Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.IV. ![]() ![]() Jndem ich im zweyten Stück des zweyten Bandes der Erfahrungs-Seelenkunde die Erzählung des Hrn. Prof. Wenert las, erwachte in mir die Erinnerung einer ganz ähnlichen Begebenheit, die sich mit dem verstorbenen Prof. Reusch zu Jena zugetragen haben soll, dessen Schriften untrügliche Beweise eines tiefen Nachdenkens und einer scharfsichtigen Beurtheilung haben, ob er gleich auch manche Meinungen hat, denen wohl nicht jeder Beyfall geben wird. Ein würdiger Prediger, Namens Hellering,*) zu Geschwalde in der Ukermark, dessen Herz und Verstand gleiche Achtung verdienten, und ihn allen denen, die ihn kannten, ehrwürdig machte, erzählte an einem schönen Winterabende noch mancherley Bemerkungen über die Kräfte der menschlichen Seele. Er habe zu Jena studiert, und vorzüglich den Vorlesungen des Prof. Reusch beygewohnt, mit diesem würdigen Mann habe sich folgendes zugetragen. Nach der Reihe philosophischer Materien wolte Reusch die Gründe für die Unsterblichkeit der Seele vortragen, hatte aber so unvermeidliche Hindernisse, die ihn von der gehörigen Vorbereitung zu diesem wichtigen Vortrag abhielten, *) Er ist der Verfasser einer Flora Borußica, die auch unter seinem Namen gedruckt worden zu Königsberg.
IV. ![]() ![]() Jndem ich im zweyten Stuͤck des zweyten Bandes der Erfahrungs-Seelenkunde die Erzaͤhlung des Hrn. Prof. Wenert las, erwachte in mir die Erinnerung einer ganz aͤhnlichen Begebenheit, die sich mit dem verstorbenen Prof. Reusch zu Jena zugetragen haben soll, dessen Schriften untruͤgliche Beweise eines tiefen Nachdenkens und einer scharfsichtigen Beurtheilung haben, ob er gleich auch manche Meinungen hat, denen wohl nicht jeder Beyfall geben wird. Ein wuͤrdiger Prediger, Namens Hellering,*) zu Geschwalde in der Ukermark, dessen Herz und Verstand gleiche Achtung verdienten, und ihn allen denen, die ihn kannten, ehrwuͤrdig machte, erzaͤhlte an einem schoͤnen Winterabende noch mancherley Bemerkungen uͤber die Kraͤfte der menschlichen Seele. Er habe zu Jena studiert, und vorzuͤglich den Vorlesungen des Prof. Reusch beygewohnt, mit diesem wuͤrdigen Mann habe sich folgendes zugetragen. Nach der Reihe philosophischer Materien wolte Reusch die Gruͤnde fuͤr die Unsterblichkeit der Seele vortragen, hatte aber so unvermeidliche Hindernisse, die ihn von der gehoͤrigen Vorbereitung zu diesem wichtigen Vortrag abhielten, *) Er ist der Verfasser einer Flora Borußica, die auch unter seinem Namen gedruckt worden zu Koͤnigsberg.
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IV.
Jndem ich im zweyten Stuͤck des zweyten Bandes der Erfahrungs-Seelenkunde die Erzaͤhlung des Hrn. Prof. Wenert las, erwachte in mir die Erinnerung einer ganz aͤhnlichen Begebenheit, die sich mit dem verstorbenen Prof. Reusch zu Jena zugetragen haben soll, dessen Schriften untruͤgliche Beweise eines tiefen Nachdenkens und einer scharfsichtigen Beurtheilung haben, ob er gleich auch manche Meinungen hat, denen wohl nicht jeder Beyfall geben wird.
Ein wuͤrdiger Prediger, Namens Hellering,*) zu Geschwalde in der Ukermark, dessen Herz und Verstand gleiche Achtung verdienten, und ihn allen denen, die ihn kannten, ehrwuͤrdig machte, erzaͤhlte an einem schoͤnen Winterabende noch mancherley Bemerkungen uͤber die Kraͤfte der menschlichen Seele. Er habe zu Jena studiert, und vorzuͤglich den Vorlesungen des Prof. Reusch beygewohnt, mit diesem wuͤrdigen Mann habe sich folgendes zugetragen. Nach der Reihe philosophischer Materien wolte Reusch die Gruͤnde fuͤr die Unsterblichkeit der Seele vortragen, hatte aber so unvermeidliche Hindernisse, die ihn von der gehoͤrigen Vorbereitung zu diesem wichtigen Vortrag abhielten,
*) Er ist der Verfasser einer Flora Borußica, die auch unter seinem Namen gedruckt worden zu Koͤnigsberg.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/108>, abgerufen am 18.07.2024. |