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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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dieses ebenfalls Krankheit; die herrlichsten Entschlie-
ßungen, die vortreflichsten Entwürfe werden nicht
ausgeführt; schwinden sie ganz oder zum Theil, so ist
dieses gleichsam eine Seelenlähmung, ein Zu-
stand, worinn sich so mancher Unglückliche be-
findet, der die ausgezeichnetsten Talente durch
Ueberspannung unbrauchbar machte.

4) Von den Jdeen, welche täglich und Au-
genblicklich in die Seele strömen, müssen nothwen-
dig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdun-
kelt werden, wenn die Denkkraft in einem gesun-
den Zustande bleiben soll.

Werden zu wenige verdunkelt, so entsteht
ein Ueberfluß von Jdeen, welcher Unordnung und
Verwirrung verursacht, und die Reinigkeit und
Klarheit im Denken hemmet; werden zu viele ver-
dunkelt, so entsteht Unfruchtbarkeit, Leere und Ar-
muth des Geistes.

Es scheinet, als wenn die Jdeen, welche wir
im Traume erhalten, ordentlicher Weise wieder ver-
dunkelt werden müssen. Mir ist wenigstens die
Erinnrung von Träumen höchst unangenehm, weil
sie den ganzen Tag über einige Unordnung in meinen
übrigen Jdeen erweckt.

5) Der Mangel des gehörigen Zusammen-
hangs zwischen den Jdeen scheinet die Ursach vieler

Krank-
C2

dieses ebenfalls Krankheit; die herrlichsten Entschlie-
ßungen, die vortreflichsten Entwuͤrfe werden nicht
ausgefuͤhrt; schwinden sie ganz oder zum Theil, so ist
dieses gleichsam eine Seelenlaͤhmung, ein Zu-
stand, worinn sich so mancher Ungluͤckliche be-
findet, der die ausgezeichnetsten Talente durch
Ueberspannung unbrauchbar machte.

4) Von den Jdeen, welche taͤglich und Au-
genblicklich in die Seele stroͤmen, muͤssen nothwen-
dig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdun-
kelt werden, wenn die Denkkraft in einem gesun-
den Zustande bleiben soll.

Werden zu wenige verdunkelt, so entsteht
ein Ueberfluß von Jdeen, welcher Unordnung und
Verwirrung verursacht, und die Reinigkeit und
Klarheit im Denken hemmet; werden zu viele ver-
dunkelt, so entsteht Unfruchtbarkeit, Leere und Ar-
muth des Geistes.

Es scheinet, als wenn die Jdeen, welche wir
im Traume erhalten, ordentlicher Weise wieder ver-
dunkelt werden muͤssen. Mir ist wenigstens die
Erinnrung von Traͤumen hoͤchst unangenehm, weil
sie den ganzen Tag uͤber einige Unordnung in meinen
uͤbrigen Jdeen erweckt.

5) Der Mangel des gehoͤrigen Zusammen-
hangs zwischen den Jdeen scheinet die Ursach vieler

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C2
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[35/0039] dieses ebenfalls Krankheit; die herrlichsten Entschlie- ßungen, die vortreflichsten Entwuͤrfe werden nicht ausgefuͤhrt; schwinden sie ganz oder zum Theil, so ist dieses gleichsam eine Seelenlaͤhmung, ein Zu- stand, worinn sich so mancher Ungluͤckliche be- findet, der die ausgezeichnetsten Talente durch Ueberspannung unbrauchbar machte. 4) Von den Jdeen, welche taͤglich und Au- genblicklich in die Seele stroͤmen, muͤssen nothwen- dig immer eine gewisse Anzahl bald wieder verdun- kelt werden, wenn die Denkkraft in einem gesun- den Zustande bleiben soll. Werden zu wenige verdunkelt, so entsteht ein Ueberfluß von Jdeen, welcher Unordnung und Verwirrung verursacht, und die Reinigkeit und Klarheit im Denken hemmet; werden zu viele ver- dunkelt, so entsteht Unfruchtbarkeit, Leere und Ar- muth des Geistes. Es scheinet, als wenn die Jdeen, welche wir im Traume erhalten, ordentlicher Weise wieder ver- dunkelt werden muͤssen. Mir ist wenigstens die Erinnrung von Traͤumen hoͤchst unangenehm, weil sie den ganzen Tag uͤber einige Unordnung in meinen uͤbrigen Jdeen erweckt. 5) Der Mangel des gehoͤrigen Zusammen- hangs zwischen den Jdeen scheinet die Ursach vieler Krank- C2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/39>, abgerufen am 24.11.2024.