Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


Ort sey, wo der Ermordete ums Leben gekommen wäre.

Auf die Frage: ob dieses der Ort sey, wo er die That begangen hätte? gab er durch Zeichen in so weit eine deutliche Antwort: daß er bei der That zugegen gewesen, und der Ermordete durch Schnitte am Halse ums Leben gekommen sei.

Er bezeigte auch durch Leibesstellung dieses: daß der Ermordete etwas auf seinem Rücken gehabt habe, und derselbe rückwärts sei übergezogen worden.

Man machte zu gleicher Zeit einen Versuch, ob Jnquisit, wie verlauten wolle, schreiben könnte. Man schrieb die Frage hin: Jst dieses der Ort, wo ihr den Messerkerl ermordet?

Allein aller angewandten Mühe ungeachtet, gab er keine schriftliche Antwort, sondern er machte bloß die ihm vorgeschriebenen Worte nach. Hingegen schrieb er, als ihm die Frage: Wie heißt euer Nahme? geschrieben war vorgeleget worden, auf ein ihm vorgehaltenes Brett, mit der ihm in die Hand gegebenen Kreide mit sehr leserlichen Buchstaben seinen Nahmen: J. Brüning.

Am 7ten benannten Monaths wurde Jnquisit von dem Justitiarius in Beisein zweier Assessoren anderweit vorgenommen, und die Gelegenheit dazu gab die Nachricht, daß der Jnquisit am zweiten Finger der rechten Hand eine sehr kleine Verwundung habe, welche dem Ansehen nach ein Biß wäre,


Ort sey, wo der Ermordete ums Leben gekommen waͤre.

Auf die Frage: ob dieses der Ort sey, wo er die That begangen haͤtte? gab er durch Zeichen in so weit eine deutliche Antwort: daß er bei der That zugegen gewesen, und der Ermordete durch Schnitte am Halse ums Leben gekommen sei.

Er bezeigte auch durch Leibesstellung dieses: daß der Ermordete etwas auf seinem Ruͤcken gehabt habe, und derselbe ruͤckwaͤrts sei uͤbergezogen worden.

Man machte zu gleicher Zeit einen Versuch, ob Jnquisit, wie verlauten wolle, schreiben koͤnnte. Man schrieb die Frage hin: Jst dieses der Ort, wo ihr den Messerkerl ermordet?

Allein aller angewandten Muͤhe ungeachtet, gab er keine schriftliche Antwort, sondern er machte bloß die ihm vorgeschriebenen Worte nach. Hingegen schrieb er, als ihm die Frage: Wie heißt euer Nahme? geschrieben war vorgeleget worden, auf ein ihm vorgehaltenes Brett, mit der ihm in die Hand gegebenen Kreide mit sehr leserlichen Buchstaben seinen Nahmen: J. Bruͤning.

Am 7ten benannten Monaths wurde Jnquisit von dem Justitiarius in Beisein zweier Assessoren anderweit vorgenommen, und die Gelegenheit dazu gab die Nachricht, daß der Jnquisit am zweiten Finger der rechten Hand eine sehr kleine Verwundung habe, welche dem Ansehen nach ein Biß waͤre,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="42"/><lb/>
Ort sey, wo der Ermordete ums Leben                         gekommen wa&#x0364;re.</p>
            <p>Auf die Frage: ob dieses der Ort sey, wo er die That begangen ha&#x0364;tte? gab er                         durch Zeichen in so weit eine deutliche Antwort: daß er bei der That zugegen                         gewesen, und der Ermordete durch Schnitte am Halse ums Leben gekommen                         sei.</p>
            <p>Er bezeigte auch durch Leibesstellung dieses: daß der Ermordete etwas auf                         seinem Ru&#x0364;cken gehabt habe, und derselbe ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts sei u&#x0364;bergezogen                         worden.</p>
            <p>Man machte zu gleicher Zeit einen Versuch, ob Jnquisit, wie verlauten wolle,                         schreiben ko&#x0364;nnte. Man schrieb die Frage hin: Jst dieses der Ort, wo ihr den                         Messerkerl ermordet?</p>
            <p>Allein aller angewandten Mu&#x0364;he ungeachtet, gab er keine schriftliche Antwort,                         sondern er machte bloß die ihm vorgeschriebenen Worte nach. Hingegen schrieb                         er, als ihm die Frage: Wie heißt euer Nahme? geschrieben war vorgeleget                         worden, auf ein ihm vorgehaltenes Brett, mit der ihm in die Hand gegebenen                         Kreide mit sehr leserlichen Buchstaben seinen Nahmen: J. Bru&#x0364;ning.</p>
            <p>Am 7ten benannten Monaths wurde Jnquisit von dem Justitiarius in Beisein                         zweier Assessoren anderweit vorgenommen, und die Gelegenheit dazu gab die                         Nachricht, daß der Jnquisit am zweiten Finger der rechten Hand eine sehr                         kleine Verwundung habe, welche dem Ansehen nach ein Biß wa&#x0364;re,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0042] Ort sey, wo der Ermordete ums Leben gekommen waͤre. Auf die Frage: ob dieses der Ort sey, wo er die That begangen haͤtte? gab er durch Zeichen in so weit eine deutliche Antwort: daß er bei der That zugegen gewesen, und der Ermordete durch Schnitte am Halse ums Leben gekommen sei. Er bezeigte auch durch Leibesstellung dieses: daß der Ermordete etwas auf seinem Ruͤcken gehabt habe, und derselbe ruͤckwaͤrts sei uͤbergezogen worden. Man machte zu gleicher Zeit einen Versuch, ob Jnquisit, wie verlauten wolle, schreiben koͤnnte. Man schrieb die Frage hin: Jst dieses der Ort, wo ihr den Messerkerl ermordet? Allein aller angewandten Muͤhe ungeachtet, gab er keine schriftliche Antwort, sondern er machte bloß die ihm vorgeschriebenen Worte nach. Hingegen schrieb er, als ihm die Frage: Wie heißt euer Nahme? geschrieben war vorgeleget worden, auf ein ihm vorgehaltenes Brett, mit der ihm in die Hand gegebenen Kreide mit sehr leserlichen Buchstaben seinen Nahmen: J. Bruͤning. Am 7ten benannten Monaths wurde Jnquisit von dem Justitiarius in Beisein zweier Assessoren anderweit vorgenommen, und die Gelegenheit dazu gab die Nachricht, daß der Jnquisit am zweiten Finger der rechten Hand eine sehr kleine Verwundung habe, welche dem Ansehen nach ein Biß waͤre,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/42
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/42>, abgerufen am 24.11.2024.