nath zugebracht, als einige von seinen Kameraden ihm
sagten, daß er seiner begangenen Verbrechen wegen schwerlich sein Leben
verlieren würde, viel- mehr glaubten sie, daß er Zeitlebens auf
die Festung kommen möchte. Sowohl die Furcht, sein ganzes Leben
hindurch zur Karre verdammt zu seyn, als auch der schon vorher
geäußerte Ueberdruß seines Lebens, und das angebliche
harte Verfahren der Krankenwärterin, hatten jetzt so heftig auf
seine Seele gestürmt, daß er den Ent- schluß faßte, durch einen Mord
seine Strafe zum Tode zu graviren. Jn dem Augenblick fiel es ihm ein, sich
auf diese Art an der Krankenwärterin, die ihn geschimpft, und
wes- wegen er besonders in dem Verhöre aufgebracht war, zugleich zu rächen. Des andern
Tages frühe zog er von den im Hause befindlichen Ge- wehren ein
Bajonet ab, und wollte die Ankunft der Krankenwärterin abwarten. Da
aber diese wider ihre Gewohnheit sehr lange ausblieb, so bekennt er, er sei ungeduldig geworden, und habe den Entschluß gefaßt,
diese That an seinem noch schlafenden unschuldigen Ka- meraden, dem
Musquetier Spannagel, zu verüben. Er habe sich darauf
desselben Bette gegenübergesetzt, und dem Spannagel einen Stich auf der rechten Seite und zwei auf
der linken Seite der Brust beigebracht, und würde er, wie er
wiederhohlentlich gestanden, den Mord
gewiß
B2
nath zugebracht, als einige von seinen Kameraden ihm
sagten, daß er seiner begangenen Verbrechen wegen schwerlich sein Leben
verlieren wuͤrde, viel- mehr glaubten sie, daß er Zeitlebens auf
die Festung kommen moͤchte. Sowohl die Furcht, sein ganzes Leben
hindurch zur Karre verdammt zu seyn, als auch der schon vorher
geaͤußerte Ueberdruß seines Lebens, und das angebliche
harte Verfahren der Krankenwaͤrterin, hatten jetzt so heftig auf
seine Seele gestuͤrmt, daß er den Ent- schluß faßte, durch einen Mord
seine Strafe zum Tode zu graviren. Jn dem Augenblick fiel es ihm ein, sich
auf diese Art an der Krankenwaͤrterin, die ihn geschimpft, und
wes- wegen er besonders in dem Verhoͤre aufgebracht war, zugleich zu raͤchen. Des andern
Tages fruͤhe zog er von den im Hause befindlichen Ge- wehren ein
Bajonet ab, und wollte die Ankunft der Krankenwaͤrterin abwarten. Da
aber diese wider ihre Gewohnheit sehr lange ausblieb, so bekennt er, er sei ungeduldig geworden, und habe den Entschluß gefaßt,
diese That an seinem noch schlafenden unschuldigen Ka- meraden, dem
Musquetier Spannagel, zu veruͤben. Er habe sich darauf
desselben Bette gegenuͤbergesetzt, und dem Spannagel einen Stich auf der rechten Seite und zwei auf
der linken Seite der Brust beigebracht, und wuͤrde er, wie er
wiederhohlentlich gestanden, den Mord
gewiß
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nath zugebracht, als einige von seinen Kameraden
ihm sagten, daß er seiner begangenen Verbrechen
wegen schwerlich sein Leben verlieren wuͤrde, viel-
mehr glaubten sie, daß er Zeitlebens auf die
Festung kommen moͤchte. Sowohl die Furcht,
sein ganzes Leben hindurch zur Karre verdammt
zu seyn, als auch der schon vorher geaͤußerte
Ueberdruß seines Lebens, und das angebliche harte
Verfahren der Krankenwaͤrterin, hatten jetzt so
heftig auf seine Seele gestuͤrmt, daß er den Ent-
schluß faßte, durch einen Mord seine Strafe
zum Tode zu graviren. Jn dem Augenblick
fiel es ihm ein, sich auf diese Art an der
Krankenwaͤrterin, die ihn geschimpft, und wes-
wegen er besonders in dem Verhoͤre aufgebracht
war, zugleich zu raͤchen. Des andern Tages
fruͤhe zog er von den im Hause befindlichen Ge-
wehren ein Bajonet ab, und wollte die Ankunft
der Krankenwaͤrterin abwarten. Da aber diese
wider ihre Gewohnheit sehr lange ausblieb, so
bekennt er, er sei ungeduldig geworden,
und habe den Entschluß gefaßt, diese That
an seinem noch schlafenden unschuldigen Ka-
meraden, dem Musquetier Spannagel,
zu veruͤben. Er habe sich darauf desselben Bette
gegenuͤbergesetzt, und dem Spannagel einen
Stich auf der rechten Seite und zwei auf der
linken Seite der Brust beigebracht, und wuͤrde
er, wie er wiederhohlentlich gestanden, den Mord
gewiß
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/23>, abgerufen am 27.07.2024.
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