Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite


heit immer höher und höher, bis es zum Herzen kam, worauf sie weiter kein Gefühl von dem Zustande hatte, in dem sie sich befand.

Aus dem Engl. des Lord Monboddo
übersetzt von G. L. Spalding.



4. Hat die Seele ein Vorhersehungsvermögen?

Königsberg den 18ten März 1783.

Als ich vor einiger Zeit das erste Stück Jhres Magazins zur Erfahrungsseelenkunde zu lesen bekam, war mir eben ein Vorfall begegnet, den ich Jhnen sogleich als einen Beitrag zu dem psychologischen Problem: ob die Seele (wenigstens hie und da irgend eine und die andre) ein Vorhersehungsvermögen habe, zuzuschicken mir vornahm.

Jch war nehmlich vor einigen Wochen zu einer hiesigen Kaufmannsfrau, Namens Krausin, im Löbnicht wohnhaft, gerufen worden, die nicht lange zuvor niedergekommen war, und mich jetzt in ihrer Krankheit, wegen einiger Gewissensangelegenheiten zu sprechen verlangte. Bei dieser Frau hatte sich im vorigen Jahr 1782 im Monath Januar der Umstand ereignet, daß eines ihrer Kinder gestorben war, welches sie ungemein zärtlich liebte. Schon


heit immer hoͤher und hoͤher, bis es zum Herzen kam, worauf sie weiter kein Gefuͤhl von dem Zustande hatte, in dem sie sich befand.

Aus dem Engl. des Lord Monboddo
uͤbersetzt von G. L. Spalding.



4. Hat die Seele ein Vorhersehungsvermoͤgen?

Koͤnigsberg den 18ten Maͤrz 1783.

Als ich vor einiger Zeit das erste Stuͤck Jhres Magazins zur Erfahrungsseelenkunde zu lesen bekam, war mir eben ein Vorfall begegnet, den ich Jhnen sogleich als einen Beitrag zu dem psychologischen Problem: ob die Seele (wenigstens hie und da irgend eine und die andre) ein Vorhersehungsvermoͤgen habe, zuzuschicken mir vornahm.

Jch war nehmlich vor einigen Wochen zu einer hiesigen Kaufmannsfrau, Namens Krausin, im Loͤbnicht wohnhaft, gerufen worden, die nicht lange zuvor niedergekommen war, und mich jetzt in ihrer Krankheit, wegen einiger Gewissensangelegenheiten zu sprechen verlangte. Bei dieser Frau hatte sich im vorigen Jahr 1782 im Monath Januar der Umstand ereignet, daß eines ihrer Kinder gestorben war, welches sie ungemein zaͤrtlich liebte. Schon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0082" n="78"/><lb/>
heit immer ho&#x0364;her und ho&#x0364;her, bis es zum                         Herzen kam, worauf sie weiter kein Gefu&#x0364;hl von dem Zustande hatte, in dem sie                         sich befand. </p>
          <p rendition="#right">Aus dem Engl. des <persName ref="#ref0113"><note type="editorial">Burnett, Lord Monboddo</note>Lord Monboddo</persName><lb/>
u&#x0364;bersetzt von <persName ref="#ref01114"><note type="editorial">Spalding, Georg Ludwig</note>G.                             L. Spalding.</persName>                     </p>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div>
          <head>4. Hat die Seele ein Vorhersehungsvermo&#x0364;gen?</head><lb/>
          <note type="editorial">
            <bibl>
              <persName ref="#ref110"><note type="editorial"/>Hennig, Georg Ernst Sigismund</persName>
            </bibl>
          </note>
          <p rendition="#right">Ko&#x0364;nigsberg den 18ten Ma&#x0364;rz 1783.</p>
          <p>Als ich vor einiger Zeit das erste Stu&#x0364;ck Jhres Magazins zur                         Erfahrungsseelenkunde zu lesen bekam, war mir eben ein Vorfall begegnet, den                         ich Jhnen sogleich als einen Beitrag zu dem psychologischen Problem: ob die                         Seele (wenigstens hie und da irgend eine und die andre) ein                         Vorhersehungsvermo&#x0364;gen habe, zuzuschicken mir vornahm. </p>
          <p>Jch war nehmlich vor einigen Wochen zu einer hiesigen Kaufmannsfrau, Namens                         Krausin, im Lo&#x0364;bnicht wohnhaft, gerufen worden, die nicht lange zuvor                         niedergekommen war, und mich jetzt in ihrer Krankheit, wegen einiger                         Gewissensangelegenheiten zu sprechen verlangte. Bei dieser Frau hatte sich                         im vorigen Jahr 1782 im Monath Januar der Umstand ereignet, daß eines ihrer                         Kinder gestorben war, welches sie ungemein za&#x0364;rtlich liebte. Schon<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0082] heit immer hoͤher und hoͤher, bis es zum Herzen kam, worauf sie weiter kein Gefuͤhl von dem Zustande hatte, in dem sie sich befand. Aus dem Engl. des Lord Monboddo uͤbersetzt von G. L. Spalding. 4. Hat die Seele ein Vorhersehungsvermoͤgen? Koͤnigsberg den 18ten Maͤrz 1783. Als ich vor einiger Zeit das erste Stuͤck Jhres Magazins zur Erfahrungsseelenkunde zu lesen bekam, war mir eben ein Vorfall begegnet, den ich Jhnen sogleich als einen Beitrag zu dem psychologischen Problem: ob die Seele (wenigstens hie und da irgend eine und die andre) ein Vorhersehungsvermoͤgen habe, zuzuschicken mir vornahm. Jch war nehmlich vor einigen Wochen zu einer hiesigen Kaufmannsfrau, Namens Krausin, im Loͤbnicht wohnhaft, gerufen worden, die nicht lange zuvor niedergekommen war, und mich jetzt in ihrer Krankheit, wegen einiger Gewissensangelegenheiten zu sprechen verlangte. Bei dieser Frau hatte sich im vorigen Jahr 1782 im Monath Januar der Umstand ereignet, daß eines ihrer Kinder gestorben war, welches sie ungemein zaͤrtlich liebte. Schon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/82
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/82>, abgerufen am 28.11.2024.