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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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Aus bloßer Gefälligkeit, nachdem sie sich genug geweigert hatte, sagte sie jemanden allerlei vor, wovon sie behauptete, es werde nie eintreffen.

Jm Scherz gefodert, im Scherz gesagt, und es traf dennoch völlig ein.

Ein Landkavalier hatte sich zur Lust, jemanden zu überraschen, im Predigerrock versteckt.

Der Scherz glückte, der Mann dem es galt, verkannte ihn wirklich. Die vorerwähnte Frauensperson aber sagte: Spotten sie nicht mit dem schwarzen Rock, vielleicht kommt noch unter vier und zwanzig Stunden ein Bote, und meldet ihnen etwas, wo sie wirklich nachher einen tragen müssen. Wenn es aber geschieht, so bedeutet es eine reiche Erbschaft; auch liegt der Kranke ihrem Herzen nicht nahe, wohl aber der Frau Gemahlin, gehen sie zu ihr, um sie zu trösten.

Sie sagte es bloß um seine Lust zu dämpfen, er nimmt es auch so, nachdem er aber ins Haus tritt, findet er wirklich den Boten. Dieser meldete ihm, sein Schwager, dem noch wenige Stunden seines Lebens übrig wären, verlangte ihn zu sprechen. Der Kavalier reist, der Schwager stirbt; die Frau als die Schwester des Verstorbenen, erbt ansehnlich.

Noch eine Begebenheit von eben der Art.




Aus bloßer Gefaͤlligkeit, nachdem sie sich genug geweigert hatte, sagte sie jemanden allerlei vor, wovon sie behauptete, es werde nie eintreffen.

Jm Scherz gefodert, im Scherz gesagt, und es traf dennoch voͤllig ein.

Ein Landkavalier hatte sich zur Lust, jemanden zu uͤberraschen, im Predigerrock versteckt.

Der Scherz gluͤckte, der Mann dem es galt, verkannte ihn wirklich. Die vorerwaͤhnte Frauensperson aber sagte: Spotten sie nicht mit dem schwarzen Rock, vielleicht kommt noch unter vier und zwanzig Stunden ein Bote, und meldet ihnen etwas, wo sie wirklich nachher einen tragen muͤssen. Wenn es aber geschieht, so bedeutet es eine reiche Erbschaft; auch liegt der Kranke ihrem Herzen nicht nahe, wohl aber der Frau Gemahlin, gehen sie zu ihr, um sie zu troͤsten.

Sie sagte es bloß um seine Lust zu daͤmpfen, er nimmt es auch so, nachdem er aber ins Haus tritt, findet er wirklich den Boten. Dieser meldete ihm, sein Schwager, dem noch wenige Stunden seines Lebens uͤbrig waͤren, verlangte ihn zu sprechen. Der Kavalier reist, der Schwager stirbt; die Frau als die Schwester des Verstorbenen, erbt ansehnlich.

Noch eine Begebenheit von eben der Art.



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[64/0064] Aus bloßer Gefaͤlligkeit, nachdem sie sich genug geweigert hatte, sagte sie jemanden allerlei vor, wovon sie behauptete, es werde nie eintreffen. Jm Scherz gefodert, im Scherz gesagt, und es traf dennoch voͤllig ein. Ein Landkavalier hatte sich zur Lust, jemanden zu uͤberraschen, im Predigerrock versteckt. Der Scherz gluͤckte, der Mann dem es galt, verkannte ihn wirklich. Die vorerwaͤhnte Frauensperson aber sagte: Spotten sie nicht mit dem schwarzen Rock, vielleicht kommt noch unter vier und zwanzig Stunden ein Bote, und meldet ihnen etwas, wo sie wirklich nachher einen tragen muͤssen. Wenn es aber geschieht, so bedeutet es eine reiche Erbschaft; auch liegt der Kranke ihrem Herzen nicht nahe, wohl aber der Frau Gemahlin, gehen sie zu ihr, um sie zu troͤsten. Sie sagte es bloß um seine Lust zu daͤmpfen, er nimmt es auch so, nachdem er aber ins Haus tritt, findet er wirklich den Boten. Dieser meldete ihm, sein Schwager, dem noch wenige Stunden seines Lebens uͤbrig waͤren, verlangte ihn zu sprechen. Der Kavalier reist, der Schwager stirbt; die Frau als die Schwester des Verstorbenen, erbt ansehnlich. Noch eine Begebenheit von eben der Art.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/64>, abgerufen am 02.05.2024.