Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Es wurde auch im Verhöre diese kleine Wunde, so bereits fast völlig wieder zugeheilet war, bemerket, und von dem Jnquisiten durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß er solche von dem Ermordeten durch einen Biß bekommen habe. Bei dieser Gelegenheit gab der Jnquirens, wiewohl vergeblich, sich viele Mühe, von dem Jnquisiten auf schriftliche Fragen dergleichen Antwort, oder auch nur eine Antwort durch Zeichen zu erhalten: der Jnquisit schrieb bloß die ihm vorgelegten Fragen ab oder nach, ungeachtet er den Verstand der ihm vorgeschriebenen Wörter zu haben schien. Als ihm aber mancherlei Zeichen durch Bewegung des Körpers und dessen Gliedmaßen waren vorgemacht worden, die ihm begreiflich machen sollten, daß man von ihm zu wissen verlange: ob er nicht dem Messerkerl, und auf was für Art, den Hals abgeschnitten und also ihn ums Leben gebracht habe? gab er durch seine Gestus zu erkennen, daß er den Sinn verstehe und Antwort geben wolle. Er beugte sich mit Unterlegung der Hand gegen den Kopf zur Seite, und bezeichnete einen Schlafenden; er stellte neben sich einen großen Mann vor, so ihm nach der Tasche gefaßt hätte; wies auf die linke Seite, als den gewöhnlichen Ort eines Degens oder Couteau; bezeichnete, daß
Es wurde auch im Verhoͤre diese kleine Wunde, so bereits fast voͤllig wieder zugeheilet war, bemerket, und von dem Jnquisiten durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß er solche von dem Ermordeten durch einen Biß bekommen habe. Bei dieser Gelegenheit gab der Jnquirens, wiewohl vergeblich, sich viele Muͤhe, von dem Jnquisiten auf schriftliche Fragen dergleichen Antwort, oder auch nur eine Antwort durch Zeichen zu erhalten: der Jnquisit schrieb bloß die ihm vorgelegten Fragen ab oder nach, ungeachtet er den Verstand der ihm vorgeschriebenen Woͤrter zu haben schien. Als ihm aber mancherlei Zeichen durch Bewegung des Koͤrpers und dessen Gliedmaßen waren vorgemacht worden, die ihm begreiflich machen sollten, daß man von ihm zu wissen verlange: ob er nicht dem Messerkerl, und auf was fuͤr Art, den Hals abgeschnitten und also ihn ums Leben gebracht habe? gab er durch seine Gestus zu erkennen, daß er den Sinn verstehe und Antwort geben wolle. Er beugte sich mit Unterlegung der Hand gegen den Kopf zur Seite, und bezeichnete einen Schlafenden; er stellte neben sich einen großen Mann vor, so ihm nach der Tasche gefaßt haͤtte; wies auf die linke Seite, als den gewoͤhnlichen Ort eines Degens oder Couteau; bezeichnete, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0043" n="43"/><lb/> und dem Jnquisiten, wie er vorgabe, von dem Entleibten solle zugefuͤget worden seyn.</p> <p>Es wurde auch im Verhoͤre diese kleine Wunde, so bereits fast voͤllig wieder zugeheilet war, bemerket, und von dem Jnquisiten durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß er solche von dem Ermordeten durch einen Biß bekommen habe.</p> <p>Bei dieser Gelegenheit gab der Jnquirens, wiewohl vergeblich, sich viele Muͤhe, von dem Jnquisiten auf schriftliche Fragen dergleichen Antwort, oder auch nur eine Antwort durch Zeichen zu erhalten: der Jnquisit schrieb bloß die ihm vorgelegten Fragen ab oder nach, ungeachtet er den Verstand der ihm vorgeschriebenen Woͤrter zu haben schien.</p> <p>Als ihm aber mancherlei Zeichen durch Bewegung des Koͤrpers und dessen Gliedmaßen waren vorgemacht worden, die ihm begreiflich machen sollten, daß man von ihm zu wissen verlange: ob er nicht dem Messerkerl, und auf was fuͤr Art, den Hals abgeschnitten und also ihn ums Leben gebracht habe? gab er durch seine Gestus zu erkennen, daß er den Sinn verstehe und Antwort geben wolle.</p> <p>Er beugte sich mit Unterlegung der Hand gegen den Kopf zur Seite, und bezeichnete einen Schlafenden; er stellte neben sich einen großen Mann vor, so ihm nach der Tasche gefaßt haͤtte; wies auf die linke Seite, als den gewoͤhnlichen Ort eines Degens oder Couteau; bezeichnete, daß<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
und dem Jnquisiten, wie er vorgabe, von dem Entleibten solle zugefuͤget worden seyn.
Es wurde auch im Verhoͤre diese kleine Wunde, so bereits fast voͤllig wieder zugeheilet war, bemerket, und von dem Jnquisiten durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß er solche von dem Ermordeten durch einen Biß bekommen habe.
Bei dieser Gelegenheit gab der Jnquirens, wiewohl vergeblich, sich viele Muͤhe, von dem Jnquisiten auf schriftliche Fragen dergleichen Antwort, oder auch nur eine Antwort durch Zeichen zu erhalten: der Jnquisit schrieb bloß die ihm vorgelegten Fragen ab oder nach, ungeachtet er den Verstand der ihm vorgeschriebenen Woͤrter zu haben schien.
Als ihm aber mancherlei Zeichen durch Bewegung des Koͤrpers und dessen Gliedmaßen waren vorgemacht worden, die ihm begreiflich machen sollten, daß man von ihm zu wissen verlange: ob er nicht dem Messerkerl, und auf was fuͤr Art, den Hals abgeschnitten und also ihn ums Leben gebracht habe? gab er durch seine Gestus zu erkennen, daß er den Sinn verstehe und Antwort geben wolle.
Er beugte sich mit Unterlegung der Hand gegen den Kopf zur Seite, und bezeichnete einen Schlafenden; er stellte neben sich einen großen Mann vor, so ihm nach der Tasche gefaßt haͤtte; wies auf die linke Seite, als den gewoͤhnlichen Ort eines Degens oder Couteau; bezeichnete, daß
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/43>, abgerufen am 05.07.2024. |