drungen, und bei der Schläfe wieder herausgekommen war, ist ein Umstand, der freilich merkwürdiger scheinet, allein der UlriciHerr Pastor sagt nicht, ob derselbe genau eingetroffen sey -- und gesetzt, man erinnert sich auch eines Traums noch so deutlich, so ist doch bei der anscheinenden Erfüllung desselben gemeiniglich noch etwas zurückgeblieben, dessen man sich dann erst erinnert, und wo sich denn die Erinnerung mit der wirklichen Sache oft so sehr zu verschwimmen pflegt, daß es gar leicht ist, eines mit dem andern zu verwechseln. --
Nun bleibt freilich noch immer die Frage, warum stellte sich der Traum denn gerade an dem Morgen des Tages ein, da das Unglück geschahe? Gewiß war es keine andere Ursache, als weil der UlriciHerr Pastor U.. von seinem Freunde die Nachricht erhalten, daß derselbe an dem Tage eine kleine Spatzierfahrt nach der H.. machen würde, und ihn selbst dahin eingeladen hatte.
Da also die Besorgniß für seinen Freund schon einmal die Einbildungskraft des UlriciHerrn Pastor U.. erhitzt hatte, so war dieß ja wohl die natürlichste Veranlassung, wodurch die schon seit längerer Zeit gesammelten Bilder in derselben zum Ausbruch kamen, und sich in das Ganze eines Traums zusammenfügen mußten.
Eine eigentlich nicht hieher gehörige Frage ist die: wie kam es denn, daß die Ahndung des Freundes des UlriciHerrn Pastor U.. so genau eintraf?
drungen, und bei der Schlaͤfe wieder herausgekommen war, ist ein Umstand, der freilich merkwuͤrdiger scheinet, allein der UlriciHerr Pastor sagt nicht, ob derselbe genau eingetroffen sey — und gesetzt, man erinnert sich auch eines Traums noch so deutlich, so ist doch bei der anscheinenden Erfuͤllung desselben gemeiniglich noch etwas zuruͤckgeblieben, dessen man sich dann erst erinnert, und wo sich denn die Erinnerung mit der wirklichen Sache oft so sehr zu verschwimmen pflegt, daß es gar leicht ist, eines mit dem andern zu verwechseln. —
Nun bleibt freilich noch immer die Frage, warum stellte sich der Traum denn gerade an dem Morgen des Tages ein, da das Ungluͤck geschahe? Gewiß war es keine andere Ursache, als weil der UlriciHerr Pastor U.. von seinem Freunde die Nachricht erhalten, daß derselbe an dem Tage eine kleine Spatzierfahrt nach der H.. machen wuͤrde, und ihn selbst dahin eingeladen hatte.
Da also die Besorgniß fuͤr seinen Freund schon einmal die Einbildungskraft des UlriciHerrn Pastor U.. erhitzt hatte, so war dieß ja wohl die natuͤrlichste Veranlassung, wodurch die schon seit laͤngerer Zeit gesammelten Bilder in derselben zum Ausbruch kamen, und sich in das Ganze eines Traums zusammenfuͤgen mußten.
Eine eigentlich nicht hieher gehoͤrige Frage ist die: wie kam es denn, daß die Ahndung des Freundes des UlriciHerrn Pastor U.. so genau eintraf?
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drungen, und bei der Schlaͤfe wieder herausgekommen war, ist ein Umstand, der freilich merkwuͤrdiger scheinet, allein der Herr Pastor sagt nicht, ob derselbe genau eingetroffen sey — und gesetzt, man erinnert sich auch eines Traums noch so deutlich, so ist doch bei der anscheinenden Erfuͤllung desselben gemeiniglich noch etwas zuruͤckgeblieben, dessen man sich dann erst erinnert, und wo sich denn die Erinnerung mit der wirklichen Sache oft so sehr zu verschwimmen pflegt, daß es gar leicht ist, eines mit dem andern zu verwechseln. —
Nun bleibt freilich noch immer die Frage, warum stellte sich der Traum denn gerade an dem Morgen des Tages ein, da das Ungluͤck geschahe? Gewiß war es keine andere Ursache, als weil der Herr Pastor U.. von seinem Freunde die Nachricht erhalten, daß derselbe an dem Tage eine kleine Spatzierfahrt nach der H.. machen wuͤrde, und ihn selbst dahin eingeladen hatte.
Da also die Besorgniß fuͤr seinen Freund schon einmal die Einbildungskraft des Herrn Pastor U.. erhitzt hatte, so war dieß ja wohl die natuͤrlichste Veranlassung, wodurch die schon seit laͤngerer Zeit gesammelten Bilder in derselben zum Ausbruch kamen, und sich in das Ganze eines Traums zusammenfuͤgen mußten.
Eine eigentlich nicht hieher gehoͤrige Frage ist die: wie kam es denn, daß die Ahndung des Freundes des Herrn Pastor U.. so genau eintraf?
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/21>, abgerufen am 16.02.2025.
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