Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


Jdee willen, die Art, wie Herr P. diesen Gegenstand behandelt hat, nicht unnütz seyn würde, wenn er auch weiter in kein System von Lehrsätzen eingriffe.

Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zurückgedrängt, um wieder aufzuspringen. -- --

Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu überwinden, ihren Thätigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsätze des Herr F. und des Herrn P., die sonst nichts miteinander gemein haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der letzte Gränzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen Geistes zu endigen scheinet.

Jm dritten Stück des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzählt nehmlich von sich, daß er von seiner frühe-


Jdee willen, die Art, wie Herr P. diesen Gegenstand behandelt hat, nicht unnuͤtz seyn wuͤrde, wenn er auch weiter in kein System von Lehrsaͤtzen eingriffe.

Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zuruͤckgedraͤngt, um wieder aufzuspringen. — —

Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu uͤberwinden, ihren Thaͤtigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsaͤtze des Herr F. und des Herrn P., die sonst nichts miteinander gemein haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der letzte Graͤnzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen Geistes zu endigen scheinet.

Jm dritten Stuͤck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzaͤhlt nehmlich von sich, daß er von seiner fruͤhe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="10"/><lb/>
Jdee willen, die Art, wie <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>Herr P.</persName> diesen                         Gegenstand behandelt hat, nicht unnu&#x0364;tz seyn wu&#x0364;rde, wenn er auch weiter in                         kein System von Lehrsa&#x0364;tzen eingriffe.</p>
          <p>Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat,                         kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und <hi rendition="#b">in Bewegung</hi> soll sie gesetzt werden; sie soll nicht                         vollkommen <hi rendition="#b">seyn,</hi> sondern vollkommen zu <hi rendition="#b">werden</hi> suchen; sie soll nicht Kenntnisse <hi rendition="#b">besitzen,</hi> sondern Kenntnisse zu <hi rendition="#b">erlangen</hi> streben; sie wird, <hi rendition="#b">wie die elastische                             Feder in sich selbst</hi> zuru&#x0364;ckgedra&#x0364;ngt, um wieder aufzuspringen. &#x2014; &#x2014; </p>
          <p>Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu u&#x0364;berwinden, ihren                         Tha&#x0364;tigkeitstrieb auf etwas zu <hi rendition="#b">richten,</hi> <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> ihm <hi rendition="#b">entgegensteht,</hi> auf etwas, woran sie einen <hi rendition="#b">Widerstand</hi> findet, und <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> man daher auch einen <hi rendition="#b">Gegenstand</hi> nennt; hierin treffen die beiden Aufsa&#x0364;tze                         des <persName ref="#ref0103"><note type="editorial">Fischer, Ernst Gottfried</note>Herr                             F.</persName> und des <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels, Carl Friedrich</note>Herrn P.,</persName> die sonst nichts miteinander gemein                         haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der                         letzte Gra&#x0364;nzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen                         Geistes zu endigen scheinet.</p>
          <p>Jm dritten Stu&#x0364;ck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten                         St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner                         Art sonderbar genug ist. Der V. erza&#x0364;hlt nehmlich von sich, daß er von seiner                             fru&#x0364;he-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0010] Jdee willen, die Art, wie Herr P. diesen Gegenstand behandelt hat, nicht unnuͤtz seyn wuͤrde, wenn er auch weiter in kein System von Lehrsaͤtzen eingriffe. Die Urkraft der Seele, die vielleicht jahrtausende hindurch geschlummert hat, kann nur durch gewaltige Hindernisse in Bewegung gesetzt werden; und in Bewegung soll sie gesetzt werden; sie soll nicht vollkommen seyn, sondern vollkommen zu werden suchen; sie soll nicht Kenntnisse besitzen, sondern Kenntnisse zu erlangen streben; sie wird, wie die elastische Feder in sich selbst zuruͤckgedraͤngt, um wieder aufzuspringen. — — Jn dieser ersten Grundkraft der Seele, Hindernisse zu uͤberwinden, ihren Thaͤtigkeitstrieb auf etwas zu richten, das ihm entgegensteht, auf etwas, woran sie einen Widerstand findet, und das man daher auch einen Gegenstand nennt; hierin treffen die beiden Aufsaͤtze des Herr F. und des Herrn P., die sonst nichts miteinander gemein haben, wieder zusammen, und mußten darin zusammentreffen, weil hier der letzte Graͤnzpunkt ist, wo sich jede Untersuchung irgend eines menschlichen Geistes zu endigen scheinet. Jm dritten Stuͤck des zweiten Bandes S. 103 steht ein Pendant zu dem im ersten St. des ersten Bandes S. 65 u.s.w. enthaltnen Aufsatze, welcher in seiner Art sonderbar genug ist. Der V. erzaͤhlt nehmlich von sich, daß er von seiner fruͤhe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/10
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/10>, abgerufen am 24.11.2024.