Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Anton erblickte ihn zuerst in einer grünen Pelzmütze, blauen Brusttuch und braunen Kamisol drüber, nebst einer schwarzen Schürze, seiner gewöhnlichen Hauskleidung; und es war ihm beim ersten Blick, als ob er in ihm einen strengen Herrn und Meister, statt eines künftigen Freundes und Wohlthäters gefunden hatte. Seine vorgefaßte innige Liebe verlosch, als wenn Wasser auf einen Funken geschüttet wäre, da ihm die erste kalte, trockne, gebietrische Miene seines vermeinten Wohlthäters ahnden ließ, daß er nichts weiter, wie sein Lehrjunge seyn werde. III. Zum 1sten B. 2tes St. No. 8. pag. 100. des Magazins. Jch erstaunte, hier meine Geschichte zu lesen. Auf Thürmen, wo ich nichts zu befürchten hatte, an Fenstern, deren Bänke mir bis an die Brust gingen, war die Jdee bei mir lebhaft, du wirst herunterspringen!
Anton erblickte ihn zuerst in einer gruͤnen Pelzmuͤtze, blauen Brusttuch und braunen Kamisol druͤber, nebst einer schwarzen Schuͤrze, seiner gewoͤhnlichen Hauskleidung; und es war ihm beim ersten Blick, als ob er in ihm einen strengen Herrn und Meister, statt eines kuͤnftigen Freundes und Wohlthaͤters gefunden hatte. Seine vorgefaßte innige Liebe verlosch, als wenn Wasser auf einen Funken geschuͤttet waͤre, da ihm die erste kalte, trockne, gebietrische Miene seines vermeinten Wohlthaͤters ahnden ließ, daß er nichts weiter, wie sein Lehrjunge seyn werde. III. Zum 1sten B. 2tes St. No. 8. pag. 100. des Magazins. Jch erstaunte, hier meine Geschichte zu lesen. Auf Thuͤrmen, wo ich nichts zu befuͤrchten hatte, an Fenstern, deren Baͤnke mir bis an die Brust gingen, war die Jdee bei mir lebhaft, du wirst herunterspringen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0036" n="36"/><lb/> uͤber die Ruchlosigkeit und Bosheit der Menschenkinder, und insbesondre seiner Nachbaren, oder seiner eignen Leute, zusammenzogen.</p> <p>Anton erblickte ihn zuerst in einer gruͤnen Pelzmuͤtze, blauen Brusttuch und braunen Kamisol druͤber, nebst einer schwarzen Schuͤrze, seiner gewoͤhnlichen Hauskleidung; und es war ihm beim ersten Blick, als ob er in ihm einen strengen Herrn und Meister, statt eines kuͤnftigen Freundes und Wohlthaͤters gefunden hatte.</p> <p>Seine vorgefaßte innige Liebe verlosch, als wenn Wasser auf einen Funken geschuͤttet waͤre, da ihm die erste kalte, trockne, gebietrische Miene seines vermeinten Wohlthaͤters ahnden ließ, daß er nichts weiter, wie sein Lehrjunge seyn werde.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">III</hi>. Zum 1sten B. 2tes St. <hi rendition="#aq">No.</hi> 8. pag. 100. des Magazins.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref168"><note type="editorial"/>***</persName> </bibl> </note> <p>Jch erstaunte, hier meine Geschichte zu lesen. Auf Thuͤrmen, wo ich nichts zu befuͤrchten hatte, an Fenstern, deren Baͤnke mir bis an die Brust gingen, war die Jdee bei mir lebhaft, du <hi rendition="#b">wirst</hi> herunterspringen!</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0036]
uͤber die Ruchlosigkeit und Bosheit der Menschenkinder, und insbesondre seiner Nachbaren, oder seiner eignen Leute, zusammenzogen.
Anton erblickte ihn zuerst in einer gruͤnen Pelzmuͤtze, blauen Brusttuch und braunen Kamisol druͤber, nebst einer schwarzen Schuͤrze, seiner gewoͤhnlichen Hauskleidung; und es war ihm beim ersten Blick, als ob er in ihm einen strengen Herrn und Meister, statt eines kuͤnftigen Freundes und Wohlthaͤters gefunden hatte.
Seine vorgefaßte innige Liebe verlosch, als wenn Wasser auf einen Funken geschuͤttet waͤre, da ihm die erste kalte, trockne, gebietrische Miene seines vermeinten Wohlthaͤters ahnden ließ, daß er nichts weiter, wie sein Lehrjunge seyn werde.
III. Zum 1sten B. 2tes St. No. 8. pag. 100. des Magazins.
Jch erstaunte, hier meine Geschichte zu lesen. Auf Thuͤrmen, wo ich nichts zu befuͤrchten hatte, an Fenstern, deren Baͤnke mir bis an die Brust gingen, war die Jdee bei mir lebhaft, du wirst herunterspringen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |