Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite


Eindruck, als die einer horizontalen. -- Den grösten aber macht allemal eine Lothrechtstehende Vertikalfläche, weil die durch die höchste Anstrengung der Kraft mit der horizontalfläche in eine recht winkliche Lage, als der einem stehenden Körper angemessenste, gebracht worden ist. Eine schiefliegende Fläche kann den Eindruck nicht auf uns machen, weil es uns immer so vorkommt, als wenn noch nicht Kraft genug vorhanden gewesen wäre, ihr die höchste Richtung, nemlich diejenige zu geben, daß sie sich auf keine Seite hinneigte.

C. F. Pockels.
Die Fortsetzung folgt.

VI. Ueber meinen unwillkührlichen Mordentschluß. (S. dies. Magaz. 3. B. 2. St. S. 148.)

Bei allen grossen und liebenswürdigen Eigenschaften, wodurch sich der Mensch, das Meisterwerk der Schöpfung, so vortheilhaft auszeichnet, giebt es doch Augenblicke, wo er, von innen und von aussen auf so mannichfaltige Art bestürmt und gepreßt, sich nicht selten ganz zu vergessen und Handlungen zu begehen im Stande ist, die ihn noch unter die unvernünftigen Thiere herabsetzen. Bald


Eindruck, als die einer horizontalen. — Den groͤsten aber macht allemal eine Lothrechtstehende Vertikalflaͤche, weil die durch die hoͤchste Anstrengung der Kraft mit der horizontalflaͤche in eine recht winkliche Lage, als der einem stehenden Koͤrper angemessenste, gebracht worden ist. Eine schiefliegende Flaͤche kann den Eindruck nicht auf uns machen, weil es uns immer so vorkommt, als wenn noch nicht Kraft genug vorhanden gewesen waͤre, ihr die hoͤchste Richtung, nemlich diejenige zu geben, daß sie sich auf keine Seite hinneigte.

C. F. Pockels.
Die Fortsetzung folgt.

VI. Ueber meinen unwillkuͤhrlichen Mordentschluß. (S. dies. Magaz. 3. B. 2. St. S. 148.)

Bei allen grossen und liebenswuͤrdigen Eigenschaften, wodurch sich der Mensch, das Meisterwerk der Schoͤpfung, so vortheilhaft auszeichnet, giebt es doch Augenblicke, wo er, von innen und von aussen auf so mannichfaltige Art bestuͤrmt und gepreßt, sich nicht selten ganz zu vergessen und Handlungen zu begehen im Stande ist, die ihn noch unter die unvernuͤnftigen Thiere herabsetzen. Bald

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="61"/><lb/>
Eindruck,                   als die einer <hi rendition="#b">horizontalen.</hi> &#x2014; Den gro&#x0364;sten aber macht                   allemal eine <hi rendition="#b">Lothrechtstehende</hi> Vertikalfla&#x0364;che, weil die                   durch die ho&#x0364;chste Anstrengung der Kraft mit der horizontalfla&#x0364;che in eine recht                   winkliche Lage, als <hi rendition="#b">der</hi> einem stehenden Ko&#x0364;rper <hi rendition="#b">angemessenste,</hi> gebracht worden ist. Eine schiefliegende                   Fla&#x0364;che kann den Eindruck nicht auf uns machen, weil es uns immer so vorkommt, als                   wenn noch nicht Kraft <hi rendition="#b">genug</hi> vorhanden gewesen wa&#x0364;re, ihr                   die ho&#x0364;chste Richtung, nemlich diejenige zu geben, daß sie sich auf keine Seite                   hinneigte. </p>
            <closer>
              <signed> <hi rendition="#right">
                  <persName ref="#ref0002"><note type="editorial">Pockels,          Carl Friedrich</note>C. F.                      Pockels.</persName>
                </hi> </signed>
              <salute> <hi rendition="#c">Die Fortsetzung folgt.</hi> </salute>
            </closer><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.             Ueber meinen unwillku&#x0364;hrlichen Mordentschluß.                <note type="editorial"><bibl><persName ref="#ref68"><note type="editorial"/>V..s</persName></bibl></note>                (S. dies. Magaz. 3. B. 2. St. S. 148.)</head><lb/>
            <p>Bei allen grossen und liebenswu&#x0364;rdigen Eigenschaften, wodurch                   sich der Mensch, das Meisterwerk der Scho&#x0364;pfung, so vortheilhaft auszeichnet, giebt                   es doch Augenblicke, wo er, von innen und von aussen auf so mannichfaltige Art                   bestu&#x0364;rmt und gepreßt, sich nicht selten ganz zu vergessen und Handlungen zu                   begehen im Stande ist, die ihn noch unter die unvernu&#x0364;nftigen Thiere herabsetzen.                   Bald<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0061] Eindruck, als die einer horizontalen. — Den groͤsten aber macht allemal eine Lothrechtstehende Vertikalflaͤche, weil die durch die hoͤchste Anstrengung der Kraft mit der horizontalflaͤche in eine recht winkliche Lage, als der einem stehenden Koͤrper angemessenste, gebracht worden ist. Eine schiefliegende Flaͤche kann den Eindruck nicht auf uns machen, weil es uns immer so vorkommt, als wenn noch nicht Kraft genug vorhanden gewesen waͤre, ihr die hoͤchste Richtung, nemlich diejenige zu geben, daß sie sich auf keine Seite hinneigte. C. F. Pockels. Die Fortsetzung folgt. VI. Ueber meinen unwillkuͤhrlichen Mordentschluß. (S. dies. Magaz. 3. B. 2. St. S. 148.) Bei allen grossen und liebenswuͤrdigen Eigenschaften, wodurch sich der Mensch, das Meisterwerk der Schoͤpfung, so vortheilhaft auszeichnet, giebt es doch Augenblicke, wo er, von innen und von aussen auf so mannichfaltige Art bestuͤrmt und gepreßt, sich nicht selten ganz zu vergessen und Handlungen zu begehen im Stande ist, die ihn noch unter die unvernuͤnftigen Thiere herabsetzen. Bald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/61
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/61>, abgerufen am 04.05.2024.