Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite


in meinen Gedanken, so wie die einzelne Person fortrücken lasse.

Eben so wie sich der Standort einer einzelnen Person, die den Berg hinauf geht, alle Augenblick verändert, so verändert sich auch der Standort der ganzen Reihe, indem ich sie mir denke. Das macht die ganze Reihe findet eigentlich nirgends, als in meiner Vorstellung statt: nun kann ich aber den Begrif von der Reihe auf einmal umfassen und festhalten, weil er aus dem besteht, was die Menschen, die ich sehe, Aehnliches miteinander haben; aber den Begrif von dem Standorte der Reihe kann ich nicht so mit einemmale umfassen und festhalten, weil er aus demjenigen besteht, wodurch sich alle die Menschen, die ich vor mir sehe, sie mögen sich sonst so ähnlich seyn, wie sie wollen, voneinander unterscheiden.

Der Begrif von dem Standorte der Reihe muß sich also durch den Begrif von der Reihe selber gleichsam hindurch bewegen, und muß durch diese Bewegung demselben nachgeholfen werden. So wunderbar tönen unsre Jdeen ineinander, und die anscheinenden Mißlaute lösen sich in Harmonie auf.

Doch nun wieder zur Präposition um. Sie ist, wie wir gesehen haben, gleichsam die Summe oder das Resultat von verschiednen andern Präpositionen, auf die wir daher auch jetzt einen Blick werfen, und uns einen allgemeinen Begrif davon bilden müssen.



in meinen Gedanken, so wie die einzelne Person fortruͤcken lasse.

Eben so wie sich der Standort einer einzelnen Person, die den Berg hinauf geht, alle Augenblick veraͤndert, so veraͤndert sich auch der Standort der ganzen Reihe, indem ich sie mir denke. Das macht die ganze Reihe findet eigentlich nirgends, als in meiner Vorstellung statt: nun kann ich aber den Begrif von der Reihe auf einmal umfassen und festhalten, weil er aus dem besteht, was die Menschen, die ich sehe, Aehnliches miteinander haben; aber den Begrif von dem Standorte der Reihe kann ich nicht so mit einemmale umfassen und festhalten, weil er aus demjenigen besteht, wodurch sich alle die Menschen, die ich vor mir sehe, sie moͤgen sich sonst so aͤhnlich seyn, wie sie wollen, voneinander unterscheiden.

Der Begrif von dem Standorte der Reihe muß sich also durch den Begrif von der Reihe selber gleichsam hindurch bewegen, und muß durch diese Bewegung demselben nachgeholfen werden. So wunderbar toͤnen unsre Jdeen ineinander, und die anscheinenden Mißlaute loͤsen sich in Harmonie auf.

Doch nun wieder zur Praͤposition um. Sie ist, wie wir gesehen haben, gleichsam die Summe oder das Resultat von verschiednen andern Praͤpositionen, auf die wir daher auch jetzt einen Blick werfen, und uns einen allgemeinen Begrif davon bilden muͤssen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0109" n="105"/><lb/>
in meinen Gedanken, so wie die                         einzelne Person fortru&#x0364;cken lasse. </p>
            <p>Eben so wie sich der <hi rendition="#b">Standort</hi> einer einzelnen Person,                         die den Berg hinauf geht, alle Augenblick vera&#x0364;ndert, so vera&#x0364;ndert sich auch                         der <hi rendition="#b">Standort</hi> der ganzen Reihe, indem ich sie mir                         denke. Das macht die ganze Reihe findet eigentlich nirgends, als in meiner                         Vorstellung statt: nun kann ich aber den Begrif von der Reihe <hi rendition="#b">auf einmal</hi> umfassen und festhalten, weil er aus dem                         besteht, was die Menschen, die ich sehe, <hi rendition="#b">Aehnliches</hi> miteinander haben; aber den Begrif von dem <hi rendition="#b">Standorte</hi> der Reihe kann ich nicht so <hi rendition="#b">mit einemmale</hi> umfassen                         und festhalten, weil er aus demjenigen besteht, wodurch sich alle die                         Menschen, die ich vor mir sehe, sie mo&#x0364;gen sich sonst so a&#x0364;hnlich seyn, wie                         sie wollen, voneinander <hi rendition="#b">unterscheiden.</hi> </p>
            <p>Der Begrif von dem <hi rendition="#b">Standorte</hi> der Reihe muß sich also                         durch den Begrif von der Reihe selber gleichsam hindurch <hi rendition="#b">bewegen,</hi> und muß durch diese Bewegung demselben nachgeholfen                         werden. So wunderbar to&#x0364;nen unsre Jdeen ineinander, und die anscheinenden                         Mißlaute lo&#x0364;sen sich in Harmonie auf. </p>
            <p>Doch nun wieder zur Pra&#x0364;position <hi rendition="#b">um.</hi> Sie ist, wie wir                         gesehen haben, gleichsam die Summe oder das Resultat von verschiednen andern                         Pra&#x0364;positionen, auf die wir daher auch jetzt einen Blick werfen, und uns                         einen allgemeinen Begrif davon bilden mu&#x0364;ssen. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0109] in meinen Gedanken, so wie die einzelne Person fortruͤcken lasse. Eben so wie sich der Standort einer einzelnen Person, die den Berg hinauf geht, alle Augenblick veraͤndert, so veraͤndert sich auch der Standort der ganzen Reihe, indem ich sie mir denke. Das macht die ganze Reihe findet eigentlich nirgends, als in meiner Vorstellung statt: nun kann ich aber den Begrif von der Reihe auf einmal umfassen und festhalten, weil er aus dem besteht, was die Menschen, die ich sehe, Aehnliches miteinander haben; aber den Begrif von dem Standorte der Reihe kann ich nicht so mit einemmale umfassen und festhalten, weil er aus demjenigen besteht, wodurch sich alle die Menschen, die ich vor mir sehe, sie moͤgen sich sonst so aͤhnlich seyn, wie sie wollen, voneinander unterscheiden. Der Begrif von dem Standorte der Reihe muß sich also durch den Begrif von der Reihe selber gleichsam hindurch bewegen, und muß durch diese Bewegung demselben nachgeholfen werden. So wunderbar toͤnen unsre Jdeen ineinander, und die anscheinenden Mißlaute loͤsen sich in Harmonie auf. Doch nun wieder zur Praͤposition um. Sie ist, wie wir gesehen haben, gleichsam die Summe oder das Resultat von verschiednen andern Praͤpositionen, auf die wir daher auch jetzt einen Blick werfen, und uns einen allgemeinen Begrif davon bilden muͤssen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/109
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/109>, abgerufen am 03.05.2024.