Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Viel, viel mehr habe ich, als ich mir vorstellen konnte, unter vornehmen und hohen Personen Weisheit, Nachforschung der Wahrheit, Theilnehmung am Guten angetroffen. Erstaunt und -- beschämt ging ich oft weg von Jhnen; erstaunt über sie; beschämt über mich. Doch wars auch neue mächtige Ermunterung, an mir selbst und an andern zu arbeiten. Jch sahe, daß man nicht umsonst arbeitet, seinen Saamen nicht vergeblich ausstreut. -- "Wenn Gott diesen geringen Grad von Wahrheitsliebe und Redlichkeit so belohnt, so augenscheinlich segnet --, was wirst du erst zu erwarten haben, wenn du mit noch reinerer Einfalt, noch uneigensüchtigerm Eifer, mit noch mehr Weisheit und Kraft Gottes an der Ausbreitung der beßten Religion arbeiten wirst" -- so dacht' ich, so mußt ich denken! Neuer Muth, neues Leben kam in mich --. O Gott, laß diese Funken, die du aus meinem Herren entschlugst, Flammen werden, und diese Flammen ein Feuer auf Erden anzünden, das nimmermehr erlischt. Ach wie wollt ich, daß es schon an-
Viel, viel mehr habe ich, als ich mir vorstellen konnte, unter vornehmen und hohen Personen Weisheit, Nachforschung der Wahrheit, Theilnehmung am Guten angetroffen. Erstaunt und — beschaͤmt ging ich oft weg von Jhnen; erstaunt uͤber sie; beschaͤmt uͤber mich. Doch wars auch neue maͤchtige Ermunterung, an mir selbst und an andern zu arbeiten. Jch sahe, daß man nicht umsonst arbeitet, seinen Saamen nicht vergeblich ausstreut. — »Wenn Gott diesen geringen Grad von Wahrheitsliebe und Redlichkeit so belohnt, so augenscheinlich segnet —, was wirst du erst zu erwarten haben, wenn du mit noch reinerer Einfalt, noch uneigensuͤchtigerm Eifer, mit noch mehr Weisheit und Kraft Gottes an der Ausbreitung der beßten Religion arbeiten wirst« — so dacht' ich, so mußt ich denken! Neuer Muth, neues Leben kam in mich —. O Gott, laß diese Funken, die du aus meinem Herren entschlugst, Flammen werden, und diese Flammen ein Feuer auf Erden anzuͤnden, das nimmermehr erlischt. Ach wie wollt ich, daß es schon an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0099" n="99"/><lb/> nen, immer besser und ihrer Bestimmung wuͤrdiger zu werden. Seelen, die nach Licht, Kraft und Wahrheit duͤrsteten. — — Sie werden, waͤhrte ihr Durst <hi rendition="#b">noch Tage oder Jahre,</hi> ersaͤttigt werden.</p> <p>Viel, viel mehr habe ich, als ich mir vorstellen konnte, unter vornehmen und hohen Personen Weisheit, Nachforschung der Wahrheit, Theilnehmung am Guten angetroffen. Erstaunt und — beschaͤmt ging ich oft weg von Jhnen; erstaunt uͤber sie; beschaͤmt uͤber mich.</p> <p>Doch wars auch neue maͤchtige Ermunterung, an mir selbst und an andern zu arbeiten. Jch sahe, daß man nicht <hi rendition="#b">umsonst</hi> arbeitet, seinen Saamen nicht vergeblich ausstreut. — »Wenn Gott diesen geringen Grad von Wahrheitsliebe und Redlichkeit so belohnt, so augenscheinlich segnet —, was wirst du erst zu erwarten haben, wenn du mit noch reinerer Einfalt, noch uneigensuͤchtigerm Eifer, mit noch mehr Weisheit und Kraft Gottes an der Ausbreitung der beßten Religion arbeiten wirst« — so dacht' ich, so mußt ich denken! Neuer Muth, neues Leben kam in mich —. <hi rendition="#b">O Gott, laß diese Funken, die du aus meinem Herren entschlugst, Flammen werden, und diese Flammen ein Feuer auf Erden anzuͤnden, das nimmermehr erlischt. Ach wie wollt ich, daß es schon an-<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0099]
nen, immer besser und ihrer Bestimmung wuͤrdiger zu werden. Seelen, die nach Licht, Kraft und Wahrheit duͤrsteten. — — Sie werden, waͤhrte ihr Durst noch Tage oder Jahre, ersaͤttigt werden.
Viel, viel mehr habe ich, als ich mir vorstellen konnte, unter vornehmen und hohen Personen Weisheit, Nachforschung der Wahrheit, Theilnehmung am Guten angetroffen. Erstaunt und — beschaͤmt ging ich oft weg von Jhnen; erstaunt uͤber sie; beschaͤmt uͤber mich.
Doch wars auch neue maͤchtige Ermunterung, an mir selbst und an andern zu arbeiten. Jch sahe, daß man nicht umsonst arbeitet, seinen Saamen nicht vergeblich ausstreut. — »Wenn Gott diesen geringen Grad von Wahrheitsliebe und Redlichkeit so belohnt, so augenscheinlich segnet —, was wirst du erst zu erwarten haben, wenn du mit noch reinerer Einfalt, noch uneigensuͤchtigerm Eifer, mit noch mehr Weisheit und Kraft Gottes an der Ausbreitung der beßten Religion arbeiten wirst« — so dacht' ich, so mußt ich denken! Neuer Muth, neues Leben kam in mich —. O Gott, laß diese Funken, die du aus meinem Herren entschlugst, Flammen werden, und diese Flammen ein Feuer auf Erden anzuͤnden, das nimmermehr erlischt. Ach wie wollt ich, daß es schon an-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |