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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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Als sie darauf wieder einschlief, wurde sie bald durch den nehmlichen Traum abermal erwacht, an der Wahrheit dessen Jnhalts sie nun nicht mehr zweifelte. Sie verfiel darauf in ein heftiges Fieber mit Verrückung.

Während der Zeit ihrer Krankheit kam wirklich die Nachricht ein, daß ihr Gemahl unterwegs getödtet worden sey.

Einige Monate nachher gieng sie zur Messe. Nachdem diese geendigt war, fiel ihr plötzlich ein fremder Kavallier in die Augen, worauf sie ein großes Geschrei erhub und in Ohnmacht sank. Nachdem sie wieder zu sich gebracht worden war, sagte sie, sie habe diesen Kavallier für eben denjenigen erkannt, der die letzten Seufzer ihres Mannes angehört hat.

Darauf wurde dieser befragt, und es fand sich alles mit ihrem Traume übereinstimmend.


48-52.

Ein Mann, der, nachdem er mit seinem Freunde über die Unsterblichkeit der Seele lange genug disputirt, sehr unruhig zu Bette gieng, hatte folgenden Traum: Es kam ihm im Traume vor, als wäre er bettlägerig krank, und fühlte daß er sterben müsse. Endlich sahe er sich wirklich sterben. Er beweinte seinen eigenen Tod, und betrachtete mit wehmüthigem Blick seinen entseelten Leichnam.


Als sie darauf wieder einschlief, wurde sie bald durch den nehmlichen Traum abermal erwacht, an der Wahrheit dessen Jnhalts sie nun nicht mehr zweifelte. Sie verfiel darauf in ein heftiges Fieber mit Verruͤckung.

Waͤhrend der Zeit ihrer Krankheit kam wirklich die Nachricht ein, daß ihr Gemahl unterwegs getoͤdtet worden sey.

Einige Monate nachher gieng sie zur Messe. Nachdem diese geendigt war, fiel ihr ploͤtzlich ein fremder Kavallier in die Augen, worauf sie ein großes Geschrei erhub und in Ohnmacht sank. Nachdem sie wieder zu sich gebracht worden war, sagte sie, sie habe diesen Kavallier fuͤr eben denjenigen erkannt, der die letzten Seufzer ihres Mannes angehoͤrt hat.

Darauf wurde dieser befragt, und es fand sich alles mit ihrem Traume uͤbereinstimmend.


48-52.

Ein Mann, der, nachdem er mit seinem Freunde uͤber die Unsterblichkeit der Seele lange genug disputirt, sehr unruhig zu Bette gieng, hatte folgenden Traum: Es kam ihm im Traume vor, als waͤre er bettlaͤgerig krank, und fuͤhlte daß er sterben muͤsse. Endlich sahe er sich wirklich sterben. Er beweinte seinen eigenen Tod, und betrachtete mit wehmuͤthigem Blick seinen entseelten Leichnam.

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[76/0076] Als sie darauf wieder einschlief, wurde sie bald durch den nehmlichen Traum abermal erwacht, an der Wahrheit dessen Jnhalts sie nun nicht mehr zweifelte. Sie verfiel darauf in ein heftiges Fieber mit Verruͤckung. Waͤhrend der Zeit ihrer Krankheit kam wirklich die Nachricht ein, daß ihr Gemahl unterwegs getoͤdtet worden sey. Einige Monate nachher gieng sie zur Messe. Nachdem diese geendigt war, fiel ihr ploͤtzlich ein fremder Kavallier in die Augen, worauf sie ein großes Geschrei erhub und in Ohnmacht sank. Nachdem sie wieder zu sich gebracht worden war, sagte sie, sie habe diesen Kavallier fuͤr eben denjenigen erkannt, der die letzten Seufzer ihres Mannes angehoͤrt hat. Darauf wurde dieser befragt, und es fand sich alles mit ihrem Traume uͤbereinstimmend. 48-52. Ein Mann, der, nachdem er mit seinem Freunde uͤber die Unsterblichkeit der Seele lange genug disputirt, sehr unruhig zu Bette gieng, hatte folgenden Traum: Es kam ihm im Traume vor, als waͤre er bettlaͤgerig krank, und fuͤhlte daß er sterben muͤsse. Endlich sahe er sich wirklich sterben. Er beweinte seinen eigenen Tod, und betrachtete mit wehmuͤthigem Blick seinen entseelten Leichnam.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/76>, abgerufen am 02.05.2024.