Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.
Nun will ich die noch rückständigen Beiträge über Ahndungen und Visionen kürzlich durchgehen, welche in den drei ersten Bänden dieses Magazins vorkommen. Seite 20 (dritten Bandes drittes Stück) kommt ein Beitrag vor, welcher ahnendes Vorgefühl der Krankheit überschrieben, und von einem sehr glaubwürdigen Manne eingeschickt ist. Wer mit Aufmerksamkeit den ganzen Aufsatz durchlieset, wird leicht bemerken, daß alles, was der Herr Verfasser von sich erzählt hat, sehrnatürlich zugegangen ist. Er hat vor kurzem seine Mutter begraben, er kommt auf den Kirchhof in der Stadt, wo er im Winterquartier liegt, und kann sich da unter einem empfindlichen Schauer nicht des Gedankens erwehren: sollte auch wohl auf diesen Kirchhof dir dein Grab bestimmt seyn? "Es erwachte damit das Andenken an meine verstorbene Mutter etc." -- -- Dieser bloße vermuthliche Gedanke: solltest du wohl dein Grab hierfinden, kann doch wohl eigentlich kein ahnen-
Nun will ich die noch ruͤckstaͤndigen Beitraͤge uͤber Ahndungen und Visionen kuͤrzlich durchgehen, welche in den drei ersten Baͤnden dieses Magazins vorkommen. Seite 20 (dritten Bandes drittes Stuͤck) kommt ein Beitrag vor, welcher ahnendes Vorgefuͤhl der Krankheit uͤberschrieben, und von einem sehr glaubwuͤrdigen Manne eingeschickt ist. Wer mit Aufmerksamkeit den ganzen Aufsatz durchlieset, wird leicht bemerken, daß alles, was der Herr Verfasser von sich erzaͤhlt hat, sehrnatuͤrlich zugegangen ist. Er hat vor kurzem seine Mutter begraben, er kommt auf den Kirchhof in der Stadt, wo er im Winterquartier liegt, und kann sich da unter einem empfindlichen Schauer nicht des Gedankens erwehren: sollte auch wohl auf diesen Kirchhof dir dein Grab bestimmt seyn? »Es erwachte damit das Andenken an meine verstorbene Mutter etc.« — — Dieser bloße vermuthliche Gedanke: solltest du wohl dein Grab hierfinden, kann doch wohl eigentlich kein ahnen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/><lb/> durch goͤttlichen Einfluß mitgetheilten Begriffs oder Gefuͤhls <hi rendition="#b">nicht</hi> giebt; sind wir auch auf keine Weise <hi rendition="#b">befugt,</hi> den Ursprung der Ahndungen Gott zuzuschreiben, hier nicht zu gedenken, daß <hi rendition="#b">diese</hi> ihre <hi rendition="#b">Entstehungsart</hi> der <hi rendition="#b">Weisheit</hi> und <hi rendition="#b">Guͤte</hi> unseres Urhebers schnurgerade entgegenstehen wuͤrde; zumahl da nicht selten die Ahndungen die unbedeutendsten Kleinigkeiten <hi rendition="#b">betreffen.</hi></p> <p>Nun will ich die noch ruͤckstaͤndigen Beitraͤge uͤber Ahndungen und Visionen kuͤrzlich durchgehen, welche in den drei ersten Baͤnden dieses Magazins vorkommen.</p> <p>Seite 20 (dritten Bandes drittes Stuͤck) kommt ein Beitrag vor, welcher <hi rendition="#b">ahnendes Vorgefuͤhl der Krankheit</hi> uͤberschrieben, und von einem sehr glaubwuͤrdigen Manne eingeschickt ist. Wer mit Aufmerksamkeit den ganzen Aufsatz durchlieset, wird leicht bemerken, daß alles, was der Herr Verfasser von sich erzaͤhlt hat, sehr<hi rendition="#b">natuͤrlich</hi> zugegangen ist. Er hat vor kurzem seine Mutter begraben, er kommt auf den Kirchhof in der Stadt, wo er im Winterquartier liegt, und kann sich <hi rendition="#b">da</hi> unter einem empfindlichen Schauer nicht des Gedankens erwehren: <hi rendition="#b">sollte auch wohl auf diesen Kirchhof dir dein Grab bestimmt seyn?</hi> »Es erwachte damit das Andenken an meine verstorbene Mutter etc.« — — Dieser bloße <hi rendition="#b">vermuthliche Gedanke:</hi> solltest du wohl dein Grab hierfinden, kann doch wohl eigentlich <hi rendition="#b">kein ahnen-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
durch goͤttlichen Einfluß mitgetheilten Begriffs oder Gefuͤhls nicht giebt; sind wir auch auf keine Weise befugt, den Ursprung der Ahndungen Gott zuzuschreiben, hier nicht zu gedenken, daß diese ihre Entstehungsart der Weisheit und Guͤte unseres Urhebers schnurgerade entgegenstehen wuͤrde; zumahl da nicht selten die Ahndungen die unbedeutendsten Kleinigkeiten betreffen.
Nun will ich die noch ruͤckstaͤndigen Beitraͤge uͤber Ahndungen und Visionen kuͤrzlich durchgehen, welche in den drei ersten Baͤnden dieses Magazins vorkommen.
Seite 20 (dritten Bandes drittes Stuͤck) kommt ein Beitrag vor, welcher ahnendes Vorgefuͤhl der Krankheit uͤberschrieben, und von einem sehr glaubwuͤrdigen Manne eingeschickt ist. Wer mit Aufmerksamkeit den ganzen Aufsatz durchlieset, wird leicht bemerken, daß alles, was der Herr Verfasser von sich erzaͤhlt hat, sehrnatuͤrlich zugegangen ist. Er hat vor kurzem seine Mutter begraben, er kommt auf den Kirchhof in der Stadt, wo er im Winterquartier liegt, und kann sich da unter einem empfindlichen Schauer nicht des Gedankens erwehren: sollte auch wohl auf diesen Kirchhof dir dein Grab bestimmt seyn? »Es erwachte damit das Andenken an meine verstorbene Mutter etc.« — — Dieser bloße vermuthliche Gedanke: solltest du wohl dein Grab hierfinden, kann doch wohl eigentlich kein ahnen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/13 |
Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/13>, abgerufen am 22.07.2024. |