Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


gen nicht widersprechen. Auch wäre es seiner Weisheit zuwider, was schon bekannt ist, noch einmal ausserordentlich zu offenbaren. Sollte dies Leztere ja geschehen: so müßten grosse Zwecke vorhanden seyn, die sich ohne das nicht erreichen liessen, und erreicht werden müßten. Jezt wollen wir die vorliegenden Erscheinungen ein wenig durchgehen:

1) Das Kind von vier Jahren hört eine Stimme: Thue die Bibel auf den Tisch!*) Was soll doch diese Offenbarung? Liebe zu der Bibel wirken? Ueberflüssig - das Kind hat ja Christliche Aeltern und Christlichen Unterricht. Da wird es Gottes Offenbarungen hören, und die Wahrheit wird mit ihrer eignen efficacia wirken. Die alte Offenbarung sagt: Die Wahrheiten des Heils seyn, was ein guter Saame ist, zur Wiedergeburt des Herzens. 1. Pet. 1, 23.
2) Was soll das Licht durch die Stubenkammer? Es spricht nichts. Wer hat denn gesagt, daß dies Gottes Wirkung sei? Woher weiß man das? Die Aeltern sagten: NB. ausser der Christkindleinszeit sehe man nichts: also doch in der Christkindleinszeit. So kamen also die Begriffe von göttlicher Erscheinung aus der älterlichen Erziehung**).

*) Siehe 4ten B. 1stes St. Seite 122.
**) Ein Umstand, der hier sehr in Betrachtung kommt.


gen nicht widersprechen. Auch waͤre es seiner Weisheit zuwider, was schon bekannt ist, noch einmal ausserordentlich zu offenbaren. Sollte dies Leztere ja geschehen: so muͤßten grosse Zwecke vorhanden seyn, die sich ohne das nicht erreichen liessen, und erreicht werden muͤßten. Jezt wollen wir die vorliegenden Erscheinungen ein wenig durchgehen:

1) Das Kind von vier Jahren hoͤrt eine Stimme: Thue die Bibel auf den Tisch!*) Was soll doch diese Offenbarung? Liebe zu der Bibel wirken? Ueberfluͤssig – das Kind hat ja Christliche Aeltern und Christlichen Unterricht. Da wird es Gottes Offenbarungen hoͤren, und die Wahrheit wird mit ihrer eignen efficacia wirken. Die alte Offenbarung sagt: Die Wahrheiten des Heils seyn, was ein guter Saame ist, zur Wiedergeburt des Herzens. 1. Pet. 1, 23.
2) Was soll das Licht durch die Stubenkammer? Es spricht nichts. Wer hat denn gesagt, daß dies Gottes Wirkung sei? Woher weiß man das? Die Aeltern sagten: NB. ausser der Christkindleinszeit sehe man nichts: also doch in der Christkindleinszeit. So kamen also die Begriffe von goͤttlicher Erscheinung aus der aͤlterlichen Erziehung**).

*) Siehe 4ten B. 1stes St. Seite 122.
**) Ein Umstand, der hier sehr in Betrachtung kommt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0049" n="47"/><lb/>
gen nicht widersprechen. Auch wa&#x0364;re es seiner Weisheit                   zuwider, was schon bekannt ist, noch einmal ausserordentlich zu offenbaren. Sollte                   dies Leztere ja geschehen: so mu&#x0364;ßten grosse Zwecke vorhanden seyn, die sich ohne                   das nicht erreichen liessen, und erreicht werden mu&#x0364;ßten. Jezt wollen wir die                   vorliegenden Erscheinungen ein wenig durchgehen:</p>
              <list>
                <item>1) Das Kind von vier Jahren ho&#x0364;rt eine Stimme: Thue die Bibel auf den Tisch!*)<note place="foot"><p>*) Siehe 4ten B. 1stes St. Seite 122.</p></note> Was soll doch diese Offenbarung? Liebe zu der Bibel wirken? Ueberflu&#x0364;ssig &#x2013;                   das Kind hat ja Christliche Aeltern und Christlichen Unterricht. Da wird es Gottes                   Offenbarungen ho&#x0364;ren, und die Wahrheit wird mit ihrer eignen <hi rendition="#aq">efficacia</hi> wirken. Die alte Offenbarung sagt: Die Wahrheiten des Heils                   seyn, was ein guter Saame ist, zur Wiedergeburt des Herzens. 1. Pet. 1, 23.</item>
                <item>2) Was soll das Licht durch die Stubenkammer? Es spricht nichts. Wer hat denn                   gesagt, daß dies Gottes Wirkung sei? Woher weiß man das? Die Aeltern sagten: <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#b">ausser der Christkindleinszeit</hi> sehe man nichts: also doch <hi rendition="#b">in</hi> der Christkindleinszeit. So kamen also die Begriffe                   von go&#x0364;ttlicher Erscheinung aus der a&#x0364;lterlichen Erziehung**)<note place="foot"><p>**) Ein Umstand, der hier sehr in Betrachtung kommt.</p></note>.</item><lb/>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0049] gen nicht widersprechen. Auch waͤre es seiner Weisheit zuwider, was schon bekannt ist, noch einmal ausserordentlich zu offenbaren. Sollte dies Leztere ja geschehen: so muͤßten grosse Zwecke vorhanden seyn, die sich ohne das nicht erreichen liessen, und erreicht werden muͤßten. Jezt wollen wir die vorliegenden Erscheinungen ein wenig durchgehen: 1) Das Kind von vier Jahren hoͤrt eine Stimme: Thue die Bibel auf den Tisch!*) Was soll doch diese Offenbarung? Liebe zu der Bibel wirken? Ueberfluͤssig – das Kind hat ja Christliche Aeltern und Christlichen Unterricht. Da wird es Gottes Offenbarungen hoͤren, und die Wahrheit wird mit ihrer eignen efficacia wirken. Die alte Offenbarung sagt: Die Wahrheiten des Heils seyn, was ein guter Saame ist, zur Wiedergeburt des Herzens. 1. Pet. 1, 23. 2) Was soll das Licht durch die Stubenkammer? Es spricht nichts. Wer hat denn gesagt, daß dies Gottes Wirkung sei? Woher weiß man das? Die Aeltern sagten: NB. ausser der Christkindleinszeit sehe man nichts: also doch in der Christkindleinszeit. So kamen also die Begriffe von goͤttlicher Erscheinung aus der aͤlterlichen Erziehung**) . *) Siehe 4ten B. 1stes St. Seite 122. **) Ein Umstand, der hier sehr in Betrachtung kommt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/49
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/49>, abgerufen am 19.04.2024.