Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Die Nacht bracht' ich wiederum unter heftigen Kopfschmerzen, Unruhe und völliger Schlaflosigkeit zu. A.. bewachte mich abermals in meiner Schlafstube. Den 21sten stand ich auf, ging nach meiner Studierstube; der Grad der Krankheit, die alle Anwesende noch immer für ein simples Katarrhalfieber hielten, nahm zu, und ich, brachte den Tag ungeduldig, läßig, und übel bald auf dem Sopha, bald am Ofen zu, brauchte auch noch immer eine schweißtreibende Salzmixtur, die ich selbst A.. diktirte. Des Abends stieg die Krankheit, ich konnte nicht mehr aus der Stube, und man lagerte mich in der Studierstube auf den Sopha, wo ich die Nacht ohne allen Schlaf in den heftigsten Kopfschmerzen zubrachte. Den 22sten nahmen alle bisherige Zufälle zu; ich konnte kaum mehr aufdauren, ich schickte nach meinem Freund dem Professor S.., dem ich mich ganz übergab. Er nahm sogleich die Krankheit von einer ernstlichen Seite, muthmaßte oder sah schon Bösartigkeit und so wie ich gegenwärtig aus den Rezepten sehe, verschluckte ich denselben Tag eine ansehnliche Menge hitziger schweißtreibender Mittel. Jch fing an zu transpiriren, aber ohne Erleichterung. Die Zufälle blieben in ihrem Grade oder stiegen. Des Abends brachte man mein
Die Nacht bracht' ich wiederum unter heftigen Kopfschmerzen, Unruhe und voͤlliger Schlaflosigkeit zu. A.. bewachte mich abermals in meiner Schlafstube. Den 21sten stand ich auf, ging nach meiner Studierstube; der Grad der Krankheit, die alle Anwesende noch immer fuͤr ein simples Katarrhalfieber hielten, nahm zu, und ich, brachte den Tag ungeduldig, laͤßig, und uͤbel bald auf dem Sopha, bald am Ofen zu, brauchte auch noch immer eine schweißtreibende Salzmixtur, die ich selbst A.. diktirte. Des Abends stieg die Krankheit, ich konnte nicht mehr aus der Stube, und man lagerte mich in der Studierstube auf den Sopha, wo ich die Nacht ohne allen Schlaf in den heftigsten Kopfschmerzen zubrachte. Den 22sten nahmen alle bisherige Zufaͤlle zu; ich konnte kaum mehr aufdauren, ich schickte nach meinem Freund dem Professor S.., dem ich mich ganz uͤbergab. Er nahm sogleich die Krankheit von einer ernstlichen Seite, muthmaßte oder sah schon Boͤsartigkeit und so wie ich gegenwaͤrtig aus den Rezepten sehe, verschluckte ich denselben Tag eine ansehnliche Menge hitziger schweißtreibender Mittel. Jch fing an zu transpiriren, aber ohne Erleichterung. Die Zufaͤlle blieben in ihrem Grade oder stiegen. Des Abends brachte man mein <TEI> <text> <body> <div> <div> <p> <hi rendition="#b"><pb facs="#f0054" n="50"/><lb/> weiß ob ich je weiter lesen werde! ich zweifle daran.</hi> </p> <p>Die Nacht bracht' ich wiederum unter heftigen Kopfschmerzen, Unruhe und voͤlliger Schlaflosigkeit zu. A.. bewachte mich abermals in meiner Schlafstube. </p> <p>Den 21sten stand ich auf, ging nach meiner Studierstube; der Grad der Krankheit, die alle Anwesende noch immer fuͤr ein simples Katarrhalfieber hielten, nahm zu, und ich, brachte den Tag ungeduldig, laͤßig, und uͤbel bald auf dem Sopha, bald am Ofen zu, brauchte auch noch immer eine schweißtreibende Salzmixtur, die ich selbst <choice><corr>A..</corr><sic>A.</sic></choice> diktirte. Des Abends stieg die Krankheit, ich konnte nicht mehr aus der Stube, und man lagerte mich in der Studierstube auf den Sopha, wo ich die Nacht ohne allen Schlaf in den heftigsten Kopfschmerzen zubrachte. </p> <p>Den 22sten nahmen alle bisherige Zufaͤlle zu; ich konnte kaum mehr aufdauren, ich schickte nach meinem Freund dem Professor S.., dem ich mich ganz uͤbergab. Er nahm sogleich die Krankheit von einer ernstlichen Seite, <hi rendition="#b">muthmaßte</hi> oder <hi rendition="#b">sah</hi> schon Boͤsartigkeit und so wie ich gegenwaͤrtig aus den Rezepten sehe, verschluckte ich denselben Tag eine ansehnliche Menge hitziger schweißtreibender Mittel. Jch fing an zu transpiriren, aber ohne Erleichterung. Die Zufaͤlle blieben in ihrem Grade oder stiegen. Des Abends brachte man mein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0054]
weiß ob ich je weiter lesen werde! ich zweifle daran.
Die Nacht bracht' ich wiederum unter heftigen Kopfschmerzen, Unruhe und voͤlliger Schlaflosigkeit zu. A.. bewachte mich abermals in meiner Schlafstube.
Den 21sten stand ich auf, ging nach meiner Studierstube; der Grad der Krankheit, die alle Anwesende noch immer fuͤr ein simples Katarrhalfieber hielten, nahm zu, und ich, brachte den Tag ungeduldig, laͤßig, und uͤbel bald auf dem Sopha, bald am Ofen zu, brauchte auch noch immer eine schweißtreibende Salzmixtur, die ich selbst A.. diktirte. Des Abends stieg die Krankheit, ich konnte nicht mehr aus der Stube, und man lagerte mich in der Studierstube auf den Sopha, wo ich die Nacht ohne allen Schlaf in den heftigsten Kopfschmerzen zubrachte.
Den 22sten nahmen alle bisherige Zufaͤlle zu; ich konnte kaum mehr aufdauren, ich schickte nach meinem Freund dem Professor S.., dem ich mich ganz uͤbergab. Er nahm sogleich die Krankheit von einer ernstlichen Seite, muthmaßte oder sah schon Boͤsartigkeit und so wie ich gegenwaͤrtig aus den Rezepten sehe, verschluckte ich denselben Tag eine ansehnliche Menge hitziger schweißtreibender Mittel. Jch fing an zu transpiriren, aber ohne Erleichterung. Die Zufaͤlle blieben in ihrem Grade oder stiegen. Des Abends brachte man mein
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/54>, abgerufen am 27.07.2024. |