Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.
"Um dir Anfangs, geliebter Leser, einen generalen Begriff und summarischen Abriß von meinem miserablen und jammervollen Leben zu machen; so findest du hier ein Exempel eines Menschen, bei dem Gottes gewöhnliches und großes Hauptwerk vom zwölften Jahre an bis ins Alter, und schier bis diese Stunde gewesen, ihn zu tödten und wieder lebendig zu machen; ihn in die Hölle und wieder heraus zu führen. Oder die Sache noch mit mehrern Worten auszudrücken; so liesest du hier das Leben eines Mannes, der wegen der schrecklichen Verderbnisse, so in seiner Seele zu finden gewesen, und gegen welche er sich nicht eifrig genug gesetzt, noch männlich genug wider solche gestritten, sich durch eigene Schuld und Saumseligkeit, und Mangel der geistlichen Wachsamkeit bald selbst, so zu reden, getödtet, bald aber durch Gottes große und unaussprechliche Gnade wieder lebendig gemacht; sich bald in die Hölle schwerer Anfechtungen selbst hineingeführt, bald durch Gottes Erbarmen wieder herausgeführt worden; der bald dem
»Um dir Anfangs, geliebter Leser, einen generalen Begriff und summarischen Abriß von meinem miserablen und jammervollen Leben zu machen; so findest du hier ein Exempel eines Menschen, bei dem Gottes gewoͤhnliches und großes Hauptwerk vom zwoͤlften Jahre an bis ins Alter, und schier bis diese Stunde gewesen, ihn zu toͤdten und wieder lebendig zu machen; ihn in die Hoͤlle und wieder heraus zu fuͤhren. Oder die Sache noch mit mehrern Worten auszudruͤcken; so liesest du hier das Leben eines Mannes, der wegen der schrecklichen Verderbnisse, so in seiner Seele zu finden gewesen, und gegen welche er sich nicht eifrig genug gesetzt, noch maͤnnlich genug wider solche gestritten, sich durch eigene Schuld und Saumseligkeit, und Mangel der geistlichen Wachsamkeit bald selbst, so zu reden, getoͤdtet, bald aber durch Gottes große und unaussprechliche Gnade wieder lebendig gemacht; sich bald in die Hoͤlle schwerer Anfechtungen selbst hineingefuͤhrt, bald durch Gottes Erbarmen wieder herausgefuͤhrt worden; der bald dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" n="105"/><lb/> Buch merkwuͤrdig machen. Es enthaͤlt eine Menge sehr wichtiger psychologischer Bemerkungen uͤber den Jdeengang der menschlichen Seele, uͤber die Gewalt fruͤher Jugendeindruͤcke, uͤber die Natur der Einbildungskraft und uͤber die Schwaͤchen der menschlichen Vernunft in sich. Doch der Verfasser mag von jetzt an selbst reden.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>»Um dir Anfangs, geliebter Leser, einen generalen Begriff und summarischen Abriß von meinem miserablen und jammervollen Leben zu machen; so findest du hier ein Exempel eines Menschen, bei dem Gottes gewoͤhnliches und großes Hauptwerk vom zwoͤlften Jahre an bis ins Alter, und schier bis diese Stunde gewesen, ihn <hi rendition="#b">zu toͤdten</hi> und wieder <hi rendition="#b">lebendig zu machen;</hi> ihn in die Hoͤlle und wieder heraus zu fuͤhren. Oder die Sache noch mit mehrern Worten auszudruͤcken; so liesest du hier das Leben eines Mannes, der wegen der schrecklichen Verderbnisse, so in seiner Seele zu finden gewesen, und gegen welche er sich nicht eifrig genug gesetzt, noch maͤnnlich genug wider solche gestritten, sich durch eigene Schuld und Saumseligkeit, und Mangel der geistlichen Wachsamkeit bald selbst, so zu reden, getoͤdtet, bald aber durch Gottes große und unaussprechliche Gnade wieder lebendig gemacht; sich bald in die Hoͤlle schwerer Anfechtungen selbst hineingefuͤhrt, bald durch Gottes Erbarmen wieder herausgefuͤhrt worden; der bald dem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0107]
Buch merkwuͤrdig machen. Es enthaͤlt eine Menge sehr wichtiger psychologischer Bemerkungen uͤber den Jdeengang der menschlichen Seele, uͤber die Gewalt fruͤher Jugendeindruͤcke, uͤber die Natur der Einbildungskraft und uͤber die Schwaͤchen der menschlichen Vernunft in sich. Doch der Verfasser mag von jetzt an selbst reden.
»Um dir Anfangs, geliebter Leser, einen generalen Begriff und summarischen Abriß von meinem miserablen und jammervollen Leben zu machen; so findest du hier ein Exempel eines Menschen, bei dem Gottes gewoͤhnliches und großes Hauptwerk vom zwoͤlften Jahre an bis ins Alter, und schier bis diese Stunde gewesen, ihn zu toͤdten und wieder lebendig zu machen; ihn in die Hoͤlle und wieder heraus zu fuͤhren. Oder die Sache noch mit mehrern Worten auszudruͤcken; so liesest du hier das Leben eines Mannes, der wegen der schrecklichen Verderbnisse, so in seiner Seele zu finden gewesen, und gegen welche er sich nicht eifrig genug gesetzt, noch maͤnnlich genug wider solche gestritten, sich durch eigene Schuld und Saumseligkeit, und Mangel der geistlichen Wachsamkeit bald selbst, so zu reden, getoͤdtet, bald aber durch Gottes große und unaussprechliche Gnade wieder lebendig gemacht; sich bald in die Hoͤlle schwerer Anfechtungen selbst hineingefuͤhrt, bald durch Gottes Erbarmen wieder herausgefuͤhrt worden; der bald dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |