Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Jch hatte noch nichts gegessen, als ich um 3 Uhr Nachmittags ankam, setzte mich zu Tische und ließ ihn mit B... herunter zu mir rufen. Er erzählte mir, daß er einen Brief von seinem Herrn Vater erhalten, und daß er auch an seine Mutter geschrieben hätte. Jch frug ihn: was er gearbeitet habe? alles was ich ihm aufgegeben, war die Antwort, und da ich von meiner Frau gleich bei meiner Ankunft die Nachricht erhalte, daß er sich gut aufgeführet und fleißig gearbeitet, so war ich damit zufrieden, folgte meiner Frau nach dem Thiergarten, und hatte meinen Wagen bestellet, daß ich den 13ten Freitags um 7 Uhr wieder in der Stadt seyn wollte. Der Conducteur L... war zu seinen Verwandten gegangen, und kommt Abends wieder zu Haus, gehet mit dem B... zu rechter Zeit schlafen; und weil L..... nicht mit will: so fragen sie ihn: warum nicht? er müße noch schreiben, giebt er zur Antwort, hat sich aber vorher barbiret, rein angezogen, und sich einen neuen Zopf gemacht, so daß die andern ihn fragen: warum er das thue? darauf antwortete er: der Kr. Rath kommt morgen zeitig herein, da muß ich gleich fertig seyn.
Jch hatte noch nichts gegessen, als ich um 3 Uhr Nachmittags ankam, setzte mich zu Tische und ließ ihn mit B... herunter zu mir rufen. Er erzaͤhlte mir, daß er einen Brief von seinem Herrn Vater erhalten, und daß er auch an seine Mutter geschrieben haͤtte. Jch frug ihn: was er gearbeitet habe? alles was ich ihm aufgegeben, war die Antwort, und da ich von meiner Frau gleich bei meiner Ankunft die Nachricht erhalte, daß er sich gut aufgefuͤhret und fleißig gearbeitet, so war ich damit zufrieden, folgte meiner Frau nach dem Thiergarten, und hatte meinen Wagen bestellet, daß ich den 13ten Freitags um 7 Uhr wieder in der Stadt seyn wollte. Der Conducteur L... war zu seinen Verwandten gegangen, und kommt Abends wieder zu Haus, gehet mit dem B... zu rechter Zeit schlafen; und weil L..... nicht mit will: so fragen sie ihn: warum nicht? er muͤße noch schreiben, giebt er zur Antwort, hat sich aber vorher barbiret, rein angezogen, und sich einen neuen Zopf gemacht, so daß die andern ihn fragen: warum er das thue? darauf antwortete er: der Kr. Rath kommt morgen zeitig herein, da muß ich gleich fertig seyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0117" n="117"/><lb/> Kr. Rath kommt: ist auch L... mit dabey? Dieser ist ebenfalls ein Conducteur, den ich bey mir habe, der aber schon verpflichtet ist, und in Koͤnigl. Diensten stehet. </p> <p>Jch hatte noch nichts gegessen, als ich um 3 Uhr Nachmittags ankam, setzte mich zu Tische und ließ ihn mit B... herunter zu mir rufen. Er erzaͤhlte mir, daß er einen Brief von seinem Herrn Vater erhalten, und daß er auch an seine Mutter geschrieben haͤtte. </p> <p>Jch frug ihn: was er gearbeitet habe? alles was ich ihm aufgegeben, war die Antwort, und da ich von meiner Frau gleich bei meiner Ankunft die Nachricht erhalte, daß er sich gut aufgefuͤhret und fleißig gearbeitet, so war ich damit zufrieden, folgte meiner Frau nach dem Thiergarten, und hatte meinen Wagen bestellet, daß ich den 13ten Freitags um 7 Uhr wieder in der Stadt seyn wollte. </p> <p>Der Conducteur L... war zu seinen Verwandten gegangen, und kommt Abends wieder zu Haus, gehet mit dem B... zu rechter Zeit schlafen; und weil L..... nicht mit will: so fragen sie ihn: warum nicht? er muͤße noch schreiben, giebt er zur Antwort, hat sich aber vorher barbiret, rein angezogen, und sich einen neuen Zopf gemacht, so daß die andern ihn fragen: warum er das thue? darauf antwortete er: der Kr. Rath kommt morgen zeitig herein, da muß ich gleich fertig seyn.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0117]
Kr. Rath kommt: ist auch L... mit dabey? Dieser ist ebenfalls ein Conducteur, den ich bey mir habe, der aber schon verpflichtet ist, und in Koͤnigl. Diensten stehet.
Jch hatte noch nichts gegessen, als ich um 3 Uhr Nachmittags ankam, setzte mich zu Tische und ließ ihn mit B... herunter zu mir rufen. Er erzaͤhlte mir, daß er einen Brief von seinem Herrn Vater erhalten, und daß er auch an seine Mutter geschrieben haͤtte.
Jch frug ihn: was er gearbeitet habe? alles was ich ihm aufgegeben, war die Antwort, und da ich von meiner Frau gleich bei meiner Ankunft die Nachricht erhalte, daß er sich gut aufgefuͤhret und fleißig gearbeitet, so war ich damit zufrieden, folgte meiner Frau nach dem Thiergarten, und hatte meinen Wagen bestellet, daß ich den 13ten Freitags um 7 Uhr wieder in der Stadt seyn wollte.
Der Conducteur L... war zu seinen Verwandten gegangen, und kommt Abends wieder zu Haus, gehet mit dem B... zu rechter Zeit schlafen; und weil L..... nicht mit will: so fragen sie ihn: warum nicht? er muͤße noch schreiben, giebt er zur Antwort, hat sich aber vorher barbiret, rein angezogen, und sich einen neuen Zopf gemacht, so daß die andern ihn fragen: warum er das thue? darauf antwortete er: der Kr. Rath kommt morgen zeitig herein, da muß ich gleich fertig seyn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |