Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.Plur. sie sie sie M. F. N. sein ihr sein Plur. ihr ihr ihr. Das weibliche Geschlecht wird schwächer mit weniger Nachdruck als das männliche bezeichnet -- das männliche stärker und rauher klingende r fällt weg; das männliche Kraft und Thätigkeit ausdrückende der schmilzt in das sanfte Leiden und Nachgeben bezeichnende die hin. -- Jndem man nun die Mehrheit bezeichnen wollte, so mußte man nothwendig den schwächsten Ausdruck des Einzelnen wählen; denn das Einzelne soll gleichsam in der Vorstellung verschwinden, um dem Begriffe der Mehrheit Platz zu machen. Daher sind auch wahrscheinlich alle abgezogne Begriffe, die sich in heit, keit, ung, u.s.w. endigen, Feminina: denn sie sind, so wie die Mehrheit, das Resultat von Einzelnheiten, die gleichsam in Schatten gestellt, nur schwach bezeichnet, und fast vergessen werden sollen, um dem Resultat, das aus ihnen erwächst, Platz zu machen. -- Die abstrakten Begriffe gränzen selbst schon sehr nahe an den Plural, und haben daher größtentheils keinen Plural; ich kann nicht sagen: die Gerechtigkeiten, die Güten -- denn Gerechtig Plur. sie sie sie M. F. N. sein ihr sein Plur. ihr ihr ihr. Das weibliche Geschlecht wird schwaͤcher mit weniger Nachdruck als das maͤnnliche bezeichnet — das maͤnnliche staͤrker und rauher klingende r faͤllt weg; das maͤnnliche Kraft und Thaͤtigkeit ausdruͤckende der schmilzt in das sanfte Leiden und Nachgeben bezeichnende die hin. — Jndem man nun die Mehrheit bezeichnen wollte, so mußte man nothwendig den schwaͤchsten Ausdruck des Einzelnen waͤhlen; denn das Einzelne soll gleichsam in der Vorstellung verschwinden, um dem Begriffe der Mehrheit Platz zu machen. Daher sind auch wahrscheinlich alle abgezogne Begriffe, die sich in heit, keit, ung, u.s.w. endigen, Feminina: denn sie sind, so wie die Mehrheit, das Resultat von Einzelnheiten, die gleichsam in Schatten gestellt, nur schwach bezeichnet, und fast vergessen werden sollen, um dem Resultat, das aus ihnen erwaͤchst, Platz zu machen. — Die abstrakten Begriffe graͤnzen selbst schon sehr nahe an den Plural, und haben daher groͤßtentheils keinen Plural; ich kann nicht sagen: die Gerechtigkeiten, die Guͤten — denn Gerechtig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0101" n="101"/><lb/> <p> <hi rendition="#b">Plur.</hi> </p> <p> sie sie sie</p> <p> <hi rendition="#b">M. F. N.</hi> </p> <p> sein ihr sein</p> <p> <hi rendition="#b">Plur.</hi> </p> <p> ihr ihr ihr.</p> <p>Das weibliche Geschlecht wird <hi rendition="#b">schwaͤcher</hi> mit weniger Nachdruck als das maͤnnliche bezeichnet — das maͤnnliche staͤrker und rauher klingende <hi rendition="#b">r</hi> faͤllt weg; das maͤnnliche Kraft und Thaͤtigkeit ausdruͤckende <hi rendition="#b">der</hi> schmilzt in das sanfte Leiden und Nachgeben bezeichnende <hi rendition="#b">die</hi> hin. — </p> <p>Jndem man nun die Mehrheit bezeichnen wollte, so mußte man nothwendig den <hi rendition="#b">schwaͤchsten Ausdruck</hi> des Einzelnen waͤhlen; denn das Einzelne soll gleichsam in der Vorstellung verschwinden, um dem Begriffe der Mehrheit Platz zu machen. </p> <p>Daher sind auch wahrscheinlich alle abgezogne Begriffe, die sich in <hi rendition="#b">heit, keit, ung,</hi> u.s.w. endigen, <hi rendition="#b">Feminina:</hi> denn sie sind, so wie die Mehrheit, das Resultat von Einzelnheiten, die gleichsam in Schatten gestellt, nur schwach bezeichnet, und fast vergessen werden sollen, um dem Resultat, das aus ihnen erwaͤchst, Platz zu machen. — </p> <p>Die abstrakten Begriffe graͤnzen selbst schon sehr nahe an den Plural, und haben daher groͤßtentheils keinen Plural; ich kann nicht sagen: <hi rendition="#b">die Gerechtigkeiten,</hi> die <hi rendition="#b">Guͤten</hi> — denn <hi rendition="#b">Gerechtig<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
Plur.
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Plur.
ihr ihr ihr.
Das weibliche Geschlecht wird schwaͤcher mit weniger Nachdruck als das maͤnnliche bezeichnet — das maͤnnliche staͤrker und rauher klingende r faͤllt weg; das maͤnnliche Kraft und Thaͤtigkeit ausdruͤckende der schmilzt in das sanfte Leiden und Nachgeben bezeichnende die hin. —
Jndem man nun die Mehrheit bezeichnen wollte, so mußte man nothwendig den schwaͤchsten Ausdruck des Einzelnen waͤhlen; denn das Einzelne soll gleichsam in der Vorstellung verschwinden, um dem Begriffe der Mehrheit Platz zu machen.
Daher sind auch wahrscheinlich alle abgezogne Begriffe, die sich in heit, keit, ung, u.s.w. endigen, Feminina: denn sie sind, so wie die Mehrheit, das Resultat von Einzelnheiten, die gleichsam in Schatten gestellt, nur schwach bezeichnet, und fast vergessen werden sollen, um dem Resultat, das aus ihnen erwaͤchst, Platz zu machen. —
Die abstrakten Begriffe graͤnzen selbst schon sehr nahe an den Plural, und haben daher groͤßtentheils keinen Plural; ich kann nicht sagen: die Gerechtigkeiten, die Guͤten — denn Gerechtig
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/101>, abgerufen am 16.02.2025. |