Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.Noch merkwürdiger ist die Beobachtung des daß die Eindrücke der Herrn F.,Farben, nach der Beschaffenheit seines Auges, bei ihm sehr lebhaft, die Vorstellungen von Figur und Umriß hingegen sehr undeutlich und unbestimmt und sogar unrichtig sind, wie er aus andern Beobachtungen, die er über sein Gesicht angestellt hat, weiß. Und demohngeachtet sind ihm die Farben der Dinge fast gänzlich aus dem Gedächtniß entschwunden, und die Gestalten und Umrisse haben sich dagegen unauslöschlich eingeprägt. Er baut hierauf den Satz: daß es bei Fixirung sinnlicher Vorstellungen weder auf die Lebhaftigkeit des sinnlichen Eindrucks, noch auf die Dauer desselben, noch auf die innere Deutlichkeit der Vorstellungen ankömmt; sondern daß dieß alles höchstens nur mitwirkende Ursachen sind; und daß zu der Fixirung der Jdeen irgend eine nicht von außen, sondern durch innere Anlagen mehr oder weniger bestimmte Richtung der Seelenthätigkeit erfordert werde, die entweder in der Organisation des Gehirns, oder in den innersten Anlagen der Seelenkräfte gegründet ist. hält diese Auflösung selbst für unvollkommen, weil der Begriff einer Herr F.besondern Richtung der Seelenthätigkeit höchstens klar aber nicht deutlich ist. -- Jndes ist es doch an- Noch merkwuͤrdiger ist die Beobachtung des daß die Eindruͤcke der Herrn F.,Farben, nach der Beschaffenheit seines Auges, bei ihm sehr lebhaft, die Vorstellungen von Figur und Umriß hingegen sehr undeutlich und unbestimmt und sogar unrichtig sind, wie er aus andern Beobachtungen, die er uͤber sein Gesicht angestellt hat, weiß. Und demohngeachtet sind ihm die Farben der Dinge fast gaͤnzlich aus dem Gedaͤchtniß entschwunden, und die Gestalten und Umrisse haben sich dagegen unausloͤschlich eingepraͤgt. Er baut hierauf den Satz: daß es bei Fixirung sinnlicher Vorstellungen weder auf die Lebhaftigkeit des sinnlichen Eindrucks, noch auf die Dauer desselben, noch auf die innere Deutlichkeit der Vorstellungen ankoͤmmt; sondern daß dieß alles hoͤchstens nur mitwirkende Ursachen sind; und daß zu der Fixirung der Jdeen irgend eine nicht von außen, sondern durch innere Anlagen mehr oder weniger bestimmte Richtung der Seelenthaͤtigkeit erfordert werde, die entweder in der Organisation des Gehirns, oder in den innersten Anlagen der Seelenkraͤfte gegruͤndet ist. haͤlt diese Aufloͤsung selbst fuͤr unvollkommen, weil der Begriff einer Herr F.besondern Richtung der Seelenthaͤtigkeit hoͤchstens klar aber nicht deutlich ist. — Jndes ist es doch an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0006" n="6"/><lb/> <p>Noch merkwuͤrdiger ist die Beobachtung des <persName ref="#ref0103"><note type="editorial">Fischer, Ernst Gottfried</note>Herrn F.,</persName> daß die Eindruͤcke der <hi rendition="#b">Farben,</hi> nach der Beschaffenheit seines Auges, bei ihm sehr <hi rendition="#b">lebhaft,</hi> die Vorstellungen von <hi rendition="#b">Figur</hi> und <hi rendition="#b">Umriß</hi> hingegen sehr <hi rendition="#b">undeutlich</hi> und <hi rendition="#b">unbestimmt</hi> und sogar <hi rendition="#b">unrichtig</hi> sind, wie er aus andern Beobachtungen, die er uͤber sein Gesicht angestellt hat, weiß.</p> <p>Und demohngeachtet sind ihm die <hi rendition="#b">Farben</hi> der Dinge fast gaͤnzlich aus dem Gedaͤchtniß entschwunden, und die <hi rendition="#b">Gestalten</hi> und <hi rendition="#b">Umrisse</hi> haben sich dagegen unausloͤschlich eingepraͤgt.</p> <p>Er baut hierauf den Satz: <hi rendition="#b">daß es bei Fixirung sinnlicher Vorstellungen weder auf die Lebhaftigkeit des sinnlichen Eindrucks, noch auf die Dauer desselben, noch auf die innere Deutlichkeit der Vorstellungen ankoͤmmt; sondern daß dieß alles hoͤchstens nur mitwirkende Ursachen sind; und daß zu der Fixirung der Jdeen irgend eine nicht von außen, sondern durch innere Anlagen mehr oder weniger bestimmte Richtung der Seelenthaͤtigkeit erfordert werde, die entweder in der Organisation des Gehirns, oder in den innersten Anlagen der Seelenkraͤfte gegruͤndet ist.</hi></p> <p><persName ref="#ref0103"><note type="editorial">Fischer, Ernst Gottfried</note>Herr F.</persName> haͤlt diese Aufloͤsung selbst fuͤr unvollkommen, weil der Begriff einer <hi rendition="#b">besondern Richtung der Seelenthaͤtigkeit</hi> hoͤchstens <hi rendition="#b">klar</hi> aber nicht <hi rendition="#b">deutlich</hi> ist. — Jndes ist es doch an-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Noch merkwuͤrdiger ist die Beobachtung des Herrn F., daß die Eindruͤcke der Farben, nach der Beschaffenheit seines Auges, bei ihm sehr lebhaft, die Vorstellungen von Figur und Umriß hingegen sehr undeutlich und unbestimmt und sogar unrichtig sind, wie er aus andern Beobachtungen, die er uͤber sein Gesicht angestellt hat, weiß.
Und demohngeachtet sind ihm die Farben der Dinge fast gaͤnzlich aus dem Gedaͤchtniß entschwunden, und die Gestalten und Umrisse haben sich dagegen unausloͤschlich eingepraͤgt.
Er baut hierauf den Satz: daß es bei Fixirung sinnlicher Vorstellungen weder auf die Lebhaftigkeit des sinnlichen Eindrucks, noch auf die Dauer desselben, noch auf die innere Deutlichkeit der Vorstellungen ankoͤmmt; sondern daß dieß alles hoͤchstens nur mitwirkende Ursachen sind; und daß zu der Fixirung der Jdeen irgend eine nicht von außen, sondern durch innere Anlagen mehr oder weniger bestimmte Richtung der Seelenthaͤtigkeit erfordert werde, die entweder in der Organisation des Gehirns, oder in den innersten Anlagen der Seelenkraͤfte gegruͤndet ist.
Herr F. haͤlt diese Aufloͤsung selbst fuͤr unvollkommen, weil der Begriff einer besondern Richtung der Seelenthaͤtigkeit hoͤchstens klar aber nicht deutlich ist. — Jndes ist es doch an-
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