etwa mit Schmerz verknüpft, oder nicht, und
sol- cherlei mehr, darnach zu fragen, war mir nie ein- gefallen. Jn den
folgenden Jahren nun, wie schon gesagt, befand ich mich einstens in einer
Gesell- schaft, wo hintereinander von mehrern Personen erzählt
ward, die vom Schlage getroffen worden. Jch hörte diesen
Erzählungen jetzt zum erstenmal mit mehrerer Aufmerksamkeit zu, als
bisher ge- schehen war, und das Bild des Todes brachte Schrecken in mein
Herz! Jch ward plötzlich unru- hig; ich empfand eine gewisse
Bangigkeit, die ich sehnlich von mir wünschte. Es ward ein
neues Beispiel erzählt, und ich fühlte eine zitternde
Be- wegung an meinem Körper. Jede Wiederhohlung des Wortes Schlag vermehrte meine Unruh' und Angst. Endlich
faßte mich ein eiskalter Schauder.
Jch sah' mich genöthigt, mir ein Glas Was- ser reichen zu lassen und
trennte mich von der Ge- sellschaft. Mit schnellen Schritten und in
entsetz- licher Unruh' ging ich nach Hause. Jch wollte nicht an die
Todesart denken, die mich so mit Grausen und Beben erfüllte, und sie
kettete sich nur desto fester an meine Gedanken. Ein dunkles,
aber grauenvolles und fürchterliches Bild schwebte in mei- ner
geängsteten Seele. Es deutlich zu beschreiben, würd'
ich vergebens versuchen. Es glich ohnge- fähr einem
plötzlichen sausenden und gewaltsamen Zusammenrollen, Verwirren und
Wirbeln aller
Räder
F4
etwa mit Schmerz verknuͤpft, oder nicht, und
sol- cherlei mehr, darnach zu fragen, war mir nie ein- gefallen. Jn den
folgenden Jahren nun, wie schon gesagt, befand ich mich einstens in einer
Gesell- schaft, wo hintereinander von mehrern Personen erzaͤhlt
ward, die vom Schlage getroffen worden. Jch hoͤrte diesen
Erzaͤhlungen jetzt zum erstenmal mit mehrerer Aufmerksamkeit zu, als
bisher ge- schehen war, und das Bild des Todes brachte Schrecken in mein
Herz! Jch ward ploͤtzlich unru- hig; ich empfand eine gewisse
Bangigkeit, die ich sehnlich von mir wuͤnschte. Es ward ein
neues Beispiel erzaͤhlt, und ich fuͤhlte eine zitternde
Be- wegung an meinem Koͤrper. Jede Wiederhohlung des Wortes Schlag vermehrte meine Unruh' und Angst. Endlich
faßte mich ein eiskalter Schauder.
Jch sah' mich genoͤthigt, mir ein Glas Was- ser reichen zu lassen und
trennte mich von der Ge- sellschaft. Mit schnellen Schritten und in
entsetz- licher Unruh' ging ich nach Hause. Jch wollte nicht an die
Todesart denken, die mich so mit Grausen und Beben erfuͤllte, und sie
kettete sich nur desto fester an meine Gedanken. Ein dunkles,
aber grauenvolles und fuͤrchterliches Bild schwebte in mei- ner
geaͤngsteten Seele. Es deutlich zu beschreiben, wuͤrd'
ich vergebens versuchen. Es glich ohnge- faͤhr einem
ploͤtzlichen sausenden und gewaltsamen Zusammenrollen, Verwirren und
Wirbeln aller
Raͤder
F4
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etwa mit Schmerz verknuͤpft, oder nicht, und sol-
cherlei mehr, darnach zu fragen, war mir nie ein-
gefallen. Jn den folgenden Jahren nun, wie schon
gesagt, befand ich mich einstens in einer Gesell-
schaft, wo hintereinander von mehrern Personen
erzaͤhlt ward, die vom Schlage getroffen worden.
Jch hoͤrte diesen Erzaͤhlungen jetzt zum erstenmal
mit mehrerer Aufmerksamkeit zu, als bisher ge-
schehen war, und das Bild des Todes brachte
Schrecken in mein Herz! Jch ward ploͤtzlich unru-
hig; ich empfand eine gewisse Bangigkeit, die ich
sehnlich von mir wuͤnschte. Es ward ein neues
Beispiel erzaͤhlt, und ich fuͤhlte eine zitternde Be-
wegung an meinem Koͤrper. Jede Wiederhohlung
des Wortes Schlag vermehrte meine Unruh' und
Angst. Endlich faßte mich ein eiskalter Schauder.
Jch sah' mich genoͤthigt, mir ein Glas Was-
ser reichen zu lassen und trennte mich von der Ge-
sellschaft. Mit schnellen Schritten und in entsetz-
licher Unruh' ging ich nach Hause. Jch wollte nicht
an die Todesart denken, die mich so mit Grausen
und Beben erfuͤllte, und sie kettete sich nur desto
fester an meine Gedanken. Ein dunkles, aber
grauenvolles und fuͤrchterliches Bild schwebte in mei-
ner geaͤngsteten Seele. Es deutlich zu beschreiben,
wuͤrd' ich vergebens versuchen. Es glich ohnge-
faͤhr einem ploͤtzlichen sausenden und gewaltsamen
Zusammenrollen, Verwirren und Wirbeln aller
Raͤder
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/91>, abgerufen am 16.07.2024.
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