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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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sprung -- Ableitung -- Aehnlichkeit u. d. einander untergeordnet und zusammengestellt werden.

Die pantomimische Zeichen oder die Geberden des Körpers sind noch sehr willkührlich und unbestimmt. Jndeß ist doch gewiß, daß die Pantomimensprache die erste war. Für die erste Menschen, die noch keine bestimmte Töne und Worte hatten, konnte die regellose, schwer zu fixirende Stimmensprache alleine nicht hinreichend seyn; sie nahmen die Gesichtszüge, die übrigen körperlichen Aeusserungen zu Hülfe; diese waren ihnen auch geschickter, natürlicher, angemessener, die Bedürfnisse setzten sie von selbst in Bewegung. Gebehrdensprache ist die natürlichste; denn die Wortsprache entsteht nur dann erst, wann der Mensch anfängt in Gesellschaft zu leben -- wann ihm eine Menge von Bedürfnissen nothwendig wird; wann es Bedürfniß wird, seine Gedanken dem andern zu offenbaren, seine durch das gesellschaftliche Leben erzeugte Begierden, Triebe, Verhältnisse und Notwendigkeiten zu befriedigen, seine durch eben dies gesellschaftliche Beysammenseyn entstandene Pflichten zu erfüllen, sich über Jnteresse und Konventionen mit andern zu verstehen; wann der Mensch nun allmählig beginnt, Lüste zu nähren; wann es dadurch erst nothwendig würde, Hülfe und Rath zu suchen, und also Mensch und Mensch wie eins -- unzertrennlich -- unentbehrlich würden; da müßte


sprung — Ableitung — Aehnlichkeit u. d. einander untergeordnet und zusammengestellt werden.

Die pantomimische Zeichen oder die Geberden des Koͤrpers sind noch sehr willkuͤhrlich und unbestimmt. Jndeß ist doch gewiß, daß die Pantomimensprache die erste war. Fuͤr die erste Menschen, die noch keine bestimmte Toͤne und Worte hatten, konnte die regellose, schwer zu fixirende Stimmensprache alleine nicht hinreichend seyn; sie nahmen die Gesichtszuͤge, die uͤbrigen koͤrperlichen Aeusserungen zu Huͤlfe; diese waren ihnen auch geschickter, natuͤrlicher, angemessener, die Beduͤrfnisse setzten sie von selbst in Bewegung. Gebehrdensprache ist die natuͤrlichste; denn die Wortsprache entsteht nur dann erst, wann der Mensch anfaͤngt in Gesellschaft zu leben — wann ihm eine Menge von Beduͤrfnissen nothwendig wird; wann es Beduͤrfniß wird, seine Gedanken dem andern zu offenbaren, seine durch das gesellschaftliche Leben erzeugte Begierden, Triebe, Verhaͤltnisse und Notwendigkeiten zu befriedigen, seine durch eben dies gesellschaftliche Beysammenseyn entstandene Pflichten zu erfuͤllen, sich uͤber Jnteresse und Konventionen mit andern zu verstehen; wann der Mensch nun allmaͤhlig beginnt, Luͤste zu naͤhren; wann es dadurch erst nothwendig wuͤrde, Huͤlfe und Rath zu suchen, und also Mensch und Mensch wie eins — unzertrennlich — unentbehrlich wuͤrden; da muͤßte

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[85/0085] sprung — Ableitung — Aehnlichkeit u. d. einander untergeordnet und zusammengestellt werden. Die pantomimische Zeichen oder die Geberden des Koͤrpers sind noch sehr willkuͤhrlich und unbestimmt. Jndeß ist doch gewiß, daß die Pantomimensprache die erste war. Fuͤr die erste Menschen, die noch keine bestimmte Toͤne und Worte hatten, konnte die regellose, schwer zu fixirende Stimmensprache alleine nicht hinreichend seyn; sie nahmen die Gesichtszuͤge, die uͤbrigen koͤrperlichen Aeusserungen zu Huͤlfe; diese waren ihnen auch geschickter, natuͤrlicher, angemessener, die Beduͤrfnisse setzten sie von selbst in Bewegung. Gebehrdensprache ist die natuͤrlichste; denn die Wortsprache entsteht nur dann erst, wann der Mensch anfaͤngt in Gesellschaft zu leben — wann ihm eine Menge von Beduͤrfnissen nothwendig wird; wann es Beduͤrfniß wird, seine Gedanken dem andern zu offenbaren, seine durch das gesellschaftliche Leben erzeugte Begierden, Triebe, Verhaͤltnisse und Notwendigkeiten zu befriedigen, seine durch eben dies gesellschaftliche Beysammenseyn entstandene Pflichten zu erfuͤllen, sich uͤber Jnteresse und Konventionen mit andern zu verstehen; wann der Mensch nun allmaͤhlig beginnt, Luͤste zu naͤhren; wann es dadurch erst nothwendig wuͤrde, Huͤlfe und Rath zu suchen, und also Mensch und Mensch wie eins — unzertrennlich — unentbehrlich wuͤrden; da muͤßte

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/85>, abgerufen am 25.11.2024.