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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

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eigentlich hier nur Zeichenkenntniß triebe, so wie mit Litteral- oder Normalmethode nur Wortkenntniß.

Viel besser gefiel mir die Uebung, Handlungen, die in die Sinne fallen, sowohl vermittelst pantomimischer Zeichen, als vermittelst der Schriftzeichen verrichten zu lassen. Ein junges Frauenzimmer, etwan von 15 bis 17 Jahren, welche überhaupt eine der besten Schülerinnen war, that alles, was man ihr aufschrieb. Verschiedene kleine Umstände, die dabei vorfielen, schienen mir merkwürdig, und zugleich zu beweisen, daß die Kinder zwar durch die Zeichensprache die sinnlichen Begriffe wirklich richtig faßten, aber daß doch diese Zeichensprache noch nicht ganz vervollkommnet war. Vielleicht könnte dieß auf eine Untersuchung leiten, ob nicht gewisse Unvollkommenheiten und Zweideutigkeiten der Zeichensprache nothwendig immer bleiben werden.

Das junge Frauenzimmer also, so wie man aufschrieb, und sie das Aufgeschriebene in Zeichen nachlas, nahm mir eine Dose, die ich in der Hand hatte, weg, gab daraus jemand Schnupftoback, u.s.w. Nun ward angeschrieben:

Geben Sie*) die Dose dem Herrn mit dem runden Hut.


*) Bei dem Nachlesen des Geschriebenen durch Zeichen zeigte sie allemal bei Sie auf sich selbst; woraus erhellte, daß sie die eigentliche Bedeutung des deutschen unschicklichen Höflichkeitswortes Sie verstand, und es von der dritten Person des Plurals zu unterscheiden wußte.


eigentlich hier nur Zeichenkenntniß triebe, so wie mit Litteral- oder Normalmethode nur Wortkenntniß.

Viel besser gefiel mir die Uebung, Handlungen, die in die Sinne fallen, sowohl vermittelst pantomimischer Zeichen, als vermittelst der Schriftzeichen verrichten zu lassen. Ein junges Frauenzimmer, etwan von 15 bis 17 Jahren, welche uͤberhaupt eine der besten Schuͤlerinnen war, that alles, was man ihr aufschrieb. Verschiedene kleine Umstaͤnde, die dabei vorfielen, schienen mir merkwuͤrdig, und zugleich zu beweisen, daß die Kinder zwar durch die Zeichensprache die sinnlichen Begriffe wirklich richtig faßten, aber daß doch diese Zeichensprache noch nicht ganz vervollkommnet war. Vielleicht koͤnnte dieß auf eine Untersuchung leiten, ob nicht gewisse Unvollkommenheiten und Zweideutigkeiten der Zeichensprache nothwendig immer bleiben werden.

Das junge Frauenzimmer also, so wie man aufschrieb, und sie das Aufgeschriebene in Zeichen nachlas, nahm mir eine Dose, die ich in der Hand hatte, weg, gab daraus jemand Schnupftoback, u.s.w. Nun ward angeschrieben:

Geben Sie*) die Dose dem Herrn mit dem runden Hut.


*) Bei dem Nachlesen des Geschriebenen durch Zeichen zeigte sie allemal bei Sie auf sich selbst; woraus erhellte, daß sie die eigentliche Bedeutung des deutschen unschicklichen Hoͤflichkeitswortes Sie verstand, und es von der dritten Person des Plurals zu unterscheiden wußte.
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[87/0087] eigentlich hier nur Zeichenkenntniß triebe, so wie mit Litteral- oder Normalmethode nur Wortkenntniß. Viel besser gefiel mir die Uebung, Handlungen, die in die Sinne fallen, sowohl vermittelst pantomimischer Zeichen, als vermittelst der Schriftzeichen verrichten zu lassen. Ein junges Frauenzimmer, etwan von 15 bis 17 Jahren, welche uͤberhaupt eine der besten Schuͤlerinnen war, that alles, was man ihr aufschrieb. Verschiedene kleine Umstaͤnde, die dabei vorfielen, schienen mir merkwuͤrdig, und zugleich zu beweisen, daß die Kinder zwar durch die Zeichensprache die sinnlichen Begriffe wirklich richtig faßten, aber daß doch diese Zeichensprache noch nicht ganz vervollkommnet war. Vielleicht koͤnnte dieß auf eine Untersuchung leiten, ob nicht gewisse Unvollkommenheiten und Zweideutigkeiten der Zeichensprache nothwendig immer bleiben werden. Das junge Frauenzimmer also, so wie man aufschrieb, und sie das Aufgeschriebene in Zeichen nachlas, nahm mir eine Dose, die ich in der Hand hatte, weg, gab daraus jemand Schnupftoback, u.s.w. Nun ward angeschrieben: Geben Sie*) die Dose dem Herrn mit dem runden Hut. *) Bei dem Nachlesen des Geschriebenen durch Zeichen zeigte sie allemal bei Sie auf sich selbst; woraus erhellte, daß sie die eigentliche Bedeutung des deutschen unschicklichen Hoͤflichkeitswortes Sie verstand, und es von der dritten Person des Plurals zu unterscheiden wußte.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/87>, abgerufen am 21.11.2024.