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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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Wird ein Theil unseres Nervengebäudes so afficirt, daß dessen Erschütterungen in einer gleichmäßigen, der Gesundheit der Maschine vortheilhaften Bewegung erfolgen, wodurch der Zusammenhang der Theile nicht getrennt, sondern in der natürlichen Ordnung des Gebrauchs jener Theile gelassen wird; so stellen wir uns vor, daß die Empfindung eine körperlich angenehme Empfindung seyn müsse; aber unsre Nerven können auch unregelmäßig, mit zu vieler Anstrengung, und wider die Regeln der Gesundheit der Maschine erschüttert werden; alsdenn glauben wir, daß die Empfindung unangenehm sey. Wie nahe grenzt nicht Vergnügen und Schmerz bei dem Reiben einer Wunde zusammen! -- jenes wird durch ein sanftes Berühren, dieser durch ein stärkeres hervorgebracht; das Licht der Sonne, wenn wir es von andern Körpern und sonderlich durch die Farben zurückgeworfen, erhalten, ist angenehm und wohlthätig, da es uns hingegen Schmerzen in den Augen verursacht, wenn wir sie selbst nach der Sonne richten. -- Das Sanfte und Harmonische einer Musik theilt sich un-


Wird ein Theil unseres Nervengebaͤudes so afficirt, daß dessen Erschuͤtterungen in einer gleichmaͤßigen, der Gesundheit der Maschine vortheilhaften Bewegung erfolgen, wodurch der Zusammenhang der Theile nicht getrennt, sondern in der natuͤrlichen Ordnung des Gebrauchs jener Theile gelassen wird; so stellen wir uns vor, daß die Empfindung eine koͤrperlich angenehme Empfindung seyn muͤsse; aber unsre Nerven koͤnnen auch unregelmaͤßig, mit zu vieler Anstrengung, und wider die Regeln der Gesundheit der Maschine erschuͤttert werden; alsdenn glauben wir, daß die Empfindung unangenehm sey. Wie nahe grenzt nicht Vergnuͤgen und Schmerz bei dem Reiben einer Wunde zusammen! — jenes wird durch ein sanftes Beruͤhren, dieser durch ein staͤrkeres hervorgebracht; das Licht der Sonne, wenn wir es von andern Koͤrpern und sonderlich durch die Farben zuruͤckgeworfen, erhalten, ist angenehm und wohlthaͤtig, da es uns hingegen Schmerzen in den Augen verursacht, wenn wir sie selbst nach der Sonne richten. — Das Sanfte und Harmonische einer Musik theilt sich un-

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[104/0106] Wird ein Theil unseres Nervengebaͤudes so afficirt, daß dessen Erschuͤtterungen in einer gleichmaͤßigen, der Gesundheit der Maschine vortheilhaften Bewegung erfolgen, wodurch der Zusammenhang der Theile nicht getrennt, sondern in der natuͤrlichen Ordnung des Gebrauchs jener Theile gelassen wird; so stellen wir uns vor, daß die Empfindung eine koͤrperlich angenehme Empfindung seyn muͤsse; aber unsre Nerven koͤnnen auch unregelmaͤßig, mit zu vieler Anstrengung, und wider die Regeln der Gesundheit der Maschine erschuͤttert werden; alsdenn glauben wir, daß die Empfindung unangenehm sey. Wie nahe grenzt nicht Vergnuͤgen und Schmerz bei dem Reiben einer Wunde zusammen! — jenes wird durch ein sanftes Beruͤhren, dieser durch ein staͤrkeres hervorgebracht; das Licht der Sonne, wenn wir es von andern Koͤrpern und sonderlich durch die Farben zuruͤckgeworfen, erhalten, ist angenehm und wohlthaͤtig, da es uns hingegen Schmerzen in den Augen verursacht, wenn wir sie selbst nach der Sonne richten. — Das Sanfte und Harmonische einer Musik theilt sich un-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/106>, abgerufen am 27.11.2024.