Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.
Diese Gutmüthigkeit ist mir auch noch Bürge, daß sich jenes flatterhafte Wesen nie in wirkliche Unart verwandeln, und daß sein Ehrtrieb nicht ganz unterdrückt oder in Schein und Blendwerksliebe ausarten werde. Seine brüderliche Liebe ist noch ganz und ungeschwächt vorhanden, und ich gestehe, daß ich mich auch bei kleinen Neckereien, die er mit seinem Bruder vorhat, doch über die Mäßigung freue, mit der dies geschieht, und überhaupt über die ganze Art, mit der er dabei handelt. Man sieht es ihm und seinem Bruder an, daß sie sich beide gut sind, daß sie sich nahe angehören, und daß sie in keinem Stücke sich fremd seyn wollen. Das scheint wirklich bei ihm nicht mehr Anlage, sondern wirklicher, fester Charakter zu seyn, der in allgemeinere Menschenliebe übergeht, und ihn sicher zum guten, glücklichen, und nützlichen Menschen machen wird. ** ist ein Knabe von etwa zwölf Jahren, und es fehlt ihm nicht an Anlage und Fleiß, brauchbar zu werden. Er faßt ziemlich schnell, und wenn irgend etwas mit Ernst verlangt wird, so ist er in seinen Aufsätzen und schriftlichen Wiederholungen ziemlich pünktlich. Aber seine Seele scheint durch irgend
Diese Gutmuͤthigkeit ist mir auch noch Buͤrge, daß sich jenes flatterhafte Wesen nie in wirkliche Unart verwandeln, und daß sein Ehrtrieb nicht ganz unterdruͤckt oder in Schein und Blendwerksliebe ausarten werde. Seine bruͤderliche Liebe ist noch ganz und ungeschwaͤcht vorhanden, und ich gestehe, daß ich mich auch bei kleinen Neckereien, die er mit seinem Bruder vorhat, doch uͤber die Maͤßigung freue, mit der dies geschieht, und uͤberhaupt uͤber die ganze Art, mit der er dabei handelt. Man sieht es ihm und seinem Bruder an, daß sie sich beide gut sind, daß sie sich nahe angehoͤren, und daß sie in keinem Stuͤcke sich fremd seyn wollen. Das scheint wirklich bei ihm nicht mehr Anlage, sondern wirklicher, fester Charakter zu seyn, der in allgemeinere Menschenliebe uͤbergeht, und ihn sicher zum guten, gluͤcklichen, und nuͤtzlichen Menschen machen wird. ** ist ein Knabe von etwa zwoͤlf Jahren, und es fehlt ihm nicht an Anlage und Fleiß, brauchbar zu werden. Er faßt ziemlich schnell, und wenn irgend etwas mit Ernst verlangt wird, so ist er in seinen Aufsaͤtzen und schriftlichen Wiederholungen ziemlich puͤnktlich. Aber seine Seele scheint durch irgend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="82"/><lb/> dann durch den ganzen Koͤrper dringt, um alles, was an ihm ist, in Bewegung zu setzen. </p> <p>Diese Gutmuͤthigkeit ist mir auch noch Buͤrge, daß sich jenes flatterhafte Wesen nie in wirkliche Unart verwandeln, und daß sein Ehrtrieb nicht ganz unterdruͤckt oder in Schein und Blendwerksliebe ausarten werde. </p> <p>Seine bruͤderliche Liebe ist noch ganz und ungeschwaͤcht vorhanden, und ich gestehe, daß ich mich auch bei kleinen Neckereien, die er mit seinem Bruder vorhat, doch uͤber die Maͤßigung freue, mit der dies geschieht, und uͤberhaupt uͤber die ganze Art, mit der er dabei handelt. </p> <p>Man sieht es ihm und seinem Bruder an, daß sie sich beide gut sind, daß sie sich nahe angehoͤren, und daß sie in keinem Stuͤcke sich fremd seyn wollen. </p> <p>Das scheint wirklich bei ihm nicht mehr Anlage, sondern wirklicher, fester Charakter zu seyn, der in allgemeinere Menschenliebe uͤbergeht, und ihn sicher zum guten, gluͤcklichen, und nuͤtzlichen Menschen machen wird. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#b">**</hi> ist ein Knabe von etwa zwoͤlf Jahren, und es fehlt ihm nicht an Anlage und Fleiß, brauchbar zu werden. </p> <p>Er faßt ziemlich schnell, und wenn irgend etwas mit Ernst verlangt wird, so ist er in seinen Aufsaͤtzen und schriftlichen Wiederholungen ziemlich puͤnktlich. Aber seine Seele scheint durch irgend<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0084]
dann durch den ganzen Koͤrper dringt, um alles, was an ihm ist, in Bewegung zu setzen.
Diese Gutmuͤthigkeit ist mir auch noch Buͤrge, daß sich jenes flatterhafte Wesen nie in wirkliche Unart verwandeln, und daß sein Ehrtrieb nicht ganz unterdruͤckt oder in Schein und Blendwerksliebe ausarten werde.
Seine bruͤderliche Liebe ist noch ganz und ungeschwaͤcht vorhanden, und ich gestehe, daß ich mich auch bei kleinen Neckereien, die er mit seinem Bruder vorhat, doch uͤber die Maͤßigung freue, mit der dies geschieht, und uͤberhaupt uͤber die ganze Art, mit der er dabei handelt.
Man sieht es ihm und seinem Bruder an, daß sie sich beide gut sind, daß sie sich nahe angehoͤren, und daß sie in keinem Stuͤcke sich fremd seyn wollen.
Das scheint wirklich bei ihm nicht mehr Anlage, sondern wirklicher, fester Charakter zu seyn, der in allgemeinere Menschenliebe uͤbergeht, und ihn sicher zum guten, gluͤcklichen, und nuͤtzlichen Menschen machen wird.
** ist ein Knabe von etwa zwoͤlf Jahren, und es fehlt ihm nicht an Anlage und Fleiß, brauchbar zu werden.
Er faßt ziemlich schnell, und wenn irgend etwas mit Ernst verlangt wird, so ist er in seinen Aufsaͤtzen und schriftlichen Wiederholungen ziemlich puͤnktlich. Aber seine Seele scheint durch irgend
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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