Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.
- - - Man kann den Hypochondristen auf keiner Seite seines Buchs verkennen. Der übrige Theil seiner Vorrede ist mit vieler Animosität gegen seine Feinde geschrieben; oft stichelt er sogar auf sich selbst; noch öfter bricht er aber in laute, jammervolle Klagen über seinen unglücklichen Gemüthszustand aus; - aber diese sind es nicht, welche sein
– – – Man kann den Hypochondristen auf keiner Seite seines Buchs verkennen. Der uͤbrige Theil seiner Vorrede ist mit vieler Animositaͤt gegen seine Feinde geschrieben; oft stichelt er sogar auf sich selbst; noch oͤfter bricht er aber in laute, jammervolle Klagen uͤber seinen ungluͤcklichen Gemuͤthszustand aus; – aber diese sind es nicht, welche sein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0106" n="104"/><lb/> ben, bei erbaͤrmlichen Leibes- und Seelenzufaͤllen, so ihnen vorkommen, weiter nachzudenken, und desto geschickter zu seyn, ihre Patienten zu kuriren, und sie von ihrem jammervollen Zustande zu befreien«. »Auf meiner Seite, faͤhrt er fort, scheint die Sache von solcher Wichtigkeit, und, wo nicht von absoluter Nothwendigkeit, doch von solchem ersprießlichen Nutzen zu seyn, daß ich nach aller Schmach und Schande nichts frage, so ich dadurch meinem Namen in groͤßerm Maaße, als jemahls geschehen, ohnfehlbar zuziehen werde. Niemand ist geschickter, Ehre und alles zu verlaͤugnen und in Wind zu schlagen, als der nichts mehr in der Welt sucht, und der wenig zu verlieren hat. Nun bin ich, nach Vieler Urtheil, einmahl schon vor der Welt zu Schanden worden, (er versteht hier wahrscheinlich seine Absetzung vom Predigtamte, welches er lange Zeit wegen seiner Kanzelberedsamkeit mit groͤßtem Beifall gefuͤhrt hatte,) und also werde ich nicht viel darnach fragen, ob jetzt meine Schmach noch eine hoͤhere Staffel erreichen sollte.«</p> <p>– – –</p> <p>Man kann den Hypochondristen auf keiner Seite seines Buchs verkennen. Der uͤbrige Theil seiner Vorrede ist mit vieler Animositaͤt gegen seine Feinde geschrieben; oft stichelt er sogar auf sich selbst; noch oͤfter bricht er aber in laute, jammervolle Klagen uͤber seinen ungluͤcklichen Gemuͤthszustand aus; – aber diese sind es nicht, welche sein<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0106]
ben, bei erbaͤrmlichen Leibes- und Seelenzufaͤllen, so ihnen vorkommen, weiter nachzudenken, und desto geschickter zu seyn, ihre Patienten zu kuriren, und sie von ihrem jammervollen Zustande zu befreien«. »Auf meiner Seite, faͤhrt er fort, scheint die Sache von solcher Wichtigkeit, und, wo nicht von absoluter Nothwendigkeit, doch von solchem ersprießlichen Nutzen zu seyn, daß ich nach aller Schmach und Schande nichts frage, so ich dadurch meinem Namen in groͤßerm Maaße, als jemahls geschehen, ohnfehlbar zuziehen werde. Niemand ist geschickter, Ehre und alles zu verlaͤugnen und in Wind zu schlagen, als der nichts mehr in der Welt sucht, und der wenig zu verlieren hat. Nun bin ich, nach Vieler Urtheil, einmahl schon vor der Welt zu Schanden worden, (er versteht hier wahrscheinlich seine Absetzung vom Predigtamte, welches er lange Zeit wegen seiner Kanzelberedsamkeit mit groͤßtem Beifall gefuͤhrt hatte,) und also werde ich nicht viel darnach fragen, ob jetzt meine Schmach noch eine hoͤhere Staffel erreichen sollte.«
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Man kann den Hypochondristen auf keiner Seite seines Buchs verkennen. Der uͤbrige Theil seiner Vorrede ist mit vieler Animositaͤt gegen seine Feinde geschrieben; oft stichelt er sogar auf sich selbst; noch oͤfter bricht er aber in laute, jammervolle Klagen uͤber seinen ungluͤcklichen Gemuͤthszustand aus; – aber diese sind es nicht, welche sein
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