Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Bei Worten ist allemal die Frage: ob beide Theile, der sprechende und der hörende, völlig einerlei Begriffe mit demselben verknüpfen? die Hermeneutick ist ein Beweiß, wie schwer solches sei; ja wie viele Processe laufen auf ein Mißverständniß der Gesetze hinaus? Die Bildersprache ist bloß alsdann zweideutig, wenn Dinge ausgedrückt werden sollen, die keine Figur haben. Man weise den Delinquenten und seine Gemälde allen Nationen; alle Nationen werden in ihrer Sprache ihn der Mordthat beschuldigen. Aber ob Brüning als ein vorsetzlicher Uebertreter göttlicher und menschlicher Gesetze anzusehen sei? diese Frage wird durch richterlichen Ausspruch entschieden werden.
Bei Worten ist allemal die Frage: ob beide Theile, der sprechende und der hoͤrende, voͤllig einerlei Begriffe mit demselben verknuͤpfen? die Hermeneutick ist ein Beweiß, wie schwer solches sei; ja wie viele Processe laufen auf ein Mißverstaͤndniß der Gesetze hinaus? Die Bildersprache ist bloß alsdann zweideutig, wenn Dinge ausgedruͤckt werden sollen, die keine Figur haben. Man weise den Delinquenten und seine Gemaͤlde allen Nationen; alle Nationen werden in ihrer Sprache ihn der Mordthat beschuldigen. Aber ob Bruͤning als ein vorsetzlicher Uebertreter goͤttlicher und menschlicher Gesetze anzusehen sei? diese Frage wird durch richterlichen Ausspruch entschieden werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0065" n="65"/><lb/> den nicht Ew. ... mit der groͤsten Genauigkeit herausgebracht haͤtten.</p> <p>Bei Worten ist allemal die Frage: ob beide Theile, der sprechende und der hoͤrende, voͤllig einerlei Begriffe mit demselben verknuͤpfen? die <choice><corr>Hermeneutick</corr><sic>Hermenevtick</sic></choice> ist ein Beweiß, wie schwer solches sei; ja wie viele Processe laufen auf ein Mißverstaͤndniß der Gesetze hinaus?</p> <p>Die Bildersprache ist bloß alsdann zweideutig, wenn Dinge ausgedruͤckt werden sollen, die keine Figur haben.</p> <p>Man weise den Delinquenten und seine Gemaͤlde allen Nationen; alle Nationen werden in ihrer Sprache ihn der Mordthat beschuldigen.</p> <p>Aber ob Bruͤning als ein vorsetzlicher Uebertreter goͤttlicher und menschlicher Gesetze anzusehen sei? diese Frage wird durch richterlichen Ausspruch entschieden werden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0065]
den nicht Ew. ... mit der groͤsten Genauigkeit herausgebracht haͤtten.
Bei Worten ist allemal die Frage: ob beide Theile, der sprechende und der hoͤrende, voͤllig einerlei Begriffe mit demselben verknuͤpfen? die Hermeneutick ist ein Beweiß, wie schwer solches sei; ja wie viele Processe laufen auf ein Mißverstaͤndniß der Gesetze hinaus?
Die Bildersprache ist bloß alsdann zweideutig, wenn Dinge ausgedruͤckt werden sollen, die keine Figur haben.
Man weise den Delinquenten und seine Gemaͤlde allen Nationen; alle Nationen werden in ihrer Sprache ihn der Mordthat beschuldigen.
Aber ob Bruͤning als ein vorsetzlicher Uebertreter goͤttlicher und menschlicher Gesetze anzusehen sei? diese Frage wird durch richterlichen Ausspruch entschieden werden.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/65>, abgerufen am 05.07.2024. |