lich für den Tag kleiden möchte, auch ihm ein wenig Puder für sein Haar zu erlauben, weil er den Herrn Bürgermeister, der an diesem Tag kommen würde, besonders sprechen müßte.
Nun trat er vor ihn hin, und sagte ihm in einer nach seiner Weise studirten Rede: Er fühle sich nun so glücklich und so gebessert in diesem Hause; er habe aber noch einen Bruder, und es bekümmre ihn äusserst, daß dieser so auf den Gassen noch immer umherliefe, und ein Taugenichts werden würde; er bäte ihn also herzlich, diesen doch auch ins Haus holen zu lassen.
Alemann, Wilhelm AugustAlemann ließ sich anzeigen, wo er anzutreffen sei, und versprach es ihm. Als er aber hinsandte, wurden ihm zwei Knaben statt einem gebracht. Siehe, sagte er nun zu dem ältern, da hast du mir Unwahrheit gesagt. Du hast ja zwei Brüder, nicht einen. Jener bat um Vergebung. Jch dachte, sagte er, wenn der Herr Bürgermeister hörte, daß unser mehr wären, so würde ihm das zu viel werden, und er würde nicht einen nehmen wollen, um nicht beide auf den Hals zu bekommen. Gut! aber nun sind sie doch beide da; welchen willst du am liebsten behalten? Unschlüssig stand der Knabe da; seine Augen irrten von einem Bruder auf den andern, und die Wahl blieb ihm unmöglich. -- So behalte sie denn alle beide, sagte Alemann. --
Nie, sagte er mir, als ich ihm diese Geschichte, die man mir schon erzählt hatte, wieder abfragte,
lich fuͤr den Tag kleiden moͤchte, auch ihm ein wenig Puder fuͤr sein Haar zu erlauben, weil er den Herrn Buͤrgermeister, der an diesem Tag kommen wuͤrde, besonders sprechen muͤßte.
Nun trat er vor ihn hin, und sagte ihm in einer nach seiner Weise studirten Rede: Er fuͤhle sich nun so gluͤcklich und so gebessert in diesem Hause; er habe aber noch einen Bruder, und es bekuͤmmre ihn aͤusserst, daß dieser so auf den Gassen noch immer umherliefe, und ein Taugenichts werden wuͤrde; er baͤte ihn also herzlich, diesen doch auch ins Haus holen zu lassen.
Alemann, Wilhelm AugustAlemann ließ sich anzeigen, wo er anzutreffen sei, und versprach es ihm. Als er aber hinsandte, wurden ihm zwei Knaben statt einem gebracht. Siehe, sagte er nun zu dem aͤltern, da hast du mir Unwahrheit gesagt. Du hast ja zwei Bruͤder, nicht einen. Jener bat um Vergebung. Jch dachte, sagte er, wenn der Herr Buͤrgermeister hoͤrte, daß unser mehr waͤren, so wuͤrde ihm das zu viel werden, und er wuͤrde nicht einen nehmen wollen, um nicht beide auf den Hals zu bekommen. Gut! aber nun sind sie doch beide da; welchen willst du am liebsten behalten? Unschluͤssig stand der Knabe da; seine Augen irrten von einem Bruder auf den andern, und die Wahl blieb ihm unmoͤglich. ― So behalte sie denn alle beide, sagte Alemann. ―
Nie, sagte er mir, als ich ihm diese Geschichte, die man mir schon erzaͤhlt hatte, wieder abfragte,
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lich fuͤr den Tag kleiden moͤchte, auch ihm ein wenig Puder fuͤr sein Haar zu erlauben, weil er den Herrn Buͤrgermeister, der an diesem Tag kommen wuͤrde, besonders sprechen muͤßte. </p><p>Nun trat er vor ihn hin, und sagte ihm in einer nach seiner Weise studirten Rede: Er fuͤhle sich nun so gluͤcklich und so gebessert in diesem Hause; er habe aber noch einen Bruder, und es bekuͤmmre ihn aͤusserst, daß dieser so auf den Gassen noch immer umherliefe, und ein Taugenichts werden wuͤrde; er baͤte ihn also herzlich, diesen doch auch ins Haus holen zu lassen. </p><p><hirendition="#b"><persNameref="#ref0140"><notetype="editorial">Alemann, Wilhelm August</note>Alemann</persName></hi> ließ sich anzeigen, wo er anzutreffen sei, und versprach es ihm. Als er aber hinsandte, wurden ihm zwei Knaben statt einem gebracht. Siehe, sagte er nun zu dem aͤltern, da hast du mir Unwahrheit gesagt. Du hast ja zwei Bruͤder, nicht einen. Jener bat um Vergebung. Jch dachte, sagte er, wenn der Herr Buͤrgermeister hoͤrte, daß unser mehr waͤren, so wuͤrde ihm das zu viel werden, und er wuͤrde nicht einen nehmen wollen, um nicht beide auf den Hals zu bekommen. Gut! aber nun sind sie doch beide da; welchen willst du am liebsten behalten? Unschluͤssig stand der Knabe da; seine Augen irrten von einem Bruder auf den andern, und die Wahl blieb ihm unmoͤglich. ― So behalte sie denn alle beide, sagte <hirendition="#b">Alemann.</hi>―</p><p>Nie, sagte er mir, als ich ihm diese Geschichte, die man mir schon erzaͤhlt hatte, wieder abfragte,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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lich fuͤr den Tag kleiden moͤchte, auch ihm ein wenig Puder fuͤr sein Haar zu erlauben, weil er den Herrn Buͤrgermeister, der an diesem Tag kommen wuͤrde, besonders sprechen muͤßte.
Nun trat er vor ihn hin, und sagte ihm in einer nach seiner Weise studirten Rede: Er fuͤhle sich nun so gluͤcklich und so gebessert in diesem Hause; er habe aber noch einen Bruder, und es bekuͤmmre ihn aͤusserst, daß dieser so auf den Gassen noch immer umherliefe, und ein Taugenichts werden wuͤrde; er baͤte ihn also herzlich, diesen doch auch ins Haus holen zu lassen.
Alemann ließ sich anzeigen, wo er anzutreffen sei, und versprach es ihm. Als er aber hinsandte, wurden ihm zwei Knaben statt einem gebracht. Siehe, sagte er nun zu dem aͤltern, da hast du mir Unwahrheit gesagt. Du hast ja zwei Bruͤder, nicht einen. Jener bat um Vergebung. Jch dachte, sagte er, wenn der Herr Buͤrgermeister hoͤrte, daß unser mehr waͤren, so wuͤrde ihm das zu viel werden, und er wuͤrde nicht einen nehmen wollen, um nicht beide auf den Hals zu bekommen. Gut! aber nun sind sie doch beide da; welchen willst du am liebsten behalten? Unschluͤssig stand der Knabe da; seine Augen irrten von einem Bruder auf den andern, und die Wahl blieb ihm unmoͤglich. ― So behalte sie denn alle beide, sagte Alemann. ―
Nie, sagte er mir, als ich ihm diese Geschichte, die man mir schon erzaͤhlt hatte, wieder abfragte,
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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