dieses Himmels, welcher aus lauter koͤstlichen Steinen besteht, zu ertragen. Unter den unsterblichen Wesen, welche ihn bewohnen, bemerkte ich einen Engel, dessen Gestalt uͤber alle Vergleichung ging. Er hatte 10000 Ordnungen von Engeln unter seiner Aufsicht, und jeder besaß mehr Kraft, als 10000 Bataillone zum Schlagen fertiger Maͤnner. Dieser grosse Engel nennt sich den Getreuen Gottes. Seine Gestalt ist so unge-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/63>, abgerufen am 07.05.2024.