Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0122" n="120"/><lb/> Liebe im hohen Maße geschmeckt hast! Doch das half nichts. Das zaghafte Fleisch und Blut und das aufgewachte Gewissen wollte sich solches nicht ausreden lassen. Jch konnte nicht leicht ein Messer sehen, ohne davor zu erschrecken, und wenn ich aß, so mußte ich es mit ganzer Gewalt feste halten, damit ich nicht schnelle zufuͤhre, oder wenn die Speisen zerschnitten, solche mit der Hand fassen und in den Mund stecken. <hi rendition="#b">Die Feder, mit der ich schrieb, das Federmesser, womit ich die Feder besserte, die Tobackspfeiffe, die ich in den Mund nahm, die Lichtscheer, womit ich das Licht schneutzte, den Degen, den ich ansteckte, die Thurmspitze, die ich sahe,– ja den Finger,<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0122]
Liebe im hohen Maße geschmeckt hast! Doch das half nichts. Das zaghafte Fleisch und Blut und das aufgewachte Gewissen wollte sich solches nicht ausreden lassen. Jch konnte nicht leicht ein Messer sehen, ohne davor zu erschrecken, und wenn ich aß, so mußte ich es mit ganzer Gewalt feste halten, damit ich nicht schnelle zufuͤhre, oder wenn die Speisen zerschnitten, solche mit der Hand fassen und in den Mund stecken. Die Feder, mit der ich schrieb, das Federmesser, womit ich die Feder besserte, die Tobackspfeiffe, die ich in den Mund nahm, die Lichtscheer, womit ich das Licht schneutzte, den Degen, den ich ansteckte, die Thurmspitze, die ich sahe,– ja den Finger,
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