nehmen, daß sie nirgends lieber war, als in der Schule zum Unterricht bei ihrem Lehrer, und daß man ihre Zeichen, durch welche sie eine Sache angab, kennen lernete, und dabei ja immer eine ernsthafte Miene behauptete, so lächerlich auch wohl zum öftern ihre Zeichen gewesen wären. Daher sahe sie auch gar nicht gerne, wenn Kinder gegenwärtig waren, außer kleine Kinder von einigen Jahren. Auf diese ihr angenehm gemachte Jnformation wurde sie immer freudiger, und zeigte eine solche Lernbegierde, daß sie auf alle nur mögliche Art sich befleißigte, was zu lernen, und auf alles sehr genaue Achtung gab. Wenn ihr, z.E. gezeigt wurde, wie sie die Feder halten, und zu welcher Zeit sie derselben einen Druck geben müßte, wenn die Buchstaben ein Ansehen gewinnen sollten, so war sie stets achtsam. Nun wurden ihr eine Menge Wörter vorgeschrieben; als von dem Menschen, die Augen, Ohren, Arm, Hand u.s.w. Die Kleidung und andere in die Sinne fallende Dinge, wobei ihr bei einem jeden Worte die Sache angezeigt werden konnte. Wenn sie nun eine Anzahl Sachen vor sich auf dem Tische oder sonsten vor Augen liegen sahe, und dieselben nach dem Namen unterscheiden konnte, so wurden die Sachen aus der Stube oder sonst bei Seite geleget, und ihr denn durch ein Wort eine Sache angezeiget, die sie hohlen mußte. Auf diese Weise ging der Unterricht unter göttlichem Beistande glücklich fort.
nehmen, daß sie nirgends lieber war, als in der Schule zum Unterricht bei ihrem Lehrer, und daß man ihre Zeichen, durch welche sie eine Sache angab, kennen lernete, und dabei ja immer eine ernsthafte Miene behauptete, so laͤcherlich auch wohl zum oͤftern ihre Zeichen gewesen waͤren. Daher sahe sie auch gar nicht gerne, wenn Kinder gegenwaͤrtig waren, außer kleine Kinder von einigen Jahren. Auf diese ihr angenehm gemachte Jnformation wurde sie immer freudiger, und zeigte eine solche Lernbegierde, daß sie auf alle nur moͤgliche Art sich befleißigte, was zu lernen, und auf alles sehr genaue Achtung gab. Wenn ihr, z.E. gezeigt wurde, wie sie die Feder halten, und zu welcher Zeit sie derselben einen Druck geben muͤßte, wenn die Buchstaben ein Ansehen gewinnen sollten, so war sie stets achtsam. Nun wurden ihr eine Menge Woͤrter vorgeschrieben; als von dem Menschen, die Augen, Ohren, Arm, Hand u.s.w. Die Kleidung und andere in die Sinne fallende Dinge, wobei ihr bei einem jeden Worte die Sache angezeigt werden konnte. Wenn sie nun eine Anzahl Sachen vor sich auf dem Tische oder sonsten vor Augen liegen sahe, und dieselben nach dem Namen unterscheiden konnte, so wurden die Sachen aus der Stube oder sonst bei Seite geleget, und ihr denn durch ein Wort eine Sache angezeiget, die sie hohlen mußte. Auf diese Weise ging der Unterricht unter goͤttlichem Beistande gluͤcklich fort.
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nehmen, daß sie nirgends lieber war, als in der Schule zum Unterricht bei ihrem Lehrer, und daß man ihre Zeichen, durch welche sie eine Sache angab, kennen lernete, und dabei ja immer eine ernsthafte Miene behauptete, so laͤcherlich auch wohl zum oͤftern ihre Zeichen gewesen waͤren. Daher sahe sie auch gar nicht gerne, wenn Kinder gegenwaͤrtig waren, außer kleine Kinder von einigen Jahren. Auf diese ihr angenehm gemachte Jnformation wurde sie immer freudiger, und zeigte eine solche Lernbegierde, daß sie auf alle nur moͤgliche Art sich befleißigte, was zu lernen, und auf alles sehr genaue Achtung gab. Wenn ihr, z.E. gezeigt wurde, wie sie die Feder halten, und zu welcher Zeit sie derselben einen Druck geben muͤßte, wenn die Buchstaben ein Ansehen gewinnen sollten, so war sie stets achtsam. Nun wurden ihr eine Menge Woͤrter vorgeschrieben; als von dem Menschen, die Augen, Ohren, Arm, Hand u.s.w. Die Kleidung und andere in die Sinne fallende Dinge, wobei ihr bei einem jeden Worte die Sache angezeigt werden konnte. Wenn sie nun eine Anzahl Sachen vor sich auf dem Tische oder sonsten vor Augen liegen sahe, und dieselben nach dem Namen unterscheiden konnte, so wurden die Sachen aus der Stube oder sonst bei Seite geleget, und ihr denn durch ein Wort eine Sache angezeiget, die sie hohlen mußte. Auf diese Weise ging der Unterricht unter goͤttlichem Beistande gluͤcklich fort. </p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
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nehmen, daß sie nirgends lieber war, als in der Schule zum Unterricht bei ihrem Lehrer, und daß man ihre Zeichen, durch welche sie eine Sache angab, kennen lernete, und dabei ja immer eine ernsthafte Miene behauptete, so laͤcherlich auch wohl zum oͤftern ihre Zeichen gewesen waͤren. Daher sahe sie auch gar nicht gerne, wenn Kinder gegenwaͤrtig waren, außer kleine Kinder von einigen Jahren. Auf diese ihr angenehm gemachte Jnformation wurde sie immer freudiger, und zeigte eine solche Lernbegierde, daß sie auf alle nur moͤgliche Art sich befleißigte, was zu lernen, und auf alles sehr genaue Achtung gab. Wenn ihr, z.E. gezeigt wurde, wie sie die Feder halten, und zu welcher Zeit sie derselben einen Druck geben muͤßte, wenn die Buchstaben ein Ansehen gewinnen sollten, so war sie stets achtsam. Nun wurden ihr eine Menge Woͤrter vorgeschrieben; als von dem Menschen, die Augen, Ohren, Arm, Hand u.s.w. Die Kleidung und andere in die Sinne fallende Dinge, wobei ihr bei einem jeden Worte die Sache angezeigt werden konnte. Wenn sie nun eine Anzahl Sachen vor sich auf dem Tische oder sonsten vor Augen liegen sahe, und dieselben nach dem Namen unterscheiden konnte, so wurden die Sachen aus der Stube oder sonst bei Seite geleget, und ihr denn durch ein Wort eine Sache angezeiget, die sie hohlen mußte. Auf diese Weise ging der Unterricht unter goͤttlichem Beistande gluͤcklich fort.
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/94>, abgerufen am 16.07.2024.
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