Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Anstatt, daß man besorget hatte, er würde heftig gegen diesen Vorschlag toben, war er bald willig, zog sich selbst aus, und ließ ruhig alles nöthige machen, worauf ich zu ihm kam, und bei der Versicherung, welche ich auf seine Frage gab, daß diese seine Lage nicht lange dauern würde, befriedigte er sich ganz, und ward auch gleich gegen den wachthabenden Soldaten gesprächig und freundlich. Wie nach Verlauf einiger Stunden die Würkung der spanischen Fliegen anfing, sagte er es mir, und da ich ihm hierzu Glück wünschte, da dieser anfangende Schmerz ein gutes Merkmal sei, wurde er vergnügt und brauchte dabei die Arzney gelassen und willig. Nachts um zwölf Uhr zogen die Pflaster stark, er wurde unruhig, ließ mich rufen und tobte sehr. Jch redete ihm zu, und besänftigt ihn wiederum; allein gegen Morgen bei dem immer zunehmenden Schmerz brach er in laute Klagen und Schimpfen aus, wollte sich losmachen, und als er Widerstand fand, wüthete er gegen den Wächter, stieß mit dem Kopf an die Wand, und da sein Bette frei gestellet wurde, erboßte er sich so, daß er um sich biß und spukte, so daß noch ein Wächter herzu geholt werden mußte.
Anstatt, daß man besorget hatte, er wuͤrde heftig gegen diesen Vorschlag toben, war er bald willig, zog sich selbst aus, und ließ ruhig alles noͤthige machen, worauf ich zu ihm kam, und bei der Versicherung, welche ich auf seine Frage gab, daß diese seine Lage nicht lange dauern wuͤrde, befriedigte er sich ganz, und ward auch gleich gegen den wachthabenden Soldaten gespraͤchig und freundlich. Wie nach Verlauf einiger Stunden die Wuͤrkung der spanischen Fliegen anfing, sagte er es mir, und da ich ihm hierzu Gluͤck wuͤnschte, da dieser anfangende Schmerz ein gutes Merkmal sei, wurde er vergnuͤgt und brauchte dabei die Arzney gelassen und willig. Nachts um zwoͤlf Uhr zogen die Pflaster stark, er wurde unruhig, ließ mich rufen und tobte sehr. Jch redete ihm zu, und besaͤnftigt ihn wiederum; allein gegen Morgen bei dem immer zunehmenden Schmerz brach er in laute Klagen und Schimpfen aus, wollte sich losmachen, und als er Widerstand fand, wuͤthete er gegen den Waͤchter, stieß mit dem Kopf an die Wand, und da sein Bette frei gestellet wurde, erboßte er sich so, daß er um sich biß und spukte, so daß noch ein Waͤchter herzu geholt werden mußte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0030" n="30"/><lb/> seinem Besten und zur Tilgung der Hitze im Kopf, die er selbst spuͤrte, spanische Fliegen gesetzt werden sollten, und damit er sich nicht bei der spuͤrenden Unruhe schaden koͤnne, wuͤrde er auf kurze Zeit im Bett befestiget werden. </p> <p>Anstatt, daß man besorget hatte, er wuͤrde heftig gegen diesen Vorschlag toben, war er bald willig, zog sich selbst aus, und ließ ruhig alles noͤthige machen, worauf ich zu ihm kam, und bei der Versicherung, welche ich auf seine Frage gab, daß diese seine Lage nicht lange dauern wuͤrde, befriedigte er sich ganz, und ward auch gleich gegen den wachthabenden Soldaten gespraͤchig und freundlich. </p> <p>Wie nach Verlauf einiger Stunden die Wuͤrkung der spanischen Fliegen anfing, sagte er es mir, und da ich ihm hierzu Gluͤck wuͤnschte, da dieser anfangende Schmerz ein gutes Merkmal sei, wurde er vergnuͤgt und brauchte dabei die Arzney gelassen und willig. Nachts um zwoͤlf Uhr zogen die Pflaster stark, er wurde unruhig, ließ mich rufen und tobte sehr. Jch redete ihm zu, und besaͤnftigt ihn wiederum; allein gegen Morgen bei dem immer zunehmenden Schmerz brach er in laute Klagen und Schimpfen aus, wollte sich losmachen, und als er Widerstand fand, wuͤthete er gegen den Waͤchter, stieß mit dem Kopf an die Wand, und da sein Bette frei gestellet wurde, erboßte er sich so, daß er um sich biß und spukte, so daß noch ein Waͤchter herzu geholt werden mußte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
seinem Besten und zur Tilgung der Hitze im Kopf, die er selbst spuͤrte, spanische Fliegen gesetzt werden sollten, und damit er sich nicht bei der spuͤrenden Unruhe schaden koͤnne, wuͤrde er auf kurze Zeit im Bett befestiget werden.
Anstatt, daß man besorget hatte, er wuͤrde heftig gegen diesen Vorschlag toben, war er bald willig, zog sich selbst aus, und ließ ruhig alles noͤthige machen, worauf ich zu ihm kam, und bei der Versicherung, welche ich auf seine Frage gab, daß diese seine Lage nicht lange dauern wuͤrde, befriedigte er sich ganz, und ward auch gleich gegen den wachthabenden Soldaten gespraͤchig und freundlich.
Wie nach Verlauf einiger Stunden die Wuͤrkung der spanischen Fliegen anfing, sagte er es mir, und da ich ihm hierzu Gluͤck wuͤnschte, da dieser anfangende Schmerz ein gutes Merkmal sei, wurde er vergnuͤgt und brauchte dabei die Arzney gelassen und willig. Nachts um zwoͤlf Uhr zogen die Pflaster stark, er wurde unruhig, ließ mich rufen und tobte sehr. Jch redete ihm zu, und besaͤnftigt ihn wiederum; allein gegen Morgen bei dem immer zunehmenden Schmerz brach er in laute Klagen und Schimpfen aus, wollte sich losmachen, und als er Widerstand fand, wuͤthete er gegen den Waͤchter, stieß mit dem Kopf an die Wand, und da sein Bette frei gestellet wurde, erboßte er sich so, daß er um sich biß und spukte, so daß noch ein Waͤchter herzu geholt werden mußte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |