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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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glücklichen ein größeres Mitleiden mit meiner Noth wahrnehme; daß größere, reichere, angesehenere Männer dem Schicksal so gut wie ich unterworfen sind; daß wir unsre Leiden gleichsam vervielfältigt sehen, -- diese und mehrere Nebenvorstellungen können uns in etwas zu beruhigen scheinen, wenn andre mit uns zugleich unglücklich sind. Weniger oder eigentlich gar nicht beruhigend sind für uns dergleichen Gedanken, wenn wir mit andern zugleich von einem körperlichen Schmerz leiden.


7. Allgemeine Betrachtungen über Sprache.

Die Sprache ist die Uebereinstimmung der Menschen, durch gewisse bestimmte Zeichen gewisse Dinge zu bezeichnen, und ihre Gedanken deutlich und bestimmt auszudrücken. -- Dieser Begriff läßt sich leicht auf einzelne Sprachen anwenden; so ist die deutsche Sprache die Uebereinstimmung der deutschen Völker, einander ihre Gedanken durch dieselbe Ausdrücke deutlich und bestimmt erkennbar zu machen. Alle Sprachen kommen darin überein, daß sie dieselbe Sachen durch verschiedene Zeichen bezeichnen.



gluͤcklichen ein groͤßeres Mitleiden mit meiner Noth wahrnehme; daß groͤßere, reichere, angesehenere Maͤnner dem Schicksal so gut wie ich unterworfen sind; daß wir unsre Leiden gleichsam vervielfaͤltigt sehen, — diese und mehrere Nebenvorstellungen koͤnnen uns in etwas zu beruhigen scheinen, wenn andre mit uns zugleich ungluͤcklich sind. Weniger oder eigentlich gar nicht beruhigend sind fuͤr uns dergleichen Gedanken, wenn wir mit andern zugleich von einem koͤrperlichen Schmerz leiden.


7. Allgemeine Betrachtungen uͤber Sprache.

Die Sprache ist die Uebereinstimmung der Menschen, durch gewisse bestimmte Zeichen gewisse Dinge zu bezeichnen, und ihre Gedanken deutlich und bestimmt auszudruͤcken. — Dieser Begriff laͤßt sich leicht auf einzelne Sprachen anwenden; so ist die deutsche Sprache die Uebereinstimmung der deutschen Voͤlker, einander ihre Gedanken durch dieselbe Ausdruͤcke deutlich und bestimmt erkennbar zu machen. Alle Sprachen kommen darin uͤberein, daß sie dieselbe Sachen durch verschiedene Zeichen bezeichnen.


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[82/0082] gluͤcklichen ein groͤßeres Mitleiden mit meiner Noth wahrnehme; daß groͤßere, reichere, angesehenere Maͤnner dem Schicksal so gut wie ich unterworfen sind; daß wir unsre Leiden gleichsam vervielfaͤltigt sehen, — diese und mehrere Nebenvorstellungen koͤnnen uns in etwas zu beruhigen scheinen, wenn andre mit uns zugleich ungluͤcklich sind. Weniger oder eigentlich gar nicht beruhigend sind fuͤr uns dergleichen Gedanken, wenn wir mit andern zugleich von einem koͤrperlichen Schmerz leiden. 7. Allgemeine Betrachtungen uͤber Sprache. Die Sprache ist die Uebereinstimmung der Menschen, durch gewisse bestimmte Zeichen gewisse Dinge zu bezeichnen, und ihre Gedanken deutlich und bestimmt auszudruͤcken. — Dieser Begriff laͤßt sich leicht auf einzelne Sprachen anwenden; so ist die deutsche Sprache die Uebereinstimmung der deutschen Voͤlker, einander ihre Gedanken durch dieselbe Ausdruͤcke deutlich und bestimmt erkennbar zu machen. Alle Sprachen kommen darin uͤberein, daß sie dieselbe Sachen durch verschiedene Zeichen bezeichnen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/82>, abgerufen am 28.04.2024.