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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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andächtig im Gebete mit Gott redete. Als sein
Bruder ihn einmal verließ, sah er sich etwas
unwillig nach ihm um, und schien beruhigt zu
seyn, da er wieder kam.

Kurz vor zwölf Uhr streckte er noch ein-
mal seine Hand aus, reichte sie seinem Bruder,
drückte ihm die seinige zum letztenmale, und
sagte ihm mit seinem sterbenden Blicke Lebewohl.
Darauf zog er die Füße nach sich, das Deck-
bette fest über sich, und sagte auf einmal, nach-
dem er schon seit zwei Stunden nicht mehr ge-
sprochen hatte, wie vom entsetzlichsten Frost er-
schüttert: Hu, wie kalt! Alsdann zeigte er mit
der Hand und mit einem bedeutenden Nicken erst-
lich auf die Hüfte, dann auf die Seite, dann et-
was höher, als ob er bezeichnen wollte, wie der
Tod allmälig heraufrükte. Und endlich fuhr er
mit heftiger Gewalt mit der Hand aufs Herz,
und verschied ohne weitere Zuckung, um zwölf
Uhr, sanft und mit lächelnder Miene.




VI. Erin-

andaͤchtig im Gebete mit Gott redete. Als sein
Bruder ihn einmal verließ, sah er sich etwas
unwillig nach ihm um, und schien beruhigt zu
seyn, da er wieder kam.

Kurz vor zwoͤlf Uhr streckte er noch ein-
mal seine Hand aus, reichte sie seinem Bruder,
druͤckte ihm die seinige zum letztenmale, und
sagte ihm mit seinem sterbenden Blicke Lebewohl.
Darauf zog er die Fuͤße nach sich, das Deck-
bette fest uͤber sich, und sagte auf einmal, nach-
dem er schon seit zwei Stunden nicht mehr ge-
sprochen hatte, wie vom entsetzlichsten Frost er-
schuͤttert: Hu, wie kalt! Alsdann zeigte er mit
der Hand und mit einem bedeutenden Nicken erst-
lich auf die Huͤfte, dann auf die Seite, dann et-
was hoͤher, als ob er bezeichnen wollte, wie der
Tod allmaͤlig heraufruͤkte. Und endlich fuhr er
mit heftiger Gewalt mit der Hand aufs Herz,
und verschied ohne weitere Zuckung, um zwoͤlf
Uhr, sanft und mit laͤchelnder Miene.




VI. Erin-
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[64/0068] andaͤchtig im Gebete mit Gott redete. Als sein Bruder ihn einmal verließ, sah er sich etwas unwillig nach ihm um, und schien beruhigt zu seyn, da er wieder kam. Kurz vor zwoͤlf Uhr streckte er noch ein- mal seine Hand aus, reichte sie seinem Bruder, druͤckte ihm die seinige zum letztenmale, und sagte ihm mit seinem sterbenden Blicke Lebewohl. Darauf zog er die Fuͤße nach sich, das Deck- bette fest uͤber sich, und sagte auf einmal, nach- dem er schon seit zwei Stunden nicht mehr ge- sprochen hatte, wie vom entsetzlichsten Frost er- schuͤttert: Hu, wie kalt! Alsdann zeigte er mit der Hand und mit einem bedeutenden Nicken erst- lich auf die Huͤfte, dann auf die Seite, dann et- was hoͤher, als ob er bezeichnen wollte, wie der Tod allmaͤlig heraufruͤkte. Und endlich fuhr er mit heftiger Gewalt mit der Hand aufs Herz, und verschied ohne weitere Zuckung, um zwoͤlf Uhr, sanft und mit laͤchelnder Miene. VI. Erin-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/68>, abgerufen am 03.12.2024.