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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787.

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die so viele nachfolgende Scenen, die auf dem Schauplatz meines Jndividuums erschienen, bestimmte; die so vielen Aufschluß über meinen Character, über meine Selbsterkenntniß verbreitete; die der Grund so mancher physischen und moralischen Phänomene in dem kleinen Bezirke meiner Existenz und meiner jetzigen bestimmten Jchheit ist.

Doch, Freunde der Wahrheit! verarget mir's nicht, wenn ich sage, ich muß schweigen; wenn ich sage, ich hätte die ganze Materie nicht angefangen, wenn meine damalige Lage die jetzige gewesen wäre; aber nun war ich gezwungen, wenigstens sie so weit fortzusetzen, um nicht ganz nutzenlos zu seyn. Und dich, Bruder! der du auch das weitere schon in Händen hast, bitte ich, es zu verbergen, und um Mitternacht es mit einer Schaufel voll schwarzer Erde zu bedecken. -- Jch bin ruhig, sei auch du ruhig, Bruder -- und lebe wohl, nimm den zärtlichsten Bruderkuß von deinem ewig guten Bruder.

Wien am i7ten Januar 1787.

J. L. A. Schlichting.



die so viele nachfolgende Scenen, die auf dem Schauplatz meines Jndividuums erschienen, bestimmte; die so vielen Aufschluß uͤber meinen Character, uͤber meine Selbsterkenntniß verbreitete; die der Grund so mancher physischen und moralischen Phaͤnomene in dem kleinen Bezirke meiner Existenz und meiner jetzigen bestimmten Jchheit ist.

Doch, Freunde der Wahrheit! verarget mir's nicht, wenn ich sage, ich muß schweigen; wenn ich sage, ich haͤtte die ganze Materie nicht angefangen, wenn meine damalige Lage die jetzige gewesen waͤre; aber nun war ich gezwungen, wenigstens sie so weit fortzusetzen, um nicht ganz nutzenlos zu seyn. Und dich, Bruder! der du auch das weitere schon in Haͤnden hast, bitte ich, es zu verbergen, und um Mitternacht es mit einer Schaufel voll schwarzer Erde zu bedecken. — Jch bin ruhig, sei auch du ruhig, Bruder — und lebe wohl, nimm den zaͤrtlichsten Bruderkuß von deinem ewig guten Bruder.

Wien am i7ten Januar 1787.

J. L. A. Schlichting.


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[123/0123] die so viele nachfolgende Scenen, die auf dem Schauplatz meines Jndividuums erschienen, bestimmte; die so vielen Aufschluß uͤber meinen Character, uͤber meine Selbsterkenntniß verbreitete; die der Grund so mancher physischen und moralischen Phaͤnomene in dem kleinen Bezirke meiner Existenz und meiner jetzigen bestimmten Jchheit ist. Doch, Freunde der Wahrheit! verarget mir's nicht, wenn ich sage, ich muß schweigen; wenn ich sage, ich haͤtte die ganze Materie nicht angefangen, wenn meine damalige Lage die jetzige gewesen waͤre; aber nun war ich gezwungen, wenigstens sie so weit fortzusetzen, um nicht ganz nutzenlos zu seyn. Und dich, Bruder! der du auch das weitere schon in Haͤnden hast, bitte ich, es zu verbergen, und um Mitternacht es mit einer Schaufel voll schwarzer Erde zu bedecken. — Jch bin ruhig, sei auch du ruhig, Bruder — und lebe wohl, nimm den zaͤrtlichsten Bruderkuß von deinem ewig guten Bruder. Wien am i7ten Januar 1787. J. L. A. Schlichting.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 2. Berlin, 1787, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0502_1787/123>, abgerufen am 24.11.2024.