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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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5) Wenn der Stotternde zu sprechen fortfahren will, so wiederholt er einige Silben, die er bereits ausgesprochen, um gleichsam auszuholen, und fährt mit der äußersten Geschwindigkeit über die schwierige Silbe, sehr oft ohne Anstoß, hinweg; zuweilen aber gelingt es das erstemal nicht, und die Operation muß öfter wiederholt werden.

Alles dieses würde unbegreiflich seyn, wenn ein Mangel in dem Baue der Organen die Ursache des Stotterns wäre. Die Hypothese, nach welcher ich mir alle diese Erscheinungen zu erklären suche, ist diese. Wir haben gesehen, daß die Seele zu gleicher Zeit mehrere Reihen von wirksamen Jdeen verbinden könne, im Falle sie nur nicht in Collision kommen, daß nehmlich mehr als eine Jdee auf dasselbe Organ zugleich wirken wolle. Mit diesen Reihen von wirksamen Jdeen kann sie auch noch eine Reihe von spekulativen, deutlichen Gedanken verbinden, die, so lange sie für die Seele kein hervorstechendes Jnteresse haben, den Lauf der willkührlichen Verrichtungen nicht unterbricht.

Gesetzt nun, es trete in der Reihe der würksamen Jdeen A.B.C.D. u.s.w. an die Stelle von D., eine fremde, auf eben dasselbe Organ wirksame Jdee, oder interessante Vorstellung K. ein, die mit D. gleiches Moment von Wirksamkeit hat; so wird in der Seele gleichsam ein Hin- und Herschwanken zwischen D und K entstehn, und indem sie bemühet


5) Wenn der Stotternde zu sprechen fortfahren will, so wiederholt er einige Silben, die er bereits ausgesprochen, um gleichsam auszuholen, und faͤhrt mit der aͤußersten Geschwindigkeit uͤber die schwierige Silbe, sehr oft ohne Anstoß, hinweg; zuweilen aber gelingt es das erstemal nicht, und die Operation muß oͤfter wiederholt werden.

Alles dieses wuͤrde unbegreiflich seyn, wenn ein Mangel in dem Baue der Organen die Ursache des Stotterns waͤre. Die Hypothese, nach welcher ich mir alle diese Erscheinungen zu erklaͤren suche, ist diese. Wir haben gesehen, daß die Seele zu gleicher Zeit mehrere Reihen von wirksamen Jdeen verbinden koͤnne, im Falle sie nur nicht in Collision kommen, daß nehmlich mehr als eine Jdee auf dasselbe Organ zugleich wirken wolle. Mit diesen Reihen von wirksamen Jdeen kann sie auch noch eine Reihe von spekulativen, deutlichen Gedanken verbinden, die, so lange sie fuͤr die Seele kein hervorstechendes Jnteresse haben, den Lauf der willkuͤhrlichen Verrichtungen nicht unterbricht.

Gesetzt nun, es trete in der Reihe der wuͤrksamen Jdeen A.B.C.D. u.s.w. an die Stelle von D., eine fremde, auf eben dasselbe Organ wirksame Jdee, oder interessante Vorstellung K. ein, die mit D. gleiches Moment von Wirksamkeit hat; so wird in der Seele gleichsam ein Hin- und Herschwanken zwischen D und K entstehn, und indem sie bemuͤhet

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[57/0061] 5) Wenn der Stotternde zu sprechen fortfahren will, so wiederholt er einige Silben, die er bereits ausgesprochen, um gleichsam auszuholen, und faͤhrt mit der aͤußersten Geschwindigkeit uͤber die schwierige Silbe, sehr oft ohne Anstoß, hinweg; zuweilen aber gelingt es das erstemal nicht, und die Operation muß oͤfter wiederholt werden. Alles dieses wuͤrde unbegreiflich seyn, wenn ein Mangel in dem Baue der Organen die Ursache des Stotterns waͤre. Die Hypothese, nach welcher ich mir alle diese Erscheinungen zu erklaͤren suche, ist diese. Wir haben gesehen, daß die Seele zu gleicher Zeit mehrere Reihen von wirksamen Jdeen verbinden koͤnne, im Falle sie nur nicht in Collision kommen, daß nehmlich mehr als eine Jdee auf dasselbe Organ zugleich wirken wolle. Mit diesen Reihen von wirksamen Jdeen kann sie auch noch eine Reihe von spekulativen, deutlichen Gedanken verbinden, die, so lange sie fuͤr die Seele kein hervorstechendes Jnteresse haben, den Lauf der willkuͤhrlichen Verrichtungen nicht unterbricht. Gesetzt nun, es trete in der Reihe der wuͤrksamen Jdeen A.B.C.D. u.s.w. an die Stelle von D., eine fremde, auf eben dasselbe Organ wirksame Jdee, oder interessante Vorstellung K. ein, die mit D. gleiches Moment von Wirksamkeit hat; so wird in der Seele gleichsam ein Hin- und Herschwanken zwischen D und K entstehn, und indem sie bemuͤhet

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/61>, abgerufen am 25.11.2024.