mich größtentheils seiner eignen
Ausdrücke bedient, die Sachen aber nach meiner Absicht geordnet.
Das beständige krumme Sitzen, oft schar- fes Nachdenken, und
weitläuftiges Ueberrechnen bei schweren und künstlichen
Mustern, veranlaßt fast alle die Leute, welche auf dem sogenannten Stuhl
arbeiten, zur Hypochondrie und daraus ent- springenden übeln. Jst nun
vollends ihr Tempe- rament sehr lebhaft, so entsteht um so leichter
ein Hang zum Projektmachen, wobei nicht selten der Verstand leidet, und
mit der Zeit, besonders wenn sie noch in Noth und Unglück gerathen,
Blödsinn, oder würklicher Wahnsinn entstehet.
Unsern Schönfeld brachte wahrscheinlich eine Neigung zum
Müssiggange, und Unlust zu arbei- ten, zuerst auf die Gedanken,
Schätze zu graben. Beständiges Nachdenken darüber,
drückte diese Jdee seiner ohnedem schon äußerst lebhaften
Einbil- dungskraft so fest ein, daß sie ihm am Ende be- ständig
gegenwärtig war, und er sich selber einen Traum schuf, den er nach und
nach anfing für Wirklichkeit zu halten. Dieß verwirrte schon
sei- nen Verstand. Nun kam noch Krankheit,
äußerste Nothdürftigkeit und Kummer hinzu; diese
zerrütte- ten vollends denselben, und sein
Wahrheitsgefühl war nun so abgestumpft, daß er sich von der
Wirk- lichkeit folgender Einbildungen fest überzeugen konnte.
Er
B3
mich groͤßtentheils seiner eignen
Ausdruͤcke bedient, die Sachen aber nach meiner Absicht geordnet.
Das bestaͤndige krumme Sitzen, oft schar- fes Nachdenken, und
weitlaͤuftiges Ueberrechnen bei schweren und kuͤnstlichen
Mustern, veranlaßt fast alle die Leute, welche auf dem sogenannten Stuhl
arbeiten, zur Hypochondrie und daraus ent- springenden uͤbeln. Jst nun
vollends ihr Tempe- rament sehr lebhaft, so entsteht um so leichter
ein Hang zum Projektmachen, wobei nicht selten der Verstand leidet, und
mit der Zeit, besonders wenn sie noch in Noth und Ungluͤck gerathen,
Bloͤdsinn, oder wuͤrklicher Wahnsinn entstehet.
Unsern Schoͤnfeld brachte wahrscheinlich eine Neigung zum
Muͤssiggange, und Unlust zu arbei- ten, zuerst auf die Gedanken,
Schaͤtze zu graben. Bestaͤndiges Nachdenken daruͤber,
druͤckte diese Jdee seiner ohnedem schon aͤußerst lebhaften
Einbil- dungskraft so fest ein, daß sie ihm am Ende be- staͤndig
gegenwaͤrtig war, und er sich selber einen Traum schuf, den er nach und
nach anfing fuͤr Wirklichkeit zu halten. Dieß verwirrte schon
sei- nen Verstand. Nun kam noch Krankheit,
aͤußerste Nothduͤrftigkeit und Kummer hinzu; diese
zerruͤtte- ten vollends denselben, und sein
Wahrheitsgefuͤhl war nun so abgestumpft, daß er sich von der
Wirk- lichkeit folgender Einbildungen fest uͤberzeugen konnte.
Er
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[21/0025]
mich groͤßtentheils seiner eignen Ausdruͤcke bedient,
die Sachen aber nach meiner Absicht geordnet.
Das bestaͤndige krumme Sitzen, oft schar-
fes Nachdenken, und weitlaͤuftiges Ueberrechnen
bei schweren und kuͤnstlichen Mustern, veranlaßt
fast alle die Leute, welche auf dem sogenannten
Stuhl arbeiten, zur Hypochondrie und daraus ent-
springenden uͤbeln. Jst nun vollends ihr Tempe-
rament sehr lebhaft, so entsteht um so leichter ein
Hang zum Projektmachen, wobei nicht selten der
Verstand leidet, und mit der Zeit, besonders wenn
sie noch in Noth und Ungluͤck gerathen, Bloͤdsinn,
oder wuͤrklicher Wahnsinn entstehet.
Unsern Schoͤnfeld brachte wahrscheinlich eine
Neigung zum Muͤssiggange, und Unlust zu arbei-
ten, zuerst auf die Gedanken, Schaͤtze zu graben.
Bestaͤndiges Nachdenken daruͤber, druͤckte diese
Jdee seiner ohnedem schon aͤußerst lebhaften Einbil-
dungskraft so fest ein, daß sie ihm am Ende be-
staͤndig gegenwaͤrtig war, und er sich selber einen
Traum schuf, den er nach und nach anfing fuͤr
Wirklichkeit zu halten. Dieß verwirrte schon sei-
nen Verstand. Nun kam noch Krankheit, aͤußerste
Nothduͤrftigkeit und Kummer hinzu; diese zerruͤtte-
ten vollends denselben, und sein Wahrheitsgefuͤhl
war nun so abgestumpft, daß er sich von der Wirk-
lichkeit folgender Einbildungen fest uͤberzeugen konnte.
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Thomas Gloning, Marc Kuse, Justus-Liebig-Universität: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/25>, abgerufen am 27.07.2024.
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