Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
<TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0015" n="11"/><lb/> ging ihm also entgegen und wollte ihn eben invitiren, naͤher zu kommen und sich niederzulassen und zu fragen, wen er hier suchte. Als ich aber die andern ansah, bemerkte ich, daß sie alle in einer demuͤthigen Stellung standen, und daß der Große die Pfeiffe versteckt hatte. Dies brachte mich auf die Gedanken, daß dies einer unsrer Vorgesetzten sei, und es war wirklich ein Jnspektor, der alle Tage einigemal die Stuben visitirt. Jch blieb also vor ihm stehen, und hielt meine Pfeiffe in der Hand. »Jhr boͤses Kind, sagte er zu mir in einem steifen Ton, und hob den Finger in die Hoͤhe, fangt Jhr mit solchen luͤderlichen Streichen Eure Lebensart hier an?« ― Jch ward uͤber und uͤber roth und merkte, daß mich dieser große Mensch hatte anfuͤhren wollen. Mein Blut kochte, und ich wußte nicht, wen ich zuerst anreden sollte. »Jch weiß zwar nicht, fing ich endlich an, worinn ich gesuͤndigt habe, aber ich vermuthe, das Tabacksrauchen ist hier verboten. Jst das, sagte ich zu dem Großen; so ist es ein sehr niedriger Streich von Jhnen, mich auf diese Weise anfuͤhren zu wollen. Dieser Mensch, sagte ich zu dem Jnspektor, hat mich dazu eingeladen!« ― Ei, fiel er ein, muͤßt Jhr denn solche Bosheiten mitmachen? ― Nehmt Euch in Acht. Gebt mir Eure Pfeife! »Diese Pfeife, sagte ich, ist mein!« ― Was? Jhr wollt Euch wiedersetzen? Er faßte meine Pfeife; Jch gluͤhte vor innrer Wuth, und wollte eben mein Eigenthum mit der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0015]
ging ihm also entgegen und wollte ihn eben invitiren, naͤher zu kommen und sich niederzulassen und zu fragen, wen er hier suchte. Als ich aber die andern ansah, bemerkte ich, daß sie alle in einer demuͤthigen Stellung standen, und daß der Große die Pfeiffe versteckt hatte. Dies brachte mich auf die Gedanken, daß dies einer unsrer Vorgesetzten sei, und es war wirklich ein Jnspektor, der alle Tage einigemal die Stuben visitirt. Jch blieb also vor ihm stehen, und hielt meine Pfeiffe in der Hand. »Jhr boͤses Kind, sagte er zu mir in einem steifen Ton, und hob den Finger in die Hoͤhe, fangt Jhr mit solchen luͤderlichen Streichen Eure Lebensart hier an?« ― Jch ward uͤber und uͤber roth und merkte, daß mich dieser große Mensch hatte anfuͤhren wollen. Mein Blut kochte, und ich wußte nicht, wen ich zuerst anreden sollte. »Jch weiß zwar nicht, fing ich endlich an, worinn ich gesuͤndigt habe, aber ich vermuthe, das Tabacksrauchen ist hier verboten. Jst das, sagte ich zu dem Großen; so ist es ein sehr niedriger Streich von Jhnen, mich auf diese Weise anfuͤhren zu wollen. Dieser Mensch, sagte ich zu dem Jnspektor, hat mich dazu eingeladen!« ― Ei, fiel er ein, muͤßt Jhr denn solche Bosheiten mitmachen? ― Nehmt Euch in Acht. Gebt mir Eure Pfeife! »Diese Pfeife, sagte ich, ist mein!« ― Was? Jhr wollt Euch wiedersetzen? Er faßte meine Pfeife; Jch gluͤhte vor innrer Wuth, und wollte eben mein Eigenthum mit der
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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