Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.
Es war Mondschein, so daß er alles im Zimmer unterscheiden konnte. Er hielt es für gewiß, daß seine damals kranke Mutter in dem Augenblick der Erscheinung gestorben sey. Jn der That lag sie, den nachher eingelaufenen Nachrichten zufolge, zu eben der Zeit ohne allen Athemzug; hatte auch damals ein violet Band
Es war Mondschein, so daß er alles im Zimmer unterscheiden konnte. Er hielt es fuͤr gewiß, daß seine damals kranke Mutter in dem Augenblick der Erscheinung gestorben sey. Jn der That lag sie, den nachher eingelaufenen Nachrichten zufolge, zu eben der Zeit ohne allen Athemzug; hatte auch damals ein violet Band <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="84"/><lb/> aber dicht vor seinem Gesicht, das nach der Wand gekehrt war, zu klopfen anfieng, so kehrte er sich im Bette nach der andern Seite hin, und ward darauf in einer Entfernung von einem Schritte vor seinem Bette eine weiße Dunstfigur, die in einer gebuͤckten Stellung (wie auch damals die Stellung seiner kranken Mutter war) ihm den Ruͤcken zugekehrt hatte, und ihn mit bei Seite gedrehtem Kopfe ansahe. Er erkannte sie sogleich fuͤr die Gestalt seiner Mutter, und rief in Bestuͤrzung: Herr Jesus, Mutter! Sie schien dies zu hoͤren, und drehte den Kopf in dem Augenblick weiter mit einem wehmuͤthigen Blick zu ihm herum, und er erkannte deutlich ein violettes Band, das sie auf der Nachthaube hatte. Er fuhr aus dem Bette heraus, stand auf den Fuͤßen, und sie war noch da. Jn eben dem Augenblick floh sie einige Schritte von ihm weg, er sahe auf der Stelle, wo sie verschwand, einen Feuerstrahl, der vorn spitz, hinten breit und etwa anderthalb Ellen lang war, entstehen, welcher sich in einem Dunst wie eine Wolke aufloͤste, immer duͤnner ward, bis er gaͤnzlich verschwand.</p> <p>Es war Mondschein, so daß er alles im Zimmer unterscheiden konnte.</p> <p>Er hielt es fuͤr gewiß, daß seine damals kranke Mutter in dem Augenblick der Erscheinung gestorben sey. Jn der That lag sie, den nachher eingelaufenen Nachrichten zufolge, zu eben der Zeit ohne allen Athemzug; hatte auch damals ein violet Band<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0084]
aber dicht vor seinem Gesicht, das nach der Wand gekehrt war, zu klopfen anfieng, so kehrte er sich im Bette nach der andern Seite hin, und ward darauf in einer Entfernung von einem Schritte vor seinem Bette eine weiße Dunstfigur, die in einer gebuͤckten Stellung (wie auch damals die Stellung seiner kranken Mutter war) ihm den Ruͤcken zugekehrt hatte, und ihn mit bei Seite gedrehtem Kopfe ansahe. Er erkannte sie sogleich fuͤr die Gestalt seiner Mutter, und rief in Bestuͤrzung: Herr Jesus, Mutter! Sie schien dies zu hoͤren, und drehte den Kopf in dem Augenblick weiter mit einem wehmuͤthigen Blick zu ihm herum, und er erkannte deutlich ein violettes Band, das sie auf der Nachthaube hatte. Er fuhr aus dem Bette heraus, stand auf den Fuͤßen, und sie war noch da. Jn eben dem Augenblick floh sie einige Schritte von ihm weg, er sahe auf der Stelle, wo sie verschwand, einen Feuerstrahl, der vorn spitz, hinten breit und etwa anderthalb Ellen lang war, entstehen, welcher sich in einem Dunst wie eine Wolke aufloͤste, immer duͤnner ward, bis er gaͤnzlich verschwand.
Es war Mondschein, so daß er alles im Zimmer unterscheiden konnte.
Er hielt es fuͤr gewiß, daß seine damals kranke Mutter in dem Augenblick der Erscheinung gestorben sey. Jn der That lag sie, den nachher eingelaufenen Nachrichten zufolge, zu eben der Zeit ohne allen Athemzug; hatte auch damals ein violet Band
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